Der 'Tages-Anzeiger' veröffentlicht diesen Wutbürger-Artikel – und wir haben Fragen
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Der 'Tages-Anzeiger' veröffentlicht diesen Wutbürger-Artikel – und wir haben Fragen

Sogar die rechtsextreme PNOS empfiehlt den Text mit den Worten "Lesen und geniessen." Was ist da bloss los? Eine Spurensuche.

Ich koche nicht sehr oft, aber wenn, dann meist Pasta mit einer ungezuckerten, aber süssen Tomatensauce, wie ich sie vor zwei, drei Jahren von einem Mitbewohner gelernt habe. Der Mitbewohner arbeitet in einem italienischen Restaurant, dort hat er wiederum das Rezept von einem Koch gelernt, der Sizilianer ist und kein Wort Deutsch spricht. Loben mich Freunde für die Tomatensauce, bedanke ich mich, erwähne diese Geschichte aber kaum. Für mich ist Multikulturalismus in erster Linie ein Geben und Nehmen, von dem wir alle profitieren können. Wenn wir nur wollen.

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Ansichten wie meine scheinen in letzter Zeit nicht sonderlich populär zu sein. Bei der sonst sehr reflektierten deutschen ZEIT stellten sich Redakteure kürzlich die Frage, ob man Menschen wirklich aus dem Mittelmeer retten soll – und finden Antworten, die nicht "Auf jeden Fall!" lauten. Und auch in der Schweiz lässt das SRF im "Club" folgende Fragen diskutieren: "Haben wir die Pflicht, Flüchtlinge aus Seenot zu retten? Oder wird so alles nur noch schlimmer?"


Auch bei VICE: Ist die Schweiz rassistisch?


Der mediale Diskurs verschiebt sich. Das aktuellste Beispiel dafür ist ein Text aus der reichweitenstärksten Qualitätszeitung der Schweiz, dem Tages-Anzeiger. Unter dem Titel "Sehr geehrte Frau Bundesrätin Sommaruga!" holt der Gastautor Maurus Federspiel in der gemeinhin als links-liberal eingeordneten Zeitung zu einem Rundumschlag gegen die Schweizer Migrationspolitik aus. Von der "totalen Durchmischung aller Völker" ist dort zu lesen, von "durchwirkten Kulturkreisen" und von "Integration als Bringleistung".

Maurus Federspiels offener Brief wurde auf Facebook inzwischen über 170-mal geteilt, unter anderem von der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer mit den Worten "Dieser Text beinhaltet sehr viel Wahrheit. Lesen und geniessen". Das wirft Fragen auf: Wie kommt es, dass ein solcher Text in einer links-liberalen Qualitätszeitung erscheint? Wer ist Maurus Federspiel? Und was passiert hier eigentlich gerade?

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Doch beginnen wir von vorne.

Wer ist Maurus Federspiel – und wo wohnt er eigentlich?

"Auf den Strassen in meinem Zürcher Quartier höre ich heute mehrheitlich ausländische Sprachen, von denen ich viele nicht einmal erkenne. Ich bin in diesem Quartier aufgewachsen, aber bisweilen fühle ich mich hier jetzt wie ein Fremder. Das ist, gelinde gesagt, irritierend." – Maurus Federspiel im 'Tages-Anzeiger'

Mit diesen Worten eröffnet der Autor Maurus Federspiel in seinem offenen Brief, wie sich die Entwicklungen in der grossen Politik auf sein Leben im Kleinen auswirken. Damit ich mich besser in seine Lage versetzen kann, habe ich etwas recherchiert und das Zürcher Quartier ausfindig gemacht, das Maurus Federspiel zu einem über 1.200 Wörter langen offenen Brief gegen die derzeitige Migrationspolitik veranlasst – überraschend für mich: Der Ausländeranteil im Quartier ist in den letzten Jahrzehnten gesunken. Von 36 auf 31 Prozent. Zieht man die Deutschen im Quartier ab, die angesichts ihrer Sprache wenig zu Maurus Federspiels Irritation beitragen dürften, ist der Unterschied sogar noch grösser. 1993 lag der Anteil an Ausländern laut Statistik Zürich bei 34 Prozent, 2017 bei 24 Prozent.



