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I am rich, bitch

Zwei Schnösel fahren mit der Bahn und liefern die beste Unterhaltung des Jahres

Zum Glück hat jemand mitgeschrieben. Jetzt ging das Gespräch viral.
Foto: ICE am Münchner HBF | imago | Peter Widmann

https://video.vice.com/de/vide…Er: "Aber Tesla ist viel zu teuer für den deutschen Markt."

Sie: "Ja, ich weiß, meine Mutter hat sich ja einen reserviert. Hach, die Mama liebt einfach ihre Flügeltüren."

Dieser Austausch soll aus einem Gespräch zwischen einem Studentenpaar stammen, das die Schauspielerin Samira El Ouassil am Donnerstag in einem Zug belauscht haben will. Sie veröffentlichte den unglaublichen Wortwechsel bei Twitter, weshalb wir nun alle an diesem Dekadenz- und Abgehobenheitswettbewerb teilhaben können. El Ouassil war zur Bundestagswahl 2009 Spitzenkandidatin der sehr guten Partei Die PARTEI. Satire kann sie also, ob das Gespräch wirklich so stattgefunden hat, wissen wir nicht. Einerseits fragt man sich: Warum fährt jemand, der so redet, überhaupt mit der Bahn und nicht in einem diamantbesetzten Maybach? Andererseits: Spielt es eine Rolle, ob der Dialog echt ist? Denn auch wenn die Unterhaltung ausgedacht wäre, ist sie das Lustigste, was wir in diesem Jahr bislang gelesen haben. Gute Satire verläuft entlang der undefinierbaren Grenze zwischen Fiktion und Realität.

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Die beiden Protagonisten, offenbar vom Gewicht ihres Wohlstands schwer belastet, sollen sich laut über die Schlechtigkeit dieser ungerechten Welt beschwert haben. Nichts ist ihnen gut genug, keine Stadt, kein Gehalt und keine Wohnung: Berlin sei ein Ort für "Analphabeten in Turnschuhen", die Wohnung eines Freundes auf einer der teuersten Straßen Münchens nur "sehr mäßig". Jeder Tweet ein Gedicht.

Ein bisschen erinnert das Gespräch an das Buch Faserland von Christian Kracht. Darin erzählte er 1995 von einem reichen, dekadenten Deutschlandreisenden, der andere Reiche und Dekadente besucht und sich dabei innerlich kaputt fühlt. Manche Angehörige der deutschen Oberschicht scheinen auch mehr als 20 Jahre danach ihre Lebensweise beibehalten zu haben. Oder das Ganze war eine Probe für ein Theaterfassung des Romans.


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