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Popkultur

​#sogrillenmänner ist sexistische Scheiße

Der Saucenhersteller Bull's Eye hat mit seiner neuen Kampagne bewiesen, dass er deutsche Männer für dumm und rassistisch hält.
Foto: Grey Hutton

Sommerzeit ist Grillzeit. Und jetzt, wo die Temperaturen langsam aber stetig nach oben klettern (und dort hoffentlich auch bleiben), können wieder der Grill aus der Garage und die Kohlen aus dem Keller geholt werden. Woran denken wir, die Wurstbegeisterten, als Erstes, wenn wir ans Grillen denken? Fetttriefende Steaks, Papiertischdecken auf schnell mal eben abgewischten Plastikgartenmöbeln, Kräuterbaguette und Kartoffelsalat? Oder doch eher daran, sich über den ausländischen Nachbarn mit seinen komisch klingenden Speisen lustig zu machen?

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Für den Grillsaucen-Hersteller Bull's Eye scheint die Antwort ganz klar auf der Hand zu liegen. Keine Grillsaison ohne ein bisschen Alltagsrassismus, denn wer ein Mann ist, zeigt mit dem Finger auf alles, was er nicht kennt, und lacht erst mal. Nachdem sich die Firma für ihre Aktion #SoGrillenMänner schon mit fragwürdigen Slogans á la „Ein Wochenende ohne Grillen ist wie ein Pinguin-Porno … sinnlos!" mehr Fragen aufgeworfen als Fleischgelüste geweckt hat und davor im Allgemeinen keinen Hehl daraus gemacht hat, dass sie ihre Hauptzielgruppe (Männer) für dumm und Gemüse für einen schlechten Scherz hält, haben die Ketchup-Strategen für das aktuellste Posting noch eins draufgelegt.

„Halloumi? Du mich auch!" lautet der Claim auf einem Fotoposting, die Bildunterschrift macht dann noch mal ein bisschen klarer, was genau das Problem der Firma mit schmackhaftem Grillkäse ist: „Was ich nicht auspsrechen [sic!] kann, kommt mir nicht auf den Grill!" Jetzt kann man vielleicht nicht von jeder Person auf diesem Planeten erwarten, dass sie weiß, was Halloumi ist. Was genau man sich als expliziter Saucenhersteller von Grillwaren davon erhofft, sich nicht nur offensichtlich dumm zu stellen, sondern die potentiellen Kunden als eine homogene Masse aus dumpfbackigen, einfältigen Vollidioten zu sehen, die gegen alles Fremde Vorbehalte haben und denen nichts auf den Grill kommt, was sich nicht auch ein Pegida-Anhänger auf den Rost werfen würde, bleibt das Geheimnis von Bull's Eye.

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Screenshot: Facebook

Es ist ja grundlegend nichts Neues: Während Frauen in der Werbung wahlweise als makellose Sexbomben oder alleskönnende Supermamis dargestellt werden, ist der Mann als solcher in aller Regel ein hilfsbedürftiger Untermensch. Warum? Weil es anscheinend irgendwann einmal Erhebungen gegeben hat, dass Werbung als solche im Allgemeinen vor allem bei Frauen funktioniert und deswegen auch auf Frauen ausgerichtet sein sollte. Oder so. Wer weiß das schon. Zumindest gilt das für TV-Werbung.

Werbung über Social Media funktioniert allerdings vor allem anders, weil sich die gepostete (oder über Facebook gesponserte) Werbung deutlich zielgerichteter schalten lässt. Schließlich kann man einerseits sehen, wem die eigene Seite gefällt und wer somit direkte Zielgruppe ist, und außerdem relativ konkret festlegen, wem gesponserte Posts in die Timeline gespült werden sollen. #sogrillenmänner richtet sich explizit an das vermeintlich starke Geschlecht, da saßen also Leute, darunter sicherlich auch Männer, die sich überlegt haben, womit der durchschnittliche Mann hinterm Gartengrill hervorzuholen ist.

Es gab also ein Brainstorming, womöglich mehrere Pitches, Diskussionen über Bildauswahl und Copy, also den Satz, der in diesem Fall als Bildunterschrift fungiert. Und nach all den Diskussionen, dem Abgleich mit dem selbsterklärten Kampagnenziel und womöglich der Frage, welche Art von Posting auf Facebook am besten funktioniert, ist das hier dabei herausgekommen? Welcher potentielle Kunde hat Lust darauf, ein Produkt zu erwerben, wenn er von ebenjenen Produktvertretern als sprachlich limitierter Rassist gebrandmarkt wird? Ganz abgesehen davon, dass der Saucenhersteller damit auch ziemlich klar macht, welche Art von Personen er eindeutig nicht als Kunden haben möchte. Die nämlich, bei denen Nahrungsmittel wie Halloumi klar Teil der Grillkultur sind.

Und wenn wir schon bei sprachlichen Mängeln und Tippfehlern sind: „Was ich nicht ausschreiben kann, poste ich nicht auf Facebook" wäre sicherlich auch ein schönes Motto zur Sloganpolitik gewesen. Dann hätte Bull's Eye sich nämlich einiges an Shitstorm gespart.