Stellen sich die Fragen: Liegt das Problem wirklich am Quartier, oder vielleicht doch eher in der Wahrnehmung des Autors? Und wie kommt es dazu, dass eine Qualitätszeitung einen Text publiziert, der auf Gefühlen aufbaut, die faktisch klar widerlegbar sind?

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Über Maurus Federspiel selbst ist im Internet erstmal nicht viel zu erfahren. Wikipedia verrät lediglich: Schriftsteller und Journalist, 1974 in Basel geboren, Creative Writing in New York studiert, heute wohnhaft in Zürich. Zwei Romane veröffentlicht, 2005 und 2014, wobei er seinen Erstling nicht einmal auf seiner Webseite aufgeführt habe, die inzwischen nicht mehr online ist.

Sein 2014 erschienener Roman Feind wird von zwei grösseren Zeitungen in der Schweiz besprochen, der NZZ und der Weltwoche. Die NZZ lobt Federspiels Flair für das Groteske, die Weltwoche nennt ihn begabt, hebt seine dichte, ambitionierte und hochkonzentrierte Sprache hervor, warnt ­aber auch: "Literatur und Trash kollidieren". Mit der Weltwoche verbindet Maurus Federspiel aber nicht nur diese Rezension. Der Zürcher schreibt auch selbst für die Wochenzeitung, deren Verleger und Chefredaktor Roger Köppel für die rechtspopulistische SVP im Nationalrat sitzt. Mindestens neun Texte sind seit der Rezension unter dem Namen Maurus Federspiel erschienen. Bei drei der Texte durfte Maurus Federspiel im Namen der Weltwoche auf Leserfragen antworten.

Es steht natürlich erstmal allen frei, für die Zeitung ihrer Wahl zu schreiben, auch für eine Rechte. Trotzdem drängt sich die Frage auf: Wie kommt es dazu, dass eine links-liberale Zeitung plötzlich einen politischen Text eines Autors mit diesem Hintergrund veröffentlicht?

Wieso schreibt Maurus Federspiel nicht direkt an Bundesrätin Sommaruga?

"Magistratinnen und Magistraten sind keine blossen Funktionäre, sondern müssen eine Vision haben, das Bild einer Zukunft, die sie für erstrebenswert halten. In diesem Sinne möchte ich Sie nach Ihrer Vision für die Schweiz fragen.

Wie soll die Schweiz in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren aussehen – mit besonderem Hinblick auf die Migrationspolitik, auf die Sie ja als Vorsteherin des Justiz- und Polizeidepartements in besonderer Weise Einfluss haben? Dabei werde ich hier skizzieren, was mir an der derzeitigen Entwicklung Sorgen bereitet." – Maurus Federspiel im 'Tages-Anzeiger'

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Habe ich als Kind meine Mutter gefragt, wieso Person X macht, was sie eben macht, hat meine Mutter gerne geantwortet: Wieso fragst du sie nicht gleich selbst? So wie meine Mutter recht damit gehabt hat, dass man nicht lügen soll, wenn man ernst genommen werden möchte, hat sie wohl auch damit recht gehabt. Maurus Federspiel scheint meine Mutter nicht zu kennen.

Als Grundlage für seinen offenen Brief nennt Maurus Federspiel die Frage, was Bundesrätin Sommarugas migrationspolitische Vision sei. Maurus Federspiel geht in seinem Text nicht weiter auf die Frage an Simonetta Sommaruga ein, sondern skizziert seine persönlichen Sorgen, vorwiegend als Fragen ohne Antworten. Wie watson gezeigt hat, ist Simonetta Sommaruga für den rechten Mob in der Schweiz, was Angela Merkel für Deutschland ist: ein Blitzableiter.

