Mineralwasser statt Partys – Aus dem Leben eines jungen Schweizer Fussballers
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Mineralwasser statt Partys – Aus dem Leben eines jungen Schweizer Fussballers

Willst du Fussballprofi werden, brauchst du eine Menge Selbstdisziplin und Fleiss. Noah Okafor, angehender Stürmerstar des FC Basel, erzählt uns aus seinem Trainingsalltag.

Der FC Basel ist ein klassischer Ausbildungsverein: Er lebt davon, dass er durch Spielerverkäufe in die grossen Europäischen Ligen Einnahmen generiert, muss aber dadurch mit geplanter Regelmässigkeit seine besten Spieler ziehen lassen. Der gerade vollzogene Transfer des Schweizer Stürmerstars Breel Embolo zum FC Schalke 04 für kolportierte 27 Millionen Euro ist nicht nur Basels Rekordtransfer, sondern auch die höchste je erzielte Ablösesumme für einen Spieler aus der Super League. Damit dieses System funktioniert, braucht der FC Basel eine gut funktionierende Jugendakademie, die solche Talente fördert und begleitet.

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Der 16-jährige Basler Noah Okafor spielt seit acht Jahren in den Jugendmannschaften des FC Basel. Der Sohn eines Nigerianers und einer Schweizerin gilt als ein grosses Sturmtalent. Noah durchlief bereits die U-15- und U-16-Nationalmannschaften der Schweiz und wird im Herbst an der Qualifikation zur U-17-Europameisterschaft mit dabei sein. 2009 wurde die Schweizer U-17-Mannschaft Weltmeister und viele der damaligen Spieler bilden heute das Rückgrat der A-Nationalmannschaft, die bei Grossanlässen mit beherzten Auftritten überzeugt, zuletzt bei der EM in Frankreich.

Einmal im Monat eine Pizza ist aber auch kein Weltuntergang.

Mittlerweile wohnt Noah gemeinsam mit den anderen Jugendspielern im vereinseigenen Wohnhaus. Durch die kurzen Wege zu den Trainings und einem professionellem Umfeld, soll auch Noah in wenigen Jahren in die Fussstapfen von Breel Embolo treten können, dem er in seinem Spielstil und seiner Position nicht unähnlich ist. Noah erzählt mir bei einem Glas Mineralwasser—wie es sich für einen disziplinierten Fussballprofi gehört—aus seinem Leben als Jungprofi.

VICE: Hey Noah. Welche Position nimmst du zurzeit in deiner Mannschaft ein? Konntest du dich immer problemlos durchsetzen?
Noah: Meistens werde ich auf dem linken Flügel oder als Mittelstürmer eingesetzt. Jetzt wechsle ich von der U-16- zur U-18-Mannschaft. Schon davor spielte ich immer mit den Älteren mit. Wenn ich fit war, spielte ich eigentlich immer. Zuletzt aber hatte ich immer wieder Wachstumsprobleme und war verletzt. In den letzten elf Monaten bin ich zehn Zentimeter gewachsen. Das hat mich diese Saison etwas zurückgehalten.

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Wann wurde dir und deinem Umfeld klar, dass du überdurchschnittlich talentiert bist?
Gleich nach dem ersten Probetraining wollte mich der FC Basel aufnehmen. Lange spielte ich dann nur zum Spass. Als ich noch jünger war, gab es noch keinen Druck auf uns. Nach dem ersten Turnier wurde ich dann zu den Älteren geschickt, weil ich zu überlegen war.

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Welchem Fussballer eiferst du am ehesten nach?
Meine Vorbilder sind Aubameyang und Neymar. Meine Trainer vergleichen mich eher mit Ronaldo oder Ibrahimovic, sie meinen ich sei schnell und werde vielleicht auch einmal so stark im eins gegen eins.

Dafür ist aber sicher viel Training nötig.
Ich trainiere sechs bis sieben Tage pro Woche, zwei Mal täglich. Einzig Donnerstagabend habe ich kein Training, sonst eigentlich immer. Am Samstag sind zusätzlich die Meisterschaftsspiele. In der Zeit als ich verletzt war, habe ich öfters auch Einzeltrainingseinheiten mit den Physios gemacht. Kraft und Ausdauertraining machen wir gemeinsam im Team. Ich war eigentlich immer schon physisch stark, besonders seitdem ich so stark gewachsen bin. In meinem Jahrgang bin ich meinen Mitspielern körperlich eigentlich zu überlegen.

Legt dir dein Trainer schon einen Ernährungsplan vor die Nase?
Wir haben jetzt Vorgaben, das war vor zwei, drei Jahren noch nicht so. Jetzt wohne ich ja im Wohnhaus, da achten sie darauf, dass wir uns gesund ernähren. Einmal im Monat eine Pizza ist aber auch kein Weltuntergang. Aber ansonsten trinke ich in der Regel schon nur Wasser, vielleicht mal ein Rivella.

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War es für dich kein Problem, schon mit 15 Jahren bei deinen Eltern auszuziehen?
Meine Eltern wohnen in Arisdorf, das ist mit dem Auto 15 Minuten weg von Basel. An den Wochenenden verbringe ich meine Zeit bei ihnen und auch unter der Woche gehe ich mal vorbei. In der Regel leben im Wohnheim eher Spieler, die aus Genf, Mulhouse oder Zürich kommen. Mich haben sie da aufgenommen, weil ich für sie ein wichtiger Spieler bin, sie auf meine Ernährung achten wollen und mich in die richtige Richtung führen können. Mir gefällt es da.

Bei einem Angebot aus dem Ausland wäre es für dich auch vorstellbar, die Schweiz zu verlassen?
Es müsste halt alles passen, wenn es dann mal soweit wäre. Vielleicht noch nicht jetzt gleich, aber ich hatte auch schon Angebote aus England und Deutschland. Zuerst möchte ich wieder fit werden und es hier in Basel in die erste Mannschaft schaffen.

Wie machen das deine Freunde, können die sich gut mit deinem Zeitplan arrangieren?
Eigentlich sind fast alle meine Freunde aus der Mannschaft, die sehe ich sowieso oft. Mit denen unternehme ich neben dem Fussball auch viel. Andere Freunde habe ich auch, aber es sind wenige. Die gehen oft an Partys oder machen sonst irgendwelche Sachen. Dafür habe ich keine Zeit. Mal mit denen etwas zu machen, ist schon auch okay, aber alles mit Mass.

Schweizer Vereine legen Wert darauf, dass ihre Spieler neben dem Fussball auch eine Ausbildung machen. Wie sieht das bei dir aus?
Ja, das müssen wir auch. Nächste Woche ist meine letzte Woche in der Sportschule. Danach beginne ich meine Lehre bei Ochsner Sport, die zwei Jahre dauert. Dort haben wir spezielle Programme, weil ich wegen den Trainings oft nicht arbeiten kann.

Wie ist es für deine Familie, dass du dich für den Weg des Profifussballers entschieden hast?
Meine zwei kleinen Brüder spielen auch beim FC Basel und auch die anderen Geschwister machen Sport. Unsere Eltern brachten uns immer zum Training, holten uns ab, kauften uns das Material das wir brauchen, und sind immer überall dabei. Jetzt wo ich im Wohnheim bin, entlastet sie das etwas. Aber es war schon anstrengend für sie, ich hoffe ich kann das eines Tages zurückzahlen.

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