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Menschenrechte

Wie Arbeiter für Haribo-Goldbären unter unmenschlichen Bedingungen schuften

Haribo macht Kinder froh. Plantagenarbeiter eher weniger.
Foto: imago | ZUMA Press

"Kann Spuren von Sklavenarbeit enthalten" ist ein Satz, den man nicht so oft in Lebensmittelbeschreibungen liest. Doch genau das wirft ein Reporterteam der ARD dem Unternehmen Haribo vor.

Drei Zutaten eines Goldbären kennt jeder: Fruchtsaft, Gelatine und der Rest ist Zucker. Eine weitere, eher unbekanntere Zutat ist das umstrittene Karnaubawachs. Dieses Wachs sorgt dafür, dass die Bären glänzen und nicht aneinander kleben.

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Reporter der ARD-Sendung Markencheck fanden heraus, dass das Palmenwachs von brasilianischen Arbeitern unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellt wird. Für seine Recherche reiste das Team nach Brasilien, um die Zustände der Plantagen zu dokumentieren. Die Karnaubapalme wächst dort nur in drei Regionen, Piauí, Ceará und Rio Grande do Norte und das aus der Pflanze gewonnene Wachs umfasst, laut ARD einen Exportwert von 100 Millionen Euro.


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Die Palmenplantagen sehen aus wie ein Gelände für Bombentests: verlassenes Ödland, umringt von Stacheldraht. Einige Farmen umfassen mehrere Quadratkilometer. Die Arbeiter arbeiten bei 40 Grad im Schatten und schlafen nachts in Lastwagen, sind weder bei Arbeitsbehörden gemeldet noch krankenversichert. Statt Zugang zu sauberem Trinkwasser zu haben, müssen sie sich aus dem Fluss bedienen. Die für das Wachs benötigten Palmwedeln haben scharfe Stacheln. Ein Arbeiter erzählt den ARD-Reportern, dass seine Hand von einem herunterfallenden Strunk fast zerteilt wurde. Um die Palmwedel abzuschneiden, benutzten die Arbeiter zwölf Kilogramm schwere Stangen mit angebrachten Klingen. Die Arbeiter tragen dabei weder Handschuhe noch andere Schutzkleidung und können, je nach Ertrag, mit einem Tageslohn von 40 Real rechnen – umgerechnet 10 Euro.

Foto: imago | AGB Photo

Viele der Arbeiter wohnen direkt auf den Plantagen. Die Reporter stießen dabei auch auf Minderjährige, die illegal arbeiten. Ein Farmer stellte keine Toilette bereit. Die Arbeiter müssen in die Büsche ausweichen und sich statt mit Toilettenpapier mit Blättern oder Holzstücken reinigen. Ein Vertreter des brasilianischen Arbeitsministeriums sagte den ARD-Reportern, dass die Arbeiter "wie Gegenstände behandelt werden; schlechter als Tiere". Als die Reporter ihm eine Packung Goldbären zeigen, nennt er sie "ein Produkt aus unmenschlichen Arbeitsbedingungen".

Haribo behauptet, nichts von den Umständen gewusst zu haben. Auf eine Anfrage der ARD antwortet der Konzern, dass ihnen ein "Verstoß gegen ihre Richtlinien nicht bekannt sei". Weiter heißt es: "Wir danken Ihnen für den Hinweis und werden dieses Thema auch proaktiv über unsere Lieferanten nachverfolgen."

Zum Thema Kinderarbeit äußerte sich Haribo nicht. Eine weitere Anfrage der Reporter blieb ebenfalls unkommentiert.

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