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Basel verliert seinen ’schönsten’ Grossrat

Der rechtsextreme Eric Weber verlässt die Schweiz und wechselt nach Abu Dhabi. In seinem Rücktritts-Interview besticht er durch grob verzerrte Realitätswahrnehmung, wenig Tugend und ziemlich skurriler Komik.

Dass Ästhetik eine recht subjektive Angelegenheit ist, demonstrierte Eric Weber im Interview mit der Basler Zeitung in ziemlich eindrücklicher Manier. So behauptete der Rechtspopulist im Gespräch mit Joël Gernet, welcher am letzten Dienstag wohl einer seiner amüsantesten Arbeitstage erlebt haben dürfte: „Ich bin der jüngste und schönste Grossrat Basels gewesen!" Nur zwei Minuten später streckt der 50-jährige selbsternannte Schönling seine nicht mehr ganz so knackigen Hinterbacken in die Kamera und klatscht sich zu den Worten „Staatsanwaltschaft leckt mich am Arsch" selber auf den Allerwertesten. Aber schau selbst:

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Weber, der bereits in seiner dritten Amtszeit im Basler Grossrat für die "Volksaktion gegen zu viele Asylanten und Ausländer in unserer Heimat" politisierte und dabei KZ-ähnliche, geschlossene Internierungslager für Asylanten sowie die Todesstrafe für Drogendealer forderte, hat seinen Kampf gegen den „Schweizer Verbrecherstaat" und dessen zu wenig repressive Asylpolitik nach knapp fünf Monaten im Amt aufgegeben.

Nachdem er zum wiederholten Male aufgrund eines Wahlbetrug-Verdachts (1991, 2008, 2012) von der Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft gesteckt wurde, wo er nach eigenen Aussagen „mit schwerem Rauch gefoltert" wurde (wahrscheinlich haben sie ihn mit ein paar Kleinbasler Kiffern in eine Zelle gesteckt), gab er am Mittwoch im Grossrat seinen Rücktritt bekannt. „Ich wurde vom Parlament schikaniert, von Türken bedroht und von der Polizei im Stich gelassen – Ich ziehe mit meiner Gefolgschaft nach Abu Dhabi", begründete Weber.

Dass es dort viel mehr Ausländer gibt als in Kleinbasel, stört den scheidenden Grossrat nur wenig: „Die Immigranten in Abu Dhabi sind nicht so kriminell wie hier in der Schweiz, denn sie wissen, dass ihnen der Kopf oder die Hand abgehackt werden kann, wenn sie sich kriminell verhalten." Hauptsache keinen schweren Rauch. Auffällig ist, dass niemand den Weber gut findet, er aber dennoch gewählt wird. Die SVP will nicht mit ihm arbeiten, die PNOS, die so rechts ist, dass ein Windstoss reicht sie links zu machen, brüstet sich sogar damit Webers Wahlbetrug aufgedeckt zu haben. Dass die Linke kein gutes Haar an ihm lässt dürfte selbsterklärend sein.

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Im Emirat wird er für einen Scheich „Pressearbeit fürs Land" betreiben. Wir haben verzweifelt versucht herauszufinden ob das wirklich stimmt. Unter anderem haben wir in Abu Dhabi bei der Regierung angerufen. Leider konnte uns niemand genaues sagen, so viele Scheichs, so wenig Befugnis. Als Auslandschweizer ist er zumindest nicht gemeldet. Ebenfalls scheint sein Rücktritt noch nicht bei der Basler Verwaltung eingegangen zu sein, dafür gibt's bereits den ersten Weber Song:

Falls Weber heute Morgen nicht auf den Zug (Zug? Orientexpress?) nach Abu Dhabi gestiegen ist, liegt allenfalls der Verdacht nahe, dass die Kleinbasler Bevölkerung einen (noch zu diagnostizierenden) manisch depressiven, paranoiden Irren in die Regierung gewählt hat. Wahrscheinlich haben sie einfach etwas zu lange in dem „Bosler Griff sein Arschlöchli" geschaut und dabei eine Art politischen Tunnelblick davongetragen. Fraglich ist dabei auch warum jemand dem Wahlbetrug nachgewiesen wurde, sich überhaupt noch zur Wahl stellen darf. In den arabischen Emiraten sässe Weber, gemäss Beamten der Schweizer Botschaft in Abu Dhabi, übrigens schon für das vorliegende Video wochenlang im Knast. Hoffentlich für ihn, googelt da niemals jemand seinen Namen.

Dass wir niemanden gefunden haben, der oder die Eric Weber für uns vom Perron verabschiedet hat, veranlasst uns übrigens dazu auf diesem Wege nach einer Basler Autorin (oder Autoren) zu suchen, wer interessiert ist, möge sich doch bei till@viceland.ch melden.