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Gib Zürich dein Gesicht

Wir sind Zürich!

Zürich ist mehr als blau-weiss. Zürich ist multikulti, ein lebenslanges Holi Festival—und wir ein Teil davon.
Alle Fotos von Horatiu Sovaiala

Die Fachstelle für Integrationsfragen des Kantons Zürich will mit „Ich bin Zürich" zeigen, wie bunt dieser Kanton ist. Was VICE dazu beiträgt, lest ihr hier.

Zürich ist multikulti—auch wenn manche das nicht wahrhaben wollen. Unser Appenzeller Vorglüh-Quöllfrisch kaufen wir am iranischen Kiosk. Den VBZ-Bus zum nächsten Club fährt eine Deutsche. Der Club-DJ trägt einen fancy englischen Namen. Und unsere für den Tag danach genau richtig fettige Kater-Prosciutto bestellen wir beim Türken.

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Und das Beste daran: Das Leben funktioniert ganz gut so. Entgegen allem Bünzli-Kulturpessimismus wurden wir noch keiner muslimischen Riesenkrake mit vier Köpfen als Beruhigungs-Snack geopfert. Stattdessen dreht sich unsere Welt munter weiter—und mit ihr unser blau-weisser Lieblingskanton.

Um diese alltägliche Erfolgsgeschichte zu würdigen, haben wir uns mit der Fachstelle für Integrationsfragen des Kantons Zürich zusammengetan. Als Teil der Kampagne „Ich bin Zürich" auf www.ichbinzuerich.ch heisst es nun in der zweiten Runde: „Gib Zürich dein Gesicht" Deshalb porträtieren wir die nächsten vier Wochen regelmässig einen Zürcher oder eine Zürcherin, die sich alle in einem kleinen Teil von Ur-Schweizern unterscheiden—Herkunft: Ausland. Einen Überblick bekommt ihr auf der Karte:

Grafik: VICE Media

Los geht's nächste Woche mit Alex Marchi. Wohl niemand in Zürich fährt so viele italienische Luxuskarren durch die Gegend wie der Italo-Parkierer. Zwar gehört ihm keine davon, als Inhaber von Valet Züri hat sich Alex aber schon einen guten Ruf gemacht—auch bei der Polizei.

Die Woche darauf ist Ghamkin Saleh an der Reihe. Mit seinen Brüdern sorgt er bei Coiffeur Saleh dafür, dass dank syrischer Fadentechnik keine Monobraue den Salon verlässt. Weiter geht's mit Dusanka Simic, die noch vor wenigen Jahren auf der Suche nach schicken Vintage-Kleidern für ihren hobbymässig betriebenen Online-Shop über Flohmärkte schlenderte. Heute braucht die Serbin Unterstützung von ihren Schwestern, um ihren Laden Jo Brauer an der Europaallee zu schmeissen.

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Zum krönenden Abschluss schreiben wir über das Team vom Hive. Seine Truppe stammt von überall auf der Welt, hat sich und seinen tausenden von Gästen aber im Bienenstock bei der Hardbrücke ein zweites zu Hause aufgebaut. Leider haben wir nur Platz für vier Erfolgsstories. Dabei gäbe es noch tausende Andere zu erzählen. Um dem zumindest ansatzweise gerecht zu werden, haben wir auf der Karte acht weitere Punkte eingezeichnet.

Alle Fotos von Horatiu Sovaiala

Da ist zum Beispiel Sami Khouri, der im Palestine Grill neben den besten Falafel der Stadt auch ein bisschen Frieden verkauft—dem Israel-Streetfood Sabich sei dank.

Was für andere ein Hobby ist, hat sich DJ Abdel Hady bei Miteinander Musik zur Family Affair gemacht. Dort veredelt schon mal die Stimme des ägyptischen Vaters seine Produktionen. Abdel Hadys Oberarm-Tattoo stammt wahrscheinlich nicht von Niculin Gross. Kunden scheint der L.A.-Tättowierer aber genug zu haben—sofern es genug Kunden überhaupt gibt. Genug können zumindest die Jungs der Freestyle Convention nicht bekommen. Seit acht Jahren hauen die kurdisch-, türkisch-, bis bündnerstämmigen MCs dem Exil-Publikum die spielerisch verpackten Lines um die Ohren.

Wenn tibetische Flüchtlinge nur noch Bahnhof verstehen, hilft die Anlaufstelle Shenpen (übersetzt „anderen helfen") weiter. Das aus tibetischen Secondos bestehende Shenpen-Team mit Dekyi Taradoepa übersetzt ehrenamtlich Behördendeutsch, begleitet Asyl-Anträge und hübscht Lebensläufe und Wohnungsbewerbungen für tibetische Neuankömmlinge auf.

Neu angekommen ist vor etlichen Jahren auch Athanasios Dailianis. Der Grieche passt mit seiner Taverne Poseidon auf, dass Uster keinen tragischen Mangel an griechischem Wein erleidet. Mindestens so zwangslos kocht das Maison Manesse-Team . Die Avantgarde-Gastronomen führen in Wiedikon DAS Restaurant des 21. Jahrhundert. Traditioneller orientiert ist Ralf Paul. Seit mehr als zehn Jahren sorgt der Exil-Berliner und Passions-Brauer dafür, dass Bier Paul so schmeckt, wie richtiges Bier schmecken sollte.

So viele Menschen, so viele Erfolge—und alle geben Zürich ein Gesicht. Wortwörtlich. Jeder der 1.4 Millionen Zürcher kann ein Foto von seinem Gesicht auf die Kampagnen-Seite von „Gib Zürich dein Gesicht" hochladen und alle verschmelzen dank Morphing-Tool zu einem einzigen. So entsteht nicht nur das schönste Gesicht des Kantons, sondern auch die einzig wahre Zürcher Identität, die Platz für alle hat. Denn wir alle sind Zürich! Unsere vier Porträtierten sind schon dabei—du auch?