Satire

Wir erklären "deutsche Lebensverhältnisse" in sechs Wörtern

Wer deutsch werden will, muss auch deutsch leben – das hat die Große Koalition bei der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts beschlossen. Eine schwarzrotgoldene Gebrauchsanweisung.
Familie sitzt vor Fernseher und schaut Nachrichten
Foto: imago | Niehoff

Socken in Sandalen, Kartoffelsalat zu Weihnachten und eine penible Kassenbandhierarchie gelten international als deutsch. Was deutsche Kultur allerdings tatsächlich beinhaltet, scheinen nicht einmal Deutsche selbst zu wissen, auch nicht die Bundesregierung.

Am Dienstag einigte sich die Große Koalition auf eine Reform des Staatsbürgerschaftsrechts. Wer zwei Staatsbürgerschaften hat und sich einer ausländischen, terroristischen Vereinigung anschließt, soll zum Beispiel künftig den deutschen Pass verlieren. Auch Menschen in Vielehen sollen die deutsche Staatsbürgerschaft nicht bekommen können. Das hängt allerdings nicht nur von ihren Vorstellungen einer Beziehung ab, sondern laut neuem Gesetz auch davon, ob sie sich "in deutsche Lebensverhältnisse einordnen" können.

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Eine schwammige Formulierung, kritisiert unter anderem die Publizistin Ferda Ataman. Wir haben eine Sammlung dessen erstellt, was diese ominösen deutschen Lebensverhältnisse sein könnten – in sechs Wörtern.

"'Zweite Kasse bitte!' durch Supermarkt schreien." – Samira, 25

"Ausländer raus, aber Döner schmeckt gut" – Ronny, 33

"Fridays for Future? Thursday for Diesel!" – Konrad, 51

"Warum bitte keine Blutwurst beim Islamkonferenz-Buffett?" – Horst, 69

"Morddrohungen aussprechen für Spargel- oder Möhrenkritik." – Rebecca, 26

"Auf N-Wort beharren, Kartoffel rassistisch finden." – Aylin, 19

"Auf Fleisch verzichten, trotzdem Aufschnitt essen." – Manfred, 60

"Langstreckenflüge von Klima-Aktivisten bei Instagram recherchieren." – Rainer, 52

"Volksentscheide auf Bundesebene gegen Politikverdrossenheit wollen." – Simon, 44

"Als erstes über Kopftücher abstimmen lassen!" – Jörg, 65

"Grenzen überschreiten ist Teil der Verführung." – Yannis, 22

"Sie trägt Dirndl, sie will das." – Jonas, 23

"An der Supermarktkasse nach Warentrenner schreien." – Jan, 33

"Abfalltrennung feiern, Plastikmüll nach Asien exportieren." – Steven, 24

"Mal sehen, was die Nachbarn treiben!" – Bettina, 64

"Mein Hund kriegt nur bio-vegan-regionales Futter." – Svenja, 29

"Tschechien, Polen? Die ehemaligen deutschen Ostgebiete?" – Alexander, 78

"Also ich finde Gartenzwerge sehr putzig." – Irmgard, 44

"Die Gartenzwerge sind natürlich IRONISCH gemeint." – Yona, 21

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"Erderwärmung? Ich freu mich über die Sonne!" – Hendrik, 22

"Samstags Großeinkauf, sonntags Biergarten, abends Tatort." – Johanna, 44

"Fünf Minuten zu früh ist pünktlich." – Max, 26

"Nachbarschaftswache gründen, um Hundehaufen zu melden." – Holger, 69

"Entschuldigung, ich war zuerst da. Hallo?" – Anna, 20

"Zwei Zimmer, Küche, Bad, 1500 Euro." – Joachim, 55

"Mein Kind möchte das aber so." – Constanze, 32

"Wer saufen kann, kann auch arbeiten." – Martin, 40

"DOCH! Mein Auto kriegt einen Namen!" – alle, immer

"Ein bisschen Butter geht schon noch." – Ursula, 57

"Rasen muss jede Woche gemäht werden." – alle über 30

"Socken in Sandalen sind doch praktisch!" – Karl-Eberhardt, 58

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