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VICE News

Der unheilige Krieg im Irak: Interview mit einem Deserteur

Als die ISIS-Kämpfer die Kontrolle über die Stadt Mossul übernehmen, ergreifen Tausende Menschen die Flucht. Unter ihnen viele Soldaten der irakischen Armee. Einer von ihnen erklärte sich dazu bereit, mit uns zu sprechen.

Letzte Woche übernahmen die militanten Islamisten von der ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) zusammen mit anderen sunnitischen Milizen und ehemaligen Baathisten die Kontrolle in großen Teilen des Irak—so auch in Mossul, der zweitgrößten Stadt des Landes. In vielen Fällen leistet die irakische Armee kaum Widerstand. Soldaten warfen ihre Waffen weg und flohen—ob aus Angst, Inkompetenz oder innerer Sabotage. Hunderttausende Iraker wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land, als sie vor den Kämpfen oder möglichen Luftangriffen der irakischen Armee flohen.

Was genau in Mossul passiert ist, und warum die Soldaten der irakischen Armee so schnell ihre Posten verließen, bleibt weiterhin unklar. Dabei wird besonders darüber spekuliert, ob hochrangige Offiziere bereits im Vornherein über den Angriff informiert waren und Sabotage betrieben haben. Der irakische Premier Nuri al-Maliki hat inzwischen hochrangige Offiziere entlassen und befohlen, einen von ihnen wegen Fahnenflucht vor ein Kriegsgericht zu stellen.

Als die Kämpfe um Mossul begannen, flohen Tausende Zivilisten aus der Stadt in ein Gebiet, das von der kurdischen Regionalregierung kontrolliert wird. Unter denen, die die Flucht ergriffen, befand sich auch eine große Zahl desertierter Soldaten. Ein Veteran, der sieben Jahre in der irakischen Armee gedient hatte, erklärte sich unter der Bedingung, anonym zu bleiben, bereit, mit uns zu sprechen.