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Kirche

Lehrer wird nicht angestellt, weil er seinen Freund heiraten will

Ein katholisches Gymnasium in NRW ließ den Arbeitsvertrag eines jungen Mannes platzen, als der von seinen Hochzeitsplänen erzählte.
Kirche: imago | Robert Michael || Paar: imago | photothek.

Schaut man auf die katholische Kirche, hat man oft das Gefühl, dass die irgendwo im Mittelalter hängen geblieben ist. Geistliche missbrauchen Tausende Kinder und kommen wohl ungestraft davon. Abtreibung wird immer noch als unverzeihliche Sünde gesehen und wenn sich ein B-Promi für einen Werbespot ans Kreuz nageln lässt, spielt man die Heulsuse.

Ebenfalls nicht OK ist es, als homosexueller Mann seinen Freund zu heiraten. Wie Spiegel Online am Mittwoch berichtet, hat ein katholisches Gymnasium in NRW einem angehenden Lehrer deshalb den unterschriftsreifen Arbeitsvertrag wieder entzogen.

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Der junge Mann hatte gerade sein Referendariat am Privatgymnasium Mariengarden in Borken beendet und seine Heiratspläne bekannt gegeben. Das passte aber dem Oblatenorden in Mainz, dem die Schule untersteht, so gar nicht. Sie nahmen "schweren Herzens vom Vertragsangebot Abstand", erklärte Pater Christoph Heinemann, Sprecher des Oblatenorden. "Die persönliche Lebenseinstellung des Lehrers stimmt nicht mit den Vorstellungen der katholischen Kirche von Ehe und Familie überein."

Man habe den Mann nicht abgelehnt, weil er schwul sei. Sondern weil er als schwuler Mann seinen Partner heiraten möchte.

Der Unmut am Gymnasium ist groß. Schulleiter Michael Brands erklärte gegenüber Spiegel Online: "Wir wollten ihn von Seiten der Schule gerne halten". Eltern, Lehrer, Schüler und Schülerinnen sind empört, haben sich allerdings bereits mit dem Oblatenorden zusammengesetzt. Gemeinsam mit dem Schulträger veröffentlichten sie eine Stellungnahme. Darin erklären sie: Es muss vermehrt zum Gespräch kommen. Toleranz und Offenheit seien wichtige Grundsätze der Schule.

Bereits beim Schulfest konnten Schüler ihre Gedanken aufschreiben und in einen Un-Mut-Topf werfen. Für Donnerstag organisieren die Schüler und Schülerinnen eine Protestaktion mit bunter Kleidung und Luftballons. "So schlimm die Entscheidung ist: Der Widerstand dagegen hat uns als Gemeinschaft positiv gestärkt", sagte Schülersprecherin Lara Doods gegenüber Spiegel Online. Hierfür werden die Schüler und Schülerinnen den Hashtag #Mariengardenistbunt auf sozialen Netzwerken verbreiten.

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Ehemalige Schüler meldeten sich dort bereits zu Wort und sind schockiert:

Pater Heinemann unternahm einen kläglichen Rettungsversuch. "Wir wollen klarmachen, dass Schülerinnen und Schüler, die selbst schwul oder lesbisch sind, sich keine Sorgen machen müssen", sagte er gegenüber Spiegel Online.

Dass das ein schwacher Trost ist, müsste wohl auch ihm bewusst sein. Immerhin hat der Referendar zwischenzeitlich eine Stelle an einer staatlichen Schule gefunden. Damit ist die Diskussion am Gymnasium in NRW aber noch lange nicht vorbei.

In Borken also hat die katholische Kirche ein Problem damit, wenn ein schwuler Lehrer seine Liebe öffentlich macht. Weniger Skrupel haben Priester andernorts, sich auf intime Sex-Abenteuer mit einem Callboy einzulassen. Wir haben deshalb zum Schluss nur noch die Frage: Wie kann man diesen Verein eigentlich noch ernst nehmen?

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