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Pornhub profitiert weiter von der Firma, die Frauen für Porno-Drehs genötigt haben soll

22 Frauen klagen derzeit vor Gericht gegen "Girls Do Porn". Pornhub sieht offenbar kein grundlegendes Problem.
Girls do Porn: Frau, die nicht gefilmt werden will
Frau: Imago Images/Westend61 | Bett: Pexels | Kamera links: Imago Images/Frank Sorge | Kamera rechts: Imago Images/Kirchner/Inderlied | Bearbeitung: VICE

Vergangenen Monat haben wir bereits darüber berichtet, wie die Porno-Plattform Pornhub "Girls Do Porn" promotet und davon profitiert. Bei Girls Do Porn handelt es sich um ein Produktionsunternehmen, das Dutzende Frauen mit falschen Versprechen und verkürzten Verträgen so manipuliert haben soll, dass sie vor der Kamera Sex hatten. Diese Videos wurden schließlich unter anderem auf Pornhub verbreitet. 22 dieser Frauen verklagen jetzt Girls Do Porn, der Fall wird diesen Monat vor Gericht gehen.

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Girls Do Porn ist einer der sogenannten "Pornhub Content Partner" – es besteht also eine vertraglich geregelte Vereinbarung, dank der sowohl Girls Do Porn als auch Pornhub durch die Views und die Werbung profitieren.

Am 29. Juli sagten Vertreter von Pornhub gegenüber VICE, dass sie nach unserem Artikel die Anwälte der Klägerinnen kontaktierten. Zusammen habe man die Videos rausgesucht, in denen die Frauen zu sehen sind, und sie von der Website entfernt. Zudem habe Pornhub Girls-Do-Porn-Banner gelöscht, unter anderem auf der FAQ-Seite für die Premium-Abonnements. Dort wurde Girls Do Porn vorher als "Top Shelf"-Content angepriesen.


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Corey Price, der Vizepräsident von Pornhub, sagte in einem Statement, dass man zuerst die Verantwortlichen von Girls Do Porn kontaktiert habe, damit diese die betreffenden Videos aus ihrem Kanal entfernen könnten. Da es aber keine Reaktion gegeben habe, sei man an die Anwälte der Klägerinnen herangetreten und habe so alle Videos und Bilder löschen können, die mit den Frauen in Verbindung standen.

Zwar wurden verschiedene Videos, Banner und Marketingaktionen von Girls Do Porn gelöscht, aber Pornhub hostet immer noch den offiziellen Channel des Unternehmens mit Dutzenden Videos, die auf Millionen Abrufe kommen. Auf der Content-Partner-Seite wird Girls Do Porn zudem weiterhin groß als Geschäftspartner von Pornhub angepriesen. Auf unsere Frage, warum Pornhub immer noch Videos von Girls Do Porn hostet und damit Profit macht, bekamen wir folgende Antwort:

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Wir haben das Entfernen von bestimmten Inhalten – inklusive aller Videos, die in der Klage genannt werden – als den derzeit ausreichenden Schritt angesehen. Wir haben strenge Richtlinien bei nicht einvernehmlichen Inhalten, die gegen unsere Nutzungsbedingungen verstoßen, und sorgen mit verschiedenen effektiven Maßnahmen dafür, dass solche Videos von unserer Seite verschwinden. Girls Do Porn bezahlt Pornhub nicht für Werbung. Jegliche Girls-Do-Porn-Logos wurden bereits von den für alle User zugänglichen Seiten entfernt. Alle anderen Seiten werden folgen.

Der Pornhub-Sprecher behauptete zudem, dass Inhalte, die offensichtlich gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen, würden sofort von der Seite genommen, wenn Pornhub darauf aufmerksam gemacht werde. Darunter würden auch Videos fallen, in denen nicht einvernehmliche Handlungen zu sehen sind. Pornhub soll seine User und Userinnen sogar dazu auffordern, solche Videos zu flaggen – entweder über die dazu eingerichtete Seite oder mit einer Löschaufforderung unter dem Digital Millennium Copyright Act (DMCA). Wer auch immer das Video hochgeladen hat, werde dann auch hinsichtlich der "Multiple Infringer Policy" von Pornhub überprüft. In anderen Worten: Wer wiederholt nicht zulässige Inhalte hochlädt, kann – zumindest theoretisch – gesperrt werden.

Das wurde letztes Jahr auch durch den offiziellen Twitter-Account von Pornhub bestätigt:

Pornhub musste in der Vergangenheit bereits mehrere Videos von Girls Do Porn entfernen. Und jetzt, da mindestens 22 Frauen behaupten, nicht einvernehmlich auf der Seite gelandet zu sein, stellt sich die Frage: Warum wird der Kanal von Girls Do Porn nicht als "Wiederholungstäter" eingestuft und die Geschäftsbeziehung beendet? Auf die Bitte einer Stellungnahme zu dieser Frage hat Pornhub bis jetzt noch nicht geantwortet. Klar ist jedenfalls: Pornhub weiß, dass einem seiner Geschäftspartner von vielen Frauen Missbrauch vorgeworfen wird – und dass es durch die Verbreitung der betreffenden Videos selbst dazu beigetragen hat, die Leben dieser Frauen zu zerstören.

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