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Defend Europe

Anti-Flüchtlingsboot der "Identitären" ist in Seenot – und wird von Flüchtlingsrettern gerettet

"In Seenot Geratenen zu helfen, ist die Pflicht eines jeden, der auf See ist – unterschiedslos zu ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Gesinnung."
Foto: Facebook | Defend Europe

Es ist wirklich nicht der Sommer der rechtsextremen "Identitären Bewegung" und ihrem Schiff "C-Star". Nachdem vor zwei Wochen fünf tamilische Mitglieder aus ihrer Crew Asyl beantragt hatten und die Identitären kurzzeitig der Schlepperei verdächtig waren, gerieten sie nun wegen eines Motorschadens in Seenot.

Retten soll die Rechtsextremen ausgerechnet die Sea-Eye. Das Schiff der gleichnamigen deutschen NGO tut genau das, was die Identitären mit ihrem Boot verhindern wollen: Schiffbrüchige retten. Oh, süße Ironie.

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Michael Buschheuer, der Vorsitzende von Sea-Eye e.V., schreibt auf Facebook trocken: "In Seenot Geratenen zu helfen, ist die Pflicht eines jeden, der auf See ist – unterschiedslos zu ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Gesinnung." Die "Identitäre Bewegung" hat sich bisher nicht geäußert.

Damit entwickelt sich die "Defend Europe"-Mittelmeertour der Identitären immer mehr zum Desaster. Vor zwei Wochen war ihr Schiff im nordzyprischen Hafen Famagusta festgesetzt worden. Der Vorwurf der Behörden an den Kapitän und seinen Stellvertreter: Dokumentenfälschung – und Menschenschmuggel.

Über Monate hatten die Rechtsextremen zuvor für ihre Aktion geworben, Geld gesammelt und schließlich ein Schiff gechartert, um im Mittelmeer Flüchtlingsretter zu sabotieren. Sogar eine Facebook-Seite haben sie angelegt, wo sie regelmäßig Fotos vom Schiff posten. Wer sich allerdings als Mannschaft darauf befindet, ist nicht eindeutig geklärt.

Der einzige Identitäre, der behauptet, an Bord des Schiffes zu sein, ist ein Deutscher: Alexander Schleyer, ehemaliger Marinesoldat. Schleyer hatte auf Instagram Bilder von der Brücke eines Schiffes gepostet und dazu geschrieben, dass er dieses gerade durch das Rote Meer steuere – am gleichen Ort, an dem sich die "C-Star" zu dem Zeitpunkt befand.

Außerdem, berichtet der Watchblog Kentrail-Verschwörung, warten in Italien zwei YouTube-Stars der amerikanischen Alt-Right-Szene auf das Schiff: Brittany Pettibone und Lauren Southern (die sich beim G20 fast ein blaues Auge geholt hätte, als sie mit einem Identitären-T-Shirt neben einer linken Demo herlief).

Update: Mittlerweile haben die Identitären in einem Tweet erklärt, den Motor selbst ausgeschaltet zu haben, um ein "kleineres, technisches Problem" zu lösen. Laut Seerecht gilt ein Schiff in diesem Fall als "nicht unter Kontrolle".

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