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Geschmacklosigkeit

Dieser Junge hat den dämlichsten "Scherz" des Jahres gemacht

Ein "Terror-Prank" des YouTubers Jounes Amiri zeigt, dass es ziemlich ehrenlos ist, sich über die Panik anderer Menschen zu amüsieren.
Jounes Amiri und Thier-Galerie Dortmund
Foto Jounes Amirir: imago | Arnulf Hettrich || Thier-Galerie: imago | biky || Böller: pixabay || Collage: VICE 

Am Mittwoch läutete die Glocke der Berliner Gedächtniskirche zwölf mal. Genau so viele Menschen sind vor zwei Jahren beim Anschlag mit einem LKW auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin ums Leben gekommen. Am 12. Dezember dieses Jahres gab es einen weiteren Anschlag auf einem Weihnachtsmarkt in Straßburg, bei dem fünf Menschen starben, mehrere wurden schwer verletzt. Große Poller zäunen Weihnachtsmärkte ein, die Angst vor Terror sitzt tief.

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Diese Ereignisse scheinen offenbar an dem YouTuber Jounes Amiri vorbeigegangen zu sein. Anders lässt sich nicht erklären, warum er am Wochenende in einem Dortmunder Einkaufszentrum einen "Terror-Prank" inszeniert hat. Die Polizei schreibt dazu später auf Twitter, es wurde "lediglich" ein Feuerwerkskörper von Jugendlichen gezündet. Eine Nutzerin, die vor Ort dabei war, schreibt dazu: "Danke für die Verharmlosung. So ein Ereignis vergisst man so schnell nicht und in diesem Moment ist es kein Böller. Du hast Angst zu sterben."


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Mit Angst spielt man nicht

Auf seinem YouTube-Kanal mit über 320.000 Abonnenten schreibt der 17-jährige Jounes: "Ihr fragt euch bestimmt warum ich Videos drehe. Ich liebe es meine Community #TeamJounes zu unterhalten". Seine Definition von Unterhaltung ist, eine Beziehung zu zerstören oder die Haare seines großen Bruder anzuzünden.

Am Dienstag wurde bekannt: Der YouTuber Jounes Amiri soll vier Teenager gegen Geld dazu angestiftet haben, in der Thier-Galerie Dortmund einen Böller zu zünden. Das Resultat: ein lauter Knall, gleißendes Licht, Rauch. Die Jugendlichen lachen und filmen die Aktion. Das Video taucht als Prank bei YouTube auf, der Titel so dämlich wie die Idee: "Anschlag in #Dortmund". Auf YouTube wurde es mittlerweile gelöscht, ein kurzer Mitschnitt davon kursiert noch auf Twitter. Was das Video nicht zeigt: schreiende Menschen, die in Panik losrennen, sich schubsen und übereinander stürzen, ein Polizeigroßaufgebot und am Ende fünf Festnahmen.

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Diese Pranks sind ehrenlos

Es geht bei vielen YouTubern um vermeintliche Mutproben. Um den großen Schock-Effekt, damit sie erschütterte Emojis in das Thumbnail packen können und ihre Community zum Durchdrehen bringen. Je hemmungsloser und verbotener, desto mehr Klicks. Eine Grenze, wann aus Spaß Ernst wird, scheint es dann oft nicht mehr zu geben.

Mit der Freundin aus Spaß Schluss machen, Haare anzünden oder in gruseligen Kostümen Leute an der dunklen Bushaltestelle überfallen – das sind alles nur Beispiele für Pranks, die nicht lustig sind, sondern ehrenlos. Auf der einen Seite sind Menschen, denen die Angst ins Gesicht geschrieben steht, deren Gefühle verletzt sind und auf der anderen Seite der selbstgerechte Streichespieler und seine kichernde Community.

Lasst diese öffentliche Bloßstellung

"Ich dachte, dass es einen Anschlag gab, nachdem ich mit der Masse vor einem Knall geflohen bin" oder "Ich dachte, heute wäre mein letzter Tag gewesen", so beschreiben mehrere Menschen in sozialen Netzwerken, dass sie bei diesem "Prank" Todesangst hatten. Es ist kein Dummer-Jungs-Streich, eine Explosion herbeizuführen, in einem Einkaufszentrum, in der Nähe eines Weihnachtsmarkts … Es gipfelt auch in unvergleichbarer Dummheit, sich dann im Internet über panische Reaktionen zu amüsieren.

Das öffentliche Bloßstellen von Menschen, deren Gefühle verletzt sind oder die durch Angst traumatisiert sind, ist niemals eine gute Pointe. Daran erfreuen sich nur Sadisten.

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