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Instagram

Hat dich der Hype um dieses Instagram-Ei genervt?

Gut so! Denn dahinter steckte mehr als nur ein Weltrekordversuch.
Zwei Menschen starren auf ein Ei
Montage: VICE || Foto: imago | Panthermedia || Screenshot: Instagram | world_record_egg

Wenn ein Agenturensohn mit dem Foto von einem Ei erst 52 Millionen Likes auf Instagram sammelt, um damit anschließend auf die psychischen Risiken von Social Media aufmerksam zu machen, wäre das wohl das Edelste, was jemand aus der Werbebranche je getan hat – außer natürlich, er wird von einem Streaming-Dienst dafür bezahlt.

Im Januar versuchte Chris Godfrey zusammen mit zwei Freunden, Kylie Jenners Like-Rekord (23 Millionen Likes für ein Foto ihres neugeborenen Babys) auf Instagram zu brechen – mit dem Foto eines Eis. In einem Gespräch mit der New York Times beschreibt er diesen Gedankenblitz so: "Kann so etwas Universelles und Einfaches wie ein Ei gut genug sein, um diesen Rekord zu brechen?" Es kann. Auch wenn das vermutlich weniger am Ei liegt als daran, dass die Menschheit verdammt stumpf ist. Innerhalb von einem Monat bekam sein Ei also 52 Millionen Likes.

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Eugene, so heißt das Ei, ist aber nicht nur Influencer, sondern angeblich auch Aktivist. So verkaufen ihn zumindest seine Erfinder. In einem Werbespot, der am Sonntag nach dem Super Bowl auf der Streaming-Plattform Hulu gezeigt wurde, macht Eugene auf die Risiken von sozialen Medien für die psychische Gesundheit aufmerksam. Wie auf dem Instagram-Account zu sehen ist, bekam das Ei 14 Tage nach seinem ersten Online-Auftritt die ersten Risse. Je mehr Fotos gepostet wurden, desto größer wurden diese Risse. In dem Werbespot erklärt Eugene, dass er am Ende am Druck der sozialen Medien zerbrach. Anschließend ruft er dazu auf, sich in solchen Situationen Hilfe zu suchen, und verlinkt auf die amerikanische Non-Profit-Organisation Mental Health America. Ganz umsonst, wie edel. Wäre da nicht die Kooperation mit dem Streaming-Dienst Hulu.


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Am Samstag kündigte Godfrey unter einem Foto, das Eugene als Football zeigt, eine große Überraschung an: "Alles wird nach dem Super Bowl aufgedeckt." Den Link zum passenden Streaming-Dienst lieferte er gleich mit: "Sieh es als erstes, nur bei Hulu." Wie viel Geld für die Zusammenarbeit geflossen ist, weiß man nicht. Laut New York Times wurden die Erfinder jedoch definitiv von Hulu bezahlt.

Was auf den ersten Blick wie uneigennütziges soziales Engagement wirkt, für das man Eugenes Erfinder loben möchte, ist auf den zweiten Blick nichts anderes als raffinierte Werbung für einen Streaming-Dienst. Man kann also nicht einmal mehr ein einfaches Ei liken, ohne dass es einem anschließend irgendwas anzudrehen versucht. Die Erfinder des Aktivisten-Eis behaupten trotzdem, dass Geld für sie nicht im Vordergrund stünde. Stattdessen gehe es darum, Gutes zu tun. Angeblich hätten sie mehrere Angebote bekommen. Details möchten sie jedoch keine nennen. Ja, klar.

Was lernen wir also? Social Media fickt zwar deine Gesundheit, kann dich aber sehr reich machen.

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