Ganz im Sinne der Werte, die mir meine Mutter mitgegeben hat, habe ich für Maurus Federspiel bei Bundesrätin Simonetta Sommaruga nachgefragt. Der Wortlaut meiner Anfrage an das Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement EJPD, dem Sommaruga vorsteht:

Frau Sommaruga, wie soll Ihre Schweiz in 10, 20 oder 50 Jahren aussehen? Insbesondere hinsichtlich der Migrationspolitik.

Auf meine Anfrage habe ich erst einen Rückschlag erhalten. Simonetta Sommaruga weile derzeit im Urlaub und könne nicht auf meine Frage antworten, und auch sonst wäre eine Antwort zu umfassend, als dass sie innerhalb der Woche bei mir angelangen könnte. Auf meinen Vorschlag, mir Statements weiterzuleiten, in denen Sommaruga zu dieser Frage Stellung nehme, gingen die Medienverantwortlichen jedoch gerne ein (sämtliche Stellen findest du am Ende dieses Textes).

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Die Frage, die für Maurus Federspiel die Grundlage für einen offenen Brief in einer der reichweitenstärksten Zeitungen der Schweiz ist, lässt sich also mit einer simplen Mail-Anfrage beantworten – wenn man denn möchte.

Bleibt die Frage: Wie kommt es dazu, dass die reichweitenstärkste Qualitätszeitung der Schweiz trotzdem einen offenen Brief dazu veröffentlicht?

Warum lesen wir in einer links-liberalen Zeitung plötzlich von der "totalen Durchmischung aller Völker"?

"Totale Durchmischung aller Völker", "durchwirkte Kulturkreise", "Integration als Bringleistung", "urbaner Moloch" – Maurus Federspiel im 'Tages-Anzeiger'

Über die letzten Jahre sind die Schweizer Medien immer stärker nach rechts gerutscht. Die Speerspitzen dieser Bewegung sind die SVP-nahen Weltwoche und die Basler Zeitung. "Die Journalisten haben darauf reagiert, wie die Bevölkerung die Weltlage einschätzt, und haben sich entsprechend auch ein bisschen angepasst", erklärt Rainer Stadler, der seit 29 Jahren für die NZZ über Medien schreibt, diesen Wandel. Diese Einschätzung teilt laut SRF auch der emeritierte Professor und Medienwissenschaftler Roger Blum.


Auch bei VICE:


Zuwanderung gehört laut dem Sorgenbarometer der Credit Suisse seit Jahren zu den grössten Sorgen der Schweizer Bevölkerung. 2017 landen Ausländer und Ausländerinnen auf Platz 3 der grössten Sorgen, Flüchtlinge und Asyl auf Platz 6. Berichten Medien wie die Basler Zeitung aus einer rechten Perspektive über diese Themen, erreichen sie insbesondere online ein dementsprechend grosses Publikum.

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Bleibt die Frage: Wie kommt es dazu, dass in einer links-liberalen Zeitung plötzlich ein Text erscheint, der auch von rechtsextremen Parteien wie der PNOS weiterverbreitet wird?

Auf meine Nachfrage in der Redaktion des Tages-Anzeiger, was die Argumente dafür waren, den Text zu publizieren, bekam ich eine klare Antwort: keine Auskunft.

Ist Zuwanderung wirklich ein Problem?

"Wie verträgt sich diese starke Zuwanderung mit der Einrichtung des Sozialstaats? Stöhnen nicht heute schon viele Gemeinden unter der Last der Aufwendungen für Soziales? Glauben wir, über einen Garantieschein für immerwährenden Reichtum zu verfügen?

