Aussagen von Leuten, die am "Friedenskongress" des IZRS sprechen sollen

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Salafismus

Aussagen von Leuten, die am "Friedenskongress" des IZRS sprechen sollen

Die Salafisten setzen auf einen plagiierenden Buchautor, einen bekehrten Rechtspopulisten und einen amerikanischen Comedian.

Der Islamische Zentralrat der Schweiz, IZRS, hat am Wochenende verkündet, dass er seine Jahreskonferenz "Islam Salam" von Zürich nach Istanbul verlegt. Der Besitzer des World Trade Centers in Oerlikon, wo die Veranstaltung ursprünglich geplant war, hatte sich geweigert, seine Räume an den IZRS zu vermieten und auch die Verkündung des neuen Veranstaltungslands wurde vom Besitzer der Location untersagt. Der Event wird auf der IZRS-Homepage als Friedenskonferenz angepriesen. Er solle "die muslimische wie nicht-muslimische Öffentlichkeit der Schweiz und Mitteleuropa" ansprechen und man rechne mit rund 1.000 Besuchern. Es ist schwer fassbar, was die Mitglieder des IZRS mit der Konferenz genau erreichen wollen. Für mehr Frieden und Verständnis unter Muslimen sorgen? Menschen missionieren? Mehr Frauen finden, die der Vielehe aufgeschlossen sind? Sicher ist, dass die Hauptakteure der Organisation, Nicolas Blancho und Qaasim Illi, zur muslimischen Minderheit der Salafisten gehören, also eine moderne Interpretation des Islams ablehnen. Gemäss Recherchen des Journalisten Kurt Pelda sind die Schweizer zwar gegen den IS, sympathisieren aber mit der Dschihad-Miliz Dschabhat Fatah asch-Scham in Syrien und der in Deutschland verbotenen und in Zürich zum Verbot empfohlenen Koranverteilaktion "Lies!".

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Um zumindest einen Eindruck davon zu bekommen, wen der IZRS als würdig erachtet, sich für seine undurchsichtige Agenda stark zu machen, hat VICE sich 5 der 16 Referenten, die am Sonntag in der Türkei auftreten und bisher am meisten in der Öffentlichkeit standen, genauer angeschaut:

Arnoud van Doorn

Der 51-Jährige ist ein niederländischer Politiker und Filmemacher, der früher der rechtspopulistischen Partei für die Freiheit von Geert Wilders angehörte. 2012 konvertierte er überraschend zum Islam und erzählt seither regelmässig vor Publikum davon, wie friedlich ihn dies gemacht habe. Belegen lässt sich dies schwer: 2014 wurde er unter anderem wegen illegalem Waffenbesitz und weil er Drogen an Minderjährige verkaufte verurteilt. Er hat das türkische Referendum öffentlich unterstützt und twittert Weisheiten wie die folgende:

Shaykh Aid al Qarni

Der Saudi Ist ein populärer Prediger und Bestseller-Autor von vom Koran inspirierten Selbsthilfebüchern namens Sei nicht traurig und Du kannst die glücklichste Frau der Welt sein. Er hat in den USA aufgrund von Terrorverdacht Einreiseverbot und ist 2016 vermutlich von einem IS-Anhänger angeschossen worden. In einem seiner Bücher bedient er sich ohne Quellenangabe beim Werk der saudischen Schriftstellerin Sheikh Aaidh. Der Plagiatsfall war so schwerwiegend, dass sein Buch in Saudi Arabien verboten wurde. Zu lesen sind in seinen Büchern Sätze wie:

"Wenn du unter Depressionen leidest, wird eine wohltätige Tat einen wirksameren Einfluss auf deine Krankheit haben, als die beste verfügbare Medizin."

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Aman Ali

Der amerikanische Comedian ist Teil der erfolgreichen Doku-Serie The Secret Life of Muslims und war schon mit Dave Chapelle auf Tour. Seine Sketche und Videobotschaften zeigen, dass er einen modernen Islam lebt. So äusserte er sich zur Charlie-Hebdo-Attacke wie folgt:

"Muslime müssen aufhören, Terrorattacken zu verurteilen. Wenn du Muslim bist und wirklich glaubst, dass es okay ist, jemanden zu töten, bist du dumm. Keine mental kompetente Person wird so wütend über Karikaturen. Jemand, der Menschen tötet, ist kein Extremist, er ist ein Mörder."

Interessanterweise kritisiert Ali damit ein Mittel, das der IZRS immer wieder nutzt. Vielleicht weiss Aman Ali gar nicht, wer ihn da eingeladen hat.

Nora Illi

Die frühere Punkerin ist die bekannteste (und wohl einzige) in der Schweiz lebende Burkaträgerin. Neben ihr gibt es nur eine weitere Frau, die als Referentin aufgeführt ist. Nora Illi ist die Frauenbeauftragte des IZRS, Ehefrau dessen Pressesprechers und tritt immer wieder in deutschen Talkshows auf. In einem Beitrag auf der Homepage des IZRS schreibt sie:

"Die Hijra, also die Einreise in ein islamisches Land nach dem Vorbild des Propheten zu vollziehen, um dann im gelobten Syrien gegen die Schergen Assads und für Gerechtigkeit zu kämpfen. Daran ist aus islamischer Sicht auch gar nichts auszusetzen. Eine solche Überzeugung muss man, in den hiesigen Kontext übersetzt, als Zivilcourage hochloben."

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Fynn Jamal

Die 34-Jährige ist eine Spoken-Word-Künstlerin und Sängerin aus Malaysia, die in den vergangenen Jahren einen immer konservativeren Islam zu leben begonnen hat. Sie hat auf Facebook, Instagram und Youtube eine grosse Community, der sie Gesichtsschleier verkauft und in Videos darüber spricht, warum sie sich verschleiert und warum sie anderen Frauen dazu rät, es ihr gleichzutun. Ein Zitat von ihr:

"Nur weil ich einen Hijab trage, macht mich das nicht weniger zu einer Person. Ich liebe es, immer und immer wieder darüber zu sprechen."

Die Aussagen der Referenten sind ein bisschen wie der IZRS selber: schwer zu greifen. Zumindest oberflächlich scheinen die Referenten sich für einen friedlichen Islam einzusetzen. Gleichzeitig aber werden, mit der Ausnahme von Aman Ali, nur konservative Ansichten präsentiert und ein salafistischer Islam als Lösung für alle Probleme dieser Welt präsentiert.

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