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Drogen

Wegen Foto mit Joint: Polizei ermittelt gegen Facebook-Nutzer

Wir haben die Hamburger Beamten gefragt, ob sie das wirklich ernst meinen.

Die folgende Information ist nicht geheim, für die Hamburger Polizei dürfte sie trotzdem absolut mind-blowing sein: Es gibt ein relativ erfolgreiches YouTube-Format, in dem Rapper öffentlich kiffen. In Deutschland. Vor laufender Kamera. Für die meisten Menschen im 21. Jahrhundert wäre das nicht erwähnenswert, aber weil die Polizei Hamburg zur Zeit gegen eine Person ermittelt, die auf einem Facebook-Foto mit einem vermeintlichen Joint zu sehen war, wollten wir es noch mal erwähnen.

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Auf mehreren Cannabis-Blogs kursiert zur Zeit das Foto eines Schreibens der Polizei Hamburg. Darin wird dem Empfänger erklärt, dass man gegen ihn wegen einer Straftat ermittelt: "Durch Internetrecherche wurde bekannt, dass Sie gegen das BTMG verstoßen haben, indem Sie Joints in Bildern (Facebook) aufzeigten". Das fragliche Joint-Foto ist bislang noch nicht auf den Blogs aufgetaucht.


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Das warf bei uns mehrere Fragen auf: Ist das ein Fake? Und wenn nicht: Wie hatte die Polizei von dem Foto erfahren und warum sah sie sich genötigt, Ermittlungen einzuleiten? Eine Sprecherin der Polizei Hamburg bestätigte gegenüber VICE, dass es sich hier tatsächlich um ein Schreiben der Polizei Hamburg handelt. Das Bild habe "ein Hinweisgeber" der Behörde gemeldet. Auf dem Foto sei die verdächtigte Person zusammen mit einer "rauschgiftverdächtigen Substanz" zu sehen, womit die Veröffentlichung einen Anfangsverdacht gegen §29 (1) Nr.3 BtMG (Besitz von Betäubungsmitteln) begründe.

Fassen wir also zusammen: Jemand gibt der Polizei einen Hinweis, dass auf einem Foto jemand mit etwas zu sehen ist, das wie ein Joint aussieht. Die Polizei prüft diesen Hinweis eingehend, beschließt, dass er für einen Anfangsverdacht ausreicht, und leitet ein Ermittlungsverfahren ein. Aber warum überwog für die Beamten nicht die Wahrscheinlichkeit, dass der "Joint" etwas völlig Legales enthielt wie, sagen wir, reinen Tabak? Also haben wir erneut bei der Pressestelle nachgefragt. Die Sprecherin verwies in ihrer Antwort darauf, dass sie keine weiteren Angaben zu einem laufenden Ermittlungsverfahren geben könne. Langsam schien es so, als würden es die Beamten selbst bereuen, dass irgendein unausgelasteter Kollege Ermittlungen eingeleitet hatte wegen eines Fotos, das vielleicht einen Joint zeigt.

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