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Eine Tour durch die schlimmsten Restaurants in Basel

Knorpeliges Cordon Bleu, welke Salate und verschissene Toiletten: Das sind die schlimmsten Restaurants in Basel.
Foto: Michel Schultheiss

Warnungen sind im Allgemeinen wertvoller als Empfehlungen. Nachdem sich Daniel Kissling bereits in die kulinarischen Gruselkabinette von Zürich vorgewagt und uns so mit einer Reihe an Warnungen für die heimliche Hauptstadt ausgestattet hat, erwachte der Lokal-Chauvi in mir: Was das Kaff an der Limmat an wertvollen Warnungen zu bieten hat, müssen wir auch längst für Basel haben.

Dazu habe ich mich mal bei den Köchen und häufigen Auswärtsessern in meinem Kollegenkreis umgehört und die Bewertungsportale durchforstet. In die engere Auswahl kamen alle Beizen, die oft mit schmeichelhaften Begriffen wie „Gastro-Schande", „Katastrophe" und „Frechheit" kommentiert wurden. Wo über arrogante Kellner, überteuerte Tiefkühlkost und schmierige Gläser gemeckert wird, dort fand ich mein Terrain.

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Dabei hab ich die sympathisch-versifften Quartierspunten, die wenigstens halten, was sie versprechen, aus dem Spiel gelassen, und mich jenen Lokalen gewidmet, bei denen manche ahnungslose Touristen oder ausgehungerte Ausgangsleichen in die Pfanne gehauen werden.

Zum alten Stöckli

Beim Barfi