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Radiologietechnologen haben einen harten Job (und gute Geschichten)

Radiologietechnologen durchleuchten alle deine Körperteile, müssen dazu oftmals literweise Flüssigkeit in dich hineinpumpen und finden allerlei Gegenstände in den Ärschen ihrer Patienten.

Radiologietechnologen sind für die Bildgebung mit ionisierender—also radioaktiver—und nicht-ionisierender Strahlung zuständig. Die passende Ausbildung kann man in Österreich derzeit nur auf Fachhochschulen absolvieren. Diese fertigen Bilder werten dann die Ärzte aus. In manchen Teilbereichen assistieren Radiologietechnologen auch bei kleinen Eingriffen, zum Beispiel beim Einsetzen von Gefäßstützen.

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Das klingt auf den ersten Blick sehr trocken und irgendwie nach einem undankbaren Job, aber da sich die meiste Arbeit auf den Umgang mit Patienten konzentriert, kann es oft sehr lustig werden. Ich habe mich mit einer Radiologietechnologin über ihre kuriosesten Zusammenstöße mit Patienten unterhalten und ihre Erfahrungen für euch festgehalten, damit ihr—falls ihr eine entsprechende Ausbildung anstrebt—wisst, auf was ihr euch einlasst. Für die Anderen von euch ist es sicher auch unterhaltsam, über viel zu große Gegenstände in allen möglichen Körperöffnungen zu lesen.

Beginnen wir mit etwas, das relativ häufig vorkommt, wovon ihr aber hoffentlich verschont bleibt: einem Dickdarmröntgen. Vor einem solchen Röntgen müssen die Patienten ihren Darm vollständig entleeren und reinigen. Das bedeutet, dass die Mahlzeiten auf Suppen und Diätnahrung reduziert werden und zusätzlich Abführmittel genommen werden muss. Zum Beginn der Untersuchung tastet der Arzt mit seinem mit Vaseline bestrichenen Finger den Analkanal des Patienten ab. Dann wird ein Darmrohr eingeführt, durch das zirka ein Liter Smoothie-artiges Kontrastmittel in den Darm eingeschleust wird. Im Anschluss lässt man den Großteil der Flüssigkeit wieder zurück in einen Beutel fliesen.

Daraufhin wird ein Dichtungsballon im Arsch des Patienten aufgeblasen, der verhindert, dass die übrige Flüssigkeit ausläuft. Der Arzt bläst den Darm mit Luft auf, damit er sich schön entfaltet und eine Aufnahme ermöglicht wird. Das Ganze fühlt sich an, als hätte man Blähungen—nur schlimmer, denn man hat einen Stöpsel im Popo. Die Patienten sind während der ganzen Untersuchung mit einem Handtuch bedeckt, das an ihrer Haut festgeklebt wird. Manchmal verrutscht es aber doch irgendwie und Mikropenisse kommen zum Vorschein. Diese sind wider Erwarten nicht aufgrund von Teilamputationen oder Unfällen so klein, sondern einfach, weil Mutter Natur, Gott, oder wer auch immer, keine Lust mehr hatte, Penisse zu produzieren. Wenn du zum ersten Mal so einen Penis siehst, verlass besser schnell den Raum um draußen zu lachen beziehungsweise zu weinen.

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Alte Frauen glauben, dass sie—wenn sie eine Ordination aufsuchen—vom Arzt höchst persönlich untersucht werden. Dafür machen sie sich oft besonders schick. Strapse, Spitzenunterhöschen, BHs mit Strasssteinchen, Reizwäsche in allen nur erdenklichen Formen und so weiter. Das hält sie allerdings nicht davon ab, ihren Busch sprießen zu lassen, der dann keck an den Rändern des Palmers-Slips hervorlugt. Auch an den Anblick von 80-Jährigen in Tangas sollte man sich als Radiologietechnologe gewöhnen.

