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Cop Watch

Polizisten verurteilt, weil sie besoffen einen Asylbewerber beleidigt und geschlagen haben

Sie riefen "Black man, go home!" und warfen mit einem Tablett.
Foto: imago/suedraumfoto

Diese Geschichte ist ohnehin mies genug: Fünf Männer und eine Frau beleidigen einen Asylbewerber in einem McDonald’s, einer von ihnen drückt ihm einen angebissenen Burger ins Gesicht und ruft "Black man, go home!". Als der Angegriffene flüchtet, verfolgen ihn zwei der Männer, einer wirft ein Tablett nach ihm, der andere schlägt ihm mit der Faust ins Gesicht. Beide treten nach ihm. In diesem Fall ist diese Geschichte aber besonders mies, denn die Angreifer waren Polizisten.

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Passiert ist das alles schon 2016 im bayerischen Augsburg. Die Polizisten stammen aus Baden-Württemberg, sie waren auf einem Ausflug im benachbarten Bundesland. Nun wurde ihnen der Prozess gemacht, wie die Augsburger Allgemeine berichtet. Der Richter verurteilte den Haupttäter, einen 43-jährigen Polizeioberkommissar, wegen Beleidigung und mehrerer Körperverletzungsdelikte zu einer Gefängnisstrafe von 14 Monaten – ohne Bewährung. Der Täter kann noch in Berufung gehen, sollte das Urteil aber rechtskräftig werden, verliert er seinen Beamtenstatus. Ein zweiter Polizist muss wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung 14.400 Euro zahlen.

Über den Angegriffenen ist wenig bekannt, er erschien nicht zur Verhandlung. Der Mann soll 25 Jahre alt sein und aus dem Senegal stammen. Er soll untergetaucht sein, wohl aus Angst, gegen Polizisten aussagen zu müssen, schreibt die Augsburger Allgemeine weiter.

Die Haftstrafe des Haupttäters wurde auch deshalb nicht zur Bewährung ausgesetzt, da er die Tat nur teilweise gestand. Lediglich für seinen Ausruf "Black Man, go home!" entschuldigte er sich und gab an, sich zu schämen. Ansonsten zeigte er, ebenso wie die anderen Anwesenden, "auffällige Erinnerungslücken", wie die Staatsanwältin monierte. Ausführlich äußerten sich die sechs Polizisten nur dazu, an dem Tag viel getrunken zu haben.

Der Königsplatz in Augsburg bei Nacht. Dort ereignete sich die Tat | Foto: imago/Westend61

Ob die Verteidigungsstrategie, einfach die betrunkenen Pöbler zu geben, denen am nächsten Tag alles furchtbar leid tut, in einer möglichen Berufungsverhandlung aufgeht, steht nicht nur wegen der Tat selbst infrage. Die Augsburger Polizisten, die gegen ihre Kollegen ermitteln mussten, haben auch die Profile des Haupttäters in sozialen Netzwerken gecheckt. Dort likt er AfD-Plakate, die gegen Flüchtlinge hetzen.

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