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Drogen

Legales Gras führt womöglich zu mehr toten Fußgängern

In US-Staaten, die Cannabis legalisiert haben, starben im letzten Jahr mehr Passanten. Im Rest des Landes sank die Zahl.
Drew Schwartz
Brooklyn, US
Foto links: Richard Levine/Corbis News/Getty Images; Foto rechts: Seth McConnell/Denver Post/Getty Images

Autofahren unter Drogeneinfluss ist eine sehr schlechte Idee. Aber auch als Radfahrer oder Fußgänger kann ein Rausch im Straßenverkehr tödlich enden. Eine neue Studie legt nahe, dass legales Gras in den USA womöglich zu mehr Verkehrstoten führt. Bundesstaaten, die Marihuana als Genussmittel legalisiert haben, verzeichnen einen größeren Anstieg bei Fußgänger-Todesfällen als die restlichen Staaten.

Die Governors Highway Safety Association, eine gemeinnützige Organisation für Verkehrssicherheit, veröffentlichte Ende Februar einen Bericht, in dem der Autor zeigt: In der ersten Hälfte von 2017 stieg die Zahl der getöteten Fußgänger in den sieben Staaten, die zwischen 2012 und 2016 Cannabis als Genussmittel legalisiert haben – und zwar um mehr als 16 Prozent. Auch Washington, D.C., wo Gras zwar legal ist, aber nicht kommerziell verkauft werden darf, verzeichnete eine solche Zunahme. Im selben Zeitraum sank die Zahl der Toten in den restlichen Staaten um fast sechs Prozent.

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Allerdings ist der zahlenmäßige Anstieg nicht so groß, wie er scheint: In Oregon stiegen die Todesfälle von 2016 auf 2017 um 20 Prozent. Zuvor waren 29 Menschen umgekommen, 2017 waren es 35. Dennoch sei der mögliche Zusammenhang zwischen legalem Gras und Verkehrstoten "Grund zur Besorgnis", so der Bericht. Es ist noch unklar, ob der Anstieg der Unfälle wirklich in direktem Zusammenhang mit Cannabis-Konsum steht. Selbst dann wäre noch zu klären, ob es eher bekiffte Autofahrer oder bekiffte Fußgänger sind, die Unfälle verursachen.


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"Wir stellen hier keine eindeutige kausale Verbindung zu Marihuana her", sagt der Autor des Berichts, Richard Retting, der New York Times. "Vielleicht ist es aber ein frühes Warnzeichen, das unsere Aufmerksamkeit verdient."

Neben Gras gibt es noch andere Faktoren, die schuld sein könnten. Retting meint, die Entwicklung könne auch an Smartphones liegen. Wer sich auf den kleinen Bildschirm konzentriert statt auf den Verkehr, übersieht schnell ein Auto, das auf ihn zugerast kommt. Deshalb haben mehrere Städte in den USA ein Verbot eingeführt: Niemand darf beim Überqueren der Straße ein Smartphone nutzen.

Auch wenn die Gründe noch genauer erforscht werden müssen, ein übergeordneter Trend steht fest: Von 2007 bis 2016 ist die Zahl der totgefahrenen Fußgänger in den gesamten USA um 27 Prozent gestiegen. 2016 waren es etwa 6.000 Todesopfer, auch 2017 ging die Zahl nicht zurück.

"Es ist geradezu verstörend", sagt Retting gegenüber USA Today. "Verkehrsteilnehmer, die nicht im Auto sitzen, sterben heute so häufig wie seit 25 Jahren nicht."

Alkohol spielt bei vielen Verkehrstodesfällen eindeutig eine Rolle. Rettings Bericht zeigt auch: Bei Unfällen, die für Fußgänger tödlich enden, ist in 33 Prozent der Fälle ein betrunkener Fußgänger involviert, in 13 Prozent ein betrunkener Fahrer. Für Deutschland meldet das Statistische Bundesamt ebenfalls, dass neun von zehn aller berauschten Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss passieren. Die Handynutzung führt auch hierzulande zu einem massiven Anstieg der Zahl von Verkehrsunfällen.

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