Und wie lässt sich der Anspruch auf weibliche Emanzipation mit dem Erstarken des Islam vereinbaren? Die Handschlag-Verweigerung gegenüber einer Lehrerin an einer Aargauer Schule ist nur ein unheilvolles Vorzeichen. Was ist mit den vielen jetzt schon verschleierten Frauen? Lässt sich das so einfach als freie individuelle Wahl abtun? Oder ist es vielmehr Ausdruck der Verpflichtung an ein anderes Gesetz?" – Maurus Federspiel im 'Tages-Anzeiger'

Einen seiner Weltwoche-Texte aus dem Jahr 2017 beginnt Maurus Federspiel mit den Worten: "Ja, ich bin reaktionär". In seinem offenen Brief wirft Maurus Federspiel viele Fragen zu grossen, sehr emotional diskutierten Themen auf, liefert aber wenig Antworten. Natürlich kann man diese Fragen diskutieren, die sachlichen Antworten werden aber kaum aus der Kommentarspalte geliefert.

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Auch bei VICE:


Exemplarisch für den inhaltlichen Gehalt des Textes von Maurus Federspiel möchte ich folgende Stelle hervorheben:

"Integration hat Liebe zur Voraussetzung – Liebe zu einem Land, zu einer Sprache oder Kultur, Liebe zuerst einmal aufseiten des Zugewanderten: Integration ist eine Bringleistung." – Maurus Federspiel im 'Tages-Anzeiger'

In der Schweiz gibt es ein Integrationsmodell, das schweiz- und sogar europaweit als Vorbild angesehen wird, das Basler Integrationsmodell. Der Schweizer Nachrichtendienst lobt das Modell als "das beste und nützlichste Instrument im Kampf gegen Fundamentalismus". Dieses Modell hat einen Slogan: Fördern und Fordern – vom ersten Tag an, verbindlich. Integration versteht es als Geben und Nehmen, als gemeinsames Projekt von Migranten und der Schweiz. Man kann nun den Erfolg dieses Ansatzes anerkennen, oder sich sein eigenes Integrationsmodell konstruieren. Ohne jegliche Faktengrundlage.

Bleibt die Frage: Wie kommt es dazu, dass eine links-liberale Qualitätszeitung ein lediglich auf Gefühlen einer Einzelperson basierendes Pamphlet veröffentlicht, das eine der grössten Ängste der Schweizer Bevölkerung bearbeitet?

Diese Frage wird auch nicht beantwortet, wenn der Tages-Anzeiger einen Tag später einen Gegenkommentar online stellt. Der Post auf der Facebook-Seite der Partei National Orientierter Schweizer bleibt – und damit auch der sehr fahle Beigeschmack.

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Ich habe das Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement EJPD gefragt, wie sich Bundesrätin Simonetta Sommaruga ihre Schweiz in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren hinsichtlich der Migrationspoltik vorstellt. Das EJPD verwies mich auf folgende Auszüge aus Reden und Interviews von Bundesrätin Sommaruga:

NZZ-Interview vom 24.11.2016

NZZ: Endlos wird die Bevölkerung nicht wachsen können.
Simonetta Sommaruga: Das muss ja auch nicht sein. Wir können unser Arbeitskräftepotenzial besser ausschöpfen, dann braucht es weniger Zuwanderung. Das bedingt aber auch, dass man bereit ist, Massnahmen zu ergreifen. Zum Beispiel Frauen zu ermöglichen, Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bringen. Oder Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Ich möchte jene Person sehen, die sich wünscht, dass wir wieder ein Emigrationsland werden. Denn das hiesse, dass es uns hundsmiserabel schlecht ginge – jedenfalls im Vergleich zu heute.

Rede vom 3.12.2016

"Wenn Menschen sich von der Realität abwenden, sind es oft die internationalen Zusammenhänge, die als erstes aus dem Blickfeld verschwinden. Doch die Wirklichkeit macht in einer vernetzten Welt nicht an Grenzen und Gartenzäunen halt. Wenn in Syrien Bomben auf Wohngebiete fallen, bleibt das nicht ohne Auswirkungen auf uns, ob wir das wollen oder nicht. Und wenn unsere Unternehmen mit den Entwicklungsländern Geschäfte machen, bleibt das nicht ohne Folgen für die dortige Bevölkerung, auch wenn wir davon nichts merken. Es ist ein wenig wie bei Mani Matter. Wenn wir hierzulande ein Zündhölzli fallen lassen, kann das irgendwo auf der Welt einen Flächenbrand auslösen. Und umgekehrt."

