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Pyrotechnik

Ein FC St. Gallen-"Fan" bunkerte 1.651 Pyros in seiner Wohnung

Ein Mann im Stadion verlor wegen ihm fast sein ganzes Gehör und auch wegen antisemitischer Sprüche wird gegen ihn ermittelt.
Foto von Schweizer Kurvenkultur auf Facebook

Hier zündest du dir besser keine Zigarette an: Als Polizisten die Wohnung eines Fans des FC St. Gallen durchsuchten, fanden sie darin sage und schreibe 1.651 Pyros, vermutlich russischer Bauart. Dass der Typ zum Umgang mit Feuerwerkstechnik nicht qualifiziert war, bewies nicht nur seine fehlende Genehmigung, sondern auch sein Lagerungssystem. Gemäss Anklageschrift lag das Zeug einfach in Schachteln oder sogar auf dem Boden verstreut in seiner Wohnung rum – insgesamt rund 100 Kilogramm. Angeblich wollte er sich durch seinen Pyronachschub in der Fanszene einen Namen machen, war aber den anderen Fans nicht geheuer.

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Gefunden wurde dieses Arsenal, das in der Schweiz wohl seinesgleichen sucht, überhaupt erst, weil der glühende Anhänger auch im Stadion sein Pulver verschoss. Während einem Auswärtsspiel des FC St. Gallen in Luzern zündete er viermal pyrotechnische Gegenstände. Ein Knallkörper explodierte neben einem Luzerner Zuschauer, der seitdem auf dem linken Ohr nur noch zu 10 Prozent, auf dem rechten noch 60 Prozent hört. Zum ersten Mal überhaupt sah sich die Bundesanwaltschaft gezwungen, selbst eine Anklage wegen Gewalt in Sportstadien einzureichen. Auch im Stadion wird der Fan mit Hang zum Knalleffekt nicht mehr so schnell zu sehen sein: "Die Swiss Football League sprach ein zehnjähriges landesweites Stadionverbot aus, das bisher längste überhaupt", sagte Philippe Guggisberg von der SFL auf Anfrage von VICE. Die Liga sanktioniert Würfe von Petarden deutlich härter als das alleinige Abfackeln von Pyros, wenn dabei Unbeteiligte nicht gefährdet werden. Für das Anzünden von Pyros wird der Verein zwar gebüsst, aber aus Gründen der Verhältnismässigkeit normalerweise nicht gegen den Fan ermittelt, erklärt Guggisberg.

Der Angeklagte muss nächsten Monat auch vor dem Kreisgericht in St. Gallen antraben. Während des Open Air St. Gallen soll er judenfeindliche Sprüche von sich gegeben haben und auf eine Polizistin losgegangen sein, berichtet die Luzerner Zeitung. Sollten sich die Vorwürfe gegen ihn vor Gericht bestätigen, wird der Espenblock – die Fankurve des FC St. Gallen – ihrem "Fan" wohl kaum nachtrauern.

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