Das Problem ist jedoch, dass die Strasssteinchen und Glitzerfäden die Röntgenstrahlen nicht durchlassen. Deswegen muss man die Patienten dann bitten, sich auch ihrer Unterwäsche, die ohnehin kaum etwas verbirgt, zu entledigen, woraufhin sie in der Regel sehr schüchtern reagieren. Sie fragen dann oft dezidiert nach dem Arzt, vor dem sie sich scheinbar wohler fühlen würden, als vor einer jungen Frau.

Zum Job gehört es auch, Patienten auf die Operation vorzubereiten, also ihnen die Leistengegend zu stylen. Dabei gibt es zwei Arten von Patienten: Diejenigen, die schüchtern sind und es einem leicht machen, weil sie peinlich berührt an die Decke starren und diejenigen, die es einfach nur geil finden, von einer deutlich jüngeren Dame ihr Fell getrimmt zu bekommen. Manchmal werden von Patientenseite auch Sonderwünsche—wie zum Beispiel eine Hodenrasur—geäußert. Dabei kommen oft auch unerwartete Tattoos zum Vorschein. Herzchen, Delphine und Rosen sind gängige Motive bei der Generation 50 Plus.

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Auch Aufnahmen des Genitalbereichs sind vertreten—besonders erwähnenswert ist hierbei eine Fleischgabel, deren Stiel sich komplett im Penis verlor.

Auch wenn man es eigentlich für ein filmisches Klischee halten würde, gibt es in Krankenhäusern wirklich eine Fundgrube kurioser Röntgenbilder. Dort werden die schönsten, anonymisierten Aufnahmen vom Personal gesammelt, um an grauen Krankenhaustagen die Stimmung aufzulockern. Der Klassiker sind Fremdkörperaufnahmen vom Rektalbereich—wobei die Patienten gerne angeben, nackt beim Fensterputzen darauf gefallen zu sein. Auch Aufnahmen des Genitalbereichs sind vertreten—besonders erwähnenswert ist hierbei eine Fleischgabel, deren Stiel sich komplett im Penis verlor. Der Patient gab an, seit ein paar Tagen Probleme beim Wasserlassen zu haben.

Bei speziellen Untersuchungen im Fachbereich der Urologie muss sich der Patient während der Röntgenaufnahme erleichtern. Groß und klein. Um zu überprüfen, ob es Probleme (zum Beispiel eine Fleischgabel) in der Harnröhre gibt, wird dem Patienten Kontrastmittel durch die Harnröhre in die Blase gespritzt. Der Patient muss sich dann auf Kommando anpinkeln. Dabei gibt es keinen Auffangbehälter, sondern die Patienten müssen einfach auf den Boden machen. Bei der Rektaluntersuchung wird ihnen eine cremig-schaumige Masse in den Darm appliziert, welche der Patient auf einem Leibstuhl-ähnlichen Konstrukt auf Kommando ausscheiden muss. Natürlich sind die Patienten dabei mit einem Leintuch bedeckt, was das Ganze jedoch nicht weniger peinlich für sie macht, da alle Beteiligten während der Röntgenaufnahmen durch diesen Paravant hindurchsehen können.

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Diese Sammlung an mehr oder weniger ekelhaften Aufgaben von Radiologietechnologen hat euch hoffentlich die Augen geöffnet und ihr habt gemerkt, dass es sich um einen harten Job handelt, der viel mehr Dankbarkeit von allen Beteiligten verdient hat. Irgendwann werdet ihr vielleicht auch auf eine riesige Gummifaust fallen und froh sein, dass euch jemand dabei hilft, das Ding in euren Gedärmen aufzuspüren, damit es im Anschluss ein blutgeiler Chirurg entfernen kann.

Wir sollten mehr Dankbarkeit für die Leute aufbringen, die alte, labbrige Brüste auf Glasplatten glatt streichen, um Brustkrebs möglichst früh zu erkennen und in Löcher vordringen, in die sich noch nie zuvor jemand gewagt hat, um uns ein gesundes und erfülltes Leben zu ermöglichen. Danke, liebe Radiologietechnologen, dass ihr euch vor nichts ekelt!


Titelbild: Foto von Michael Coghlan | flickr | cc