Fußball

Video: Thierry Henry und Danny Rose sprechen über Depressionen im Fußball

"Ein Club wollte mich treffen, nur um abzuchecken, ob ich verrückt bin", sagt Tottenhams Nationalspieler Rose.
Danny Rose und Thierry Henry

Fußballtrainer als Nichtsnutze zu beschimpfen, Spieler als faul zu bezeichnen, all das fällt leicht, wenn wir auf der Tribüne stehen oder vor dem Fernseher sitzen. Denn den meisten von uns sind die Spieler egal. Sie sind nur Spielfiguren auf dem Platz. Wenn sie nächste Woche wieder da stehen, im Champions-League-Finale, dann werden wir sie feiern und bejubeln. Jedenfalls, wenn sie gewinnen.

Und wenn sie verlieren?

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Dann ist es ihre Schuld. Wir denken, dass wir uns empören dürfen. Schließlich war der Spieler zu langsam, der Trainer zu blöd, der Schiri ein parteiisches Arschloch – und außerdem ist es ja ihr Job, sie verdienen Millionen. Was das mit den Leuten auf dem Platz macht, wie es ihnen geht, daran denken wir nicht.

Wie Spieler und Trainer mit dem Druck des Profifußballs umgehen, zeigt die BBC in einem Kabinengespräch. Am Sonntag veröffentlichte der britische Sender die einstündige Dokumentation A Royal Team Talk. Drei aktive Profis und zwei heutige Trainer sitzen in einer Umkleidekabine und reden: Danny Rose, Verteidiger bei den Tottenham Hotspurs, Gareth Southgate, Trainer der englischen Nationalmannschaft, zwei englische Ex-Nationalspieler, Peter Crouch und Jermaine Jenas, und Thierry Henry, bis zu seinem Karriereende einer der besten Stürmer der Welt. Daneben sitzt auch noch Prinz William, der sich für mentale Gesundheit einsetzt.

Was simpel wirkt, ist ein wirklicher Hoffnungsschimmer, nicht nur für den Fußball: Die Spieler erklären öffentlich, wie sie mit mentaler Gesundheit umgehen und auch, wie sehr das Thema verschwiegen wird.

Danny Rose etwa sprach im vergangenen Juni das erste Mal über seine Depression: "Ich wollte nichts tun und habe nicht geschlafen", sagt er. Wegen des Drucks wollte er den Club wechseln. Er erzählt: "Ein Club wollte mich kennenlernen. Nur um abzuchecken, ob ich verrückt bin." Zu der Zeit hatte Danny Rose seine erste "ernsthafte Verletzung": wegen eines Innenbandrisses im Knie konnte er monatelang nicht spielen.

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Vor allem aber ist bemerkenswert, dass sich hier aktive und erfolgreiche Spieler und Trainer zu Wort melden. Rose steht mit seinen Spurs am Samstag kommender Woche im Champions-League-Finale; Gareth Southgate führte die Engländer letztes Jahr bis ins Halbfinale der WM.


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Obwohl die Fußballwelt versucht, ihre Klischees abzubauen, halten die sich hartnäckig. "In der Männerumkleide ist es praktisch verboten zu weinen", sagt Thierry Henry. Ob er je depressiv war, wisse er gar nicht. "Ich wurde nie [über Depressionen] aufgeklärt", sagt er. "Ich habe nie gelernt, wie man jemanden respektiert, der sein Herz öffnet." Die Fußballer nicken zustimmend.

In der Dokumentation treffen die Profis später auch auf vier Amateur-Fußballer, die ebenfalls mit Mental-Health-Problemen zu kämpfen hatten. Suizid sei die häufigste Todesursache für Männer unter 45, heißt es im Video. Und Mentale Gesundheit genauso wichtig wie körperliche. Vielleicht kann dieses Video zeigen, dass es im Fußball nicht nur um Sieg und Niederlage geht – sondern auch um die Menschen dahinter.

Die Dokumentation kann man bisher nur aus Großbritannien sehen. Sie ist in der Mediathek des BBC zu finden.

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