Ein Berliner Wrestler
Alle Fotos von Miguel Hahn und Jan-Christoph Hartung

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Hinter den Kulissen der Berliner Wrestling-Szene

Diese Fotos zeigen Fans, die sich die Namen ihrer Idole tätowieren lassen, und Wrestler, die ihre Masken noch selbst nähen.

Beim Wrestling verschwimmen Fiktion und Realität. Zum Beispiel dann, wenn der Berliner Wrestler Orlando Silver aus zwei Metern Höhe mit einem Driving Elbow Drop im Gesicht seines Gegners landet, der am Boden liegt. Die beiden klatschen wirklich aufeinander. Aber das Gesicht des Gegners sieht danach trotzdem nicht aus wie eine Schüssel Chilli Con Carne.

Die beiden Berliner Fotografen Miguel Hahn und Jan-Christoph "Chris" Hartung haben sich diese Gratwanderung zwischen Fiktion und Realität genauer angeschaut. Ende 2018 besuchten sie eine Show der German Wrestling Federation, kurz GWF, in Berlin – und später die Wohnzimmer von Wrestler Orlando Silver und Christian, einer Legende unter den Fans der Berliner Szene.

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Dabei, sagen Hahn und Hartung, seien sie fasziniert gewesen von der Professionalität des Berliner Wrestling-Zirkus und gleichzeitig dem familiären Umgang zwischen Fans und Wrestlern.

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Orlando zuhause mit seiner Frau und seinem Kind

Schon beim ersten Berliner Wrestling-Event, das die beiden besuchten, sei ihnen aufgefallen, wie sehr die Zuschauer Teil des Kampfes sind, sagt Miguel: "Sie interagieren mit den Wrestlern, beschimpfen sie oder feuern sie an." Die Kämpfer wiederum stacheln das Publikum auf, je nachdem, welche Rolle sie einnehmen, wie ihre Vorbilder in den USA.

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Neben dem Wrestling arbeitet Orlando als Grafikdesigner. Seine Kostüme näht er selbst

Unübersehbar war für die beiden Fotografen auch Fan Christian. "Er saß ganz vorne am Ring und trug wechselnd an die zehn verschiedene Masken", erzählt Chris. Immer wenn ein neuer Wrestler den Ring betrat, habe Christian dessen Landesfahne rausgeholt und ihm zugejubelt. Die beiden Fotografen sprachen Christian an und besuchten ihn zu Hause in Marzahn. "Wrestling ist sein Leben", sagt Hartung.

Christians ganzes Zimmer sei voller Wrestling-Utensilien, Action-Figuren, Alben mit Fotos und Autogrammkarten gewesen. Außerdem hat er sich den Namen eines Kämpfers auf den Arm tätowieren lassen. "Immer wenn die Wrestler ihre Masken loswerden wollen, vielleicht weil sie Kohle brauchen, dann kauft Christian sie ab. Und das, obwohl er selbst nicht so viel Kohle hat", sagt Chris. "Ich fand ihn bemerkenswert."

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Die GWF-Wrestler trainieren im Sportraum einer Neuköllner Schule. Super-Fan Christian hat sich den Namen eines französischen Wrestlers auf den Arm tätowieren lassen

Einer der Kämpfer, denen Christian im Ring zujubelt, ist Orlando. Der gebürtige Mexikaner wrestlete früher schon in seiner Heimat. Dort wird der Sport nicht belächelt, so wie manchmal in Deutschland, sondern steht gleichberechtigt neben dem sehr beliebten Boxen. In Berlin näht Orlando seine Masken zwar selbst, aber trotzdem erzählte er, habe seine Wrestling-Karriere erst so richtig in Deutschland begonnen, wo ihn die Fans zu einem lokalen Star gemacht haben.

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Eigentlich, so scheinen es die Fotos zu sagen, sind beide ganz normale Typen, aber sobald sie ihre Masken anlegen, schlüpfen sie jeder in eine andere Rolle. Orlando der Wrestler und Christian der Fan.

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Christian wohnt bei seiner Mutter in Marzahn und hat sein Zimmer seiner Wrestling-Leidenschaft gewidmet

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