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Dieser Mann will den 11. September nachstellen, um die Wahrheit herauszufinden

Paul Salo ist gerade dabei, 1,5 Millionen Dollar zu sammeln, um ein voll beladenes Flugzeug mit gut 800 km/h in einen Wolkenkratzer fliegen zu lassen.
Paul Salo in New York | Foto: Dimitrios Katsavaris

Unter Verschwörungstheoretikern gibt es kaum ein Thema, welches so häufig diskutiert wird wie der 11. September.

Grob geschätzt würde ich sagen, dass ungefähr 70 Prozent aller YouTube-Videos von Leuten hochgeladen werden, die der Meinung sind, dass die Fakten zum 11. September nicht ganz schlüssig sind—und jeder gibt dabei andere Gründe an. Einige der sogenannten "Truther" gehen davon aus, dass die US-Regierung die Zwillingstürme des World Trade Center gezielt und kontrolliert zum Einsturz brachte, um anschließend al-Qaida die Schuld geben und im Irak sowie in Afghanistan einmarschieren zu können. Andere sind hingegen überzeugt davon, dass der Insiderhandel bei der ganzen Sache eine gewisse Rolle gespielt hat. Und dann gibt es da auch noch eine Handvoll entschiedener Antisemiten, die darauf bestehen, dass die Terroranschläge von israelischen Juden durchgeführt wurden, um eine Kriegserklärung der USA gegen die arabische Welt zu provozieren.

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In Anbetracht der Tatsache, dass mehrere Untersuchungen ergeben haben, dass solche Vorstellungen quasi jeglicher Grundlage entbehren, sind das viele Theorien und auch viele Menschen mit zu viel Zeit und Fantasie. Und dennoch hofft der in Thailand lebende, amerikanische Geschäftsmann Paul Salo, die Debatte zumindest ein bisschen zu klären, indem er die Geschehnisse des 11. September so detailreich wie nur möglich nachstellt und dafür ein voll beladenes Flugzeug mit gut 800 km/h in einen Wolkenkratzer fliegen lässt.

Hier kommt natürlich sofort die Frage nach der Finanzierung eines solchen Unterfangens auf. Salo zufolge sind dafür 1,5 Millionen Dollar notwenig, aber diese Summe klingt in meinen Ohren doch ziemlich optimistisch, wenn man bedenkt, dass er ein ganzes Hochhaus kaufen und anschließend zerstören will. Anfangs setzte Salo dabei noch auf Crowdfunding, aber nach einigen kritischen Artikeln entschloss sich die Verantwortlichen von Indiegogo dazu, die Kampagne wieder zu löschen. Jetzt verkauft der Geschäftsmann T-Shirts, um das Geld zusammenzubekommen—eine Taktik, die laut ihm die einzige verbleibende Möglichkeit darstellt.

Ich habe Salo angerufen, um herauszufinden, welche Motivation hinter seinem Vorhaben steckt und wie genau er seinen Plan in die Tat umsetzen will.

VICE: Hey Paul. Wie haben die Medien auf dein Vorhaben reagiert?
Paul Salo: Die Reaktionen sind ziemlich gemischt. Gestern habe ich zum Beispiel einige Morddrohungen erhalten, was mich doch ziemlich nervös werden lässt. Ich meine, so etwas habe ich noch nie mitmachen müssen.

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Warum hast du dich überhaupt dazu entschieden, den 11. September nachzustellen?
Vergangenen Sommer war ich mit einem Freund in New York unterwegs und dabei kam der Stein erst ins Rollen. Ich schlug vor, den Freedom Tower zu besichtigen, der sich dort befindet, wo früher das World Trade Center war. Er meinte daraufhin nur: "Nein, das Ganze ist nur eine Verschwörung und die offizielle Geschichte kompletter Bullshit." Und so habe ich damit angefangen, mit anderen Leute ganz unvoreingenommen darüber zu reden, wie sie über die Sache denken. Dabei fand ich heraus, dass viele Menschen anscheinend der Meinung sind, dass die beiden Wolkenkratzer sowohl zu weiträumig als auch zu schnell einstürzten. Es gab außerdem nur zwei Flugzeuge. Wie konnten also drei Gebäude in sich zusammenfallen? Wenn man über solche Dinge nachdenkt, dann kommen doch gewisse Zweifel auf. Ich finde, dass solche Ereignisse, die man nur schwer glauben kann, nachgestellt werden müssen, um jegliche Bedenken auszuräumen.

Glaubst du persönlich, dass es sich hier um eine Verschwörung der Regierung handelt?
Ich bin kein Verschwörungstheoretiker. Es ist tatsächlich eher so, dass mich viele Truther nicht mögen, weil sie an der Wahrheit gar nicht interessiert sind. Ich wurde von keiner der großen Truther-Gruppierungen kontaktiert, was ich doch ziemlich interessant fand. Alle Leute, die sich bei mir gemeldet haben, sind ruhig, vernünftig und gebildet. Sie glauben die offizielle Geschichte, zweifeln gewisse Aspekte dieser Geschichte aber trotzdem an.