Rede vom 1.8.2016

"Geschätzte Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir blicken am heutigen 1. August nicht ganz ohne Sorgenfalten in die Zukunft. Aber blicken wir dennoch zuversichtlich nach vorne. Wir sind nicht nur ein wohlhabendes Land, wir sind auch ein kulturell reiches Land. Unser Land hat immer wieder bewiesen, dass wir über eine ausgesprochene Integrationskraft verfügen. Nehmen wir die Eröffnung des Gotthardtunnels vor zwei Monaten als Symbol für die Identität der Schweiz in Europa:

Der Gotthardtunnel steht für Verbindung und nicht für Trennung. Der neue Tunnel steht für die Überwindung von Grenzen – und nicht für deren Schliessung. Geschätzte Mitbürgerinnen und Mitbürger: Pflegen wir also unsere Kultur und unsere Kulturen, unsere direkte Demokratie, pflegen wir unsere humanitäre Tradition und unsere internationale Verbundenheit – all das macht uns aus."

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SonntagsZeitung-Interview vom 28.12.2014

Sonntagszeitung: Haben Sie etwa keine Überzeugungen?
Simonetta Sommaruga: Diese Frage meinen Sie jetzt nicht ernst, oder? Die eigene Überzeugung ist der Kern aller Politik – ohne Überzeugung hat man in der Politik nichts verloren. Aber die Politik hört nicht bei der eigenen Meinung auf. Ich habe deshalb nach meiner Wahl zur Präsidentin betont, wie wichtig Kompromisse sind. Am Tag nach meiner Wahl hat mich jemand in einem Restaurant angesprochen und erklärt: "Frau Bundesrätin, dass Sie gesagt haben, Kompromisse seien ein Zeichen von Stärke, finde ich ganz wichtig."

Wir haben viele Forderungen der Bevölkerung an die Regierung angesprochen. Haben Sie für Ihr Präsidialjahr 2015 einen Wunsch an die Bevölkerung?
Es wird auch im kommenden Jahr Auseinandersetzungen darüber geben, wie wir die Zukunft unseres Landes gestalten. Die einen sehnen sich nach einer ländlichen, traditionellen Schweiz, andere wollen eine offene, vernetzte Zukunft. Doch in der Schweiz ist das kein Entweder-oder. Die Schweiz ist beides. Ich wünsche mir, dass wir die Kraft aufbringen, die dazu notwendigen, tragfähigen Kompromisse zu finden.

Der Bund-Interview vom 13.9.2014

Der Bund: Die Aufregung ist im Moment gross. Wie werden wir in zehn Jahren auf den 9. Februar [Annahme Masseneinwanderungsinitiative] zurückschauen?
Simonetta Sommaruga: Ich hoffe, dass der 9. Februar dereinst als Weckruf wahrgenommen wird. Die Personenfreizügigkeit hat es der Wirtschaft erlaubt, einfach und unbürokratisch ausländische Arbeitskräfte ins Land zu holen. Der Druck, im Inland zu rekrutieren und in die Bildung der Angestellten zu investieren, fehlte. Wenn sich hier etwas ändert, dann hat der 9. Februar etwas Gutes gehabt. In der Schweiz muss es möglich werden, Kinder zu haben und gleichzeitig eine anspruchsvolle Tätigkeit auszuüben – und zwar für Väter und Mütter. Auch bei Flüchtlingen besteht Potenzial.

Rede vom 29.3.2014

"Mir schwebt eine andere Schweiz vor: Eine offene Schweiz, die ihre Eigenheiten pflegt, und die gleichzeitig auch weiss, dass sie ein solidarischer Teil Europas ist."

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