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Wer soll dir bei deinem Projekt helfen?
Ich bin auf der Suche nach unvoreingenommenen Menschen, die genau die Sachen herausfinden und festlegen können, die nötig sind, um das Projekt durchzuführen—also alles von der Rechtmäßigkeit des ganzen Vorhabens bis hin zu genaueren Details wie etwa der Geschwindigkeit und Flughöhe der Maschinen.

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Indiegogo hat deine Crowdfunding-Kampagne ja aus dem Netz genommen. Wie sammelst du jetzt das nötige Geld zusammen?
Anfangs lief alles noch ziemlich schleppend, aber irgendwann fingen die Leute plötzlich damit an, mir Geld zu schicken und mitzuteilen, dass sie mein Projekt gut finden. Ein Australier will mir zum Beispiel 350.000 Dollar geben und eine andere interessierte Person wäre bereit, mir 50.000 Dollar zu überweisen. Da müssen wir jedoch erstmal herausfinden, wie wir das am besten bewerkstelligen, weil ich keinen Ärger wegen Geldwäsche bekommen will. Hier hat niemand Lust, das Geld durch den Verkauf von T-Shirts zusammenzusammeln, aber im Moment halten wir das für die vernünftigste Option.

Was passiert, wenn du dein Projekt wirklich durchziehst und dabei beweist, dass der 11. September auf einer Regierungsverschwörung basiert? Ich meine, das würde doch ernsthafte Folgen haben.
Beweisen können wir mit unserem Vorhaben gar nichts. Wir können nur zeigen, was passiert, wenn ein ähnliches Flugzeug mit einem ähnlichen Gebäude kollidiert. Wenn nichts von dem passiert, was am 11. September passiert ist—also kein Einsturz und nur ein Feuer im Gebäude—, dann wird das natürlich eine gewisse Reaktion nach sich ziehen. Wenn in der Vergangenheit irgendwelche zwielichtigen Regierungshandlungen aufgedeckt wurden, hatte das für die involvierten Personen oftmals unangenehmen Konsequenzen. Ich weiß nicht, was in unserem Fall passieren wird, aber egal wie viel Geld wir letztendlich zusammenbekommen, die Summe wird auf jeden Fall bestmöglich eingesetzt.

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Wie genau willst du das Ganze dann umsetzen?
Das kommt ganz darauf an, wie viel Geld uns am Ende zur Verfügung steht. Es gibt da ein chinesisches Unternehmen, das sich auf Fertighochhäuser spezialisiert hat. In anderen Worten: Die bauen dir in fünf Wochen ein solches Gebäude, das im Grunde zusammengenietet und mit einer Fassade versehen wurde. Wenn wir das bezahlen können, wären sie bereit, mit uns zusammenzuarbeiten.

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Und was ist mit dem Flugzeug? Wie willst du das ins Gebäude fliegen? Ist das überhaupt legal?
Die Gesetzmäßigkeit dieses Unterfangens hängt von dem Ort ab—also ob das betreffende Land zur Internationalen Zivilluftfahrtorganisation gehört. Wir stellen diesbezüglich auch noch Überlegungen an, sind aber zuversichtlich, dass wir das Ganze irgendwie auf die Beine stellen können.

Und wo bekommt ihr das Flugzeug her?
Das ist eigentlich noch der einfachste Teil des Projekts, denn bei eBay kann man sich schnell eine Maschine besorgen. Ein Flugzeug mit funktionierender Blackbox wäre uns natürlich am liebsten, da am 11. September alle vier Blackboxen kaputt gingen. Ich muss hier noch mal sagen, dass wir hier nichts beweisen werden, aber die meisten Leute lassen sich wahrscheinlich sowieso nicht vom Gegenteil überzeugen—egal in welche Richtung. Ich bin dennoch überzeugt davon, dass wir hier neue und wichtige Dinge herausfinden werden und sich das ganze Projekt allein schon deswegen lohnt.

Wie soll das Flugzeug dann in das Gebäude geflogen werden, ohne dass die Piloten dabei sterben?
Dank des Autopilots werden werden sich beim Aufprall keine Menschen mehr an Bord befinden.

Alles klar. Willst du auch noch andere Verschwörungstheorien untersuchen, wenn dieses Projekt erfolgreich durchgeführt wurde?
Auf jeden Fall. Man hört doch auch oft, dass wir gar nicht auf dem Mond waren, richtig? Wenn Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX zum Mond fliegen kann, dann will ich das auch. Es wäre echt der Hammer, wenn wir dort landen können, wo die Astronauten 1969 auch gelandet sind, und dann nach den Überbleibseln suchen. Und wenn wir damit beweisen können, dass wir damals wirklich da oben waren, dann ist das doch eine schöne Sache. Ich meine, es tut dem Ruf der USA nicht gerade gut, dass viele Leute solche Sachen nicht glauben. Aber wenn das Ganze tatsächlich nur eine Verschwörung sein sollte, dann hat es die Öffentlichkeit natürlich auch verdient, darüber in Kenntnis gesetzt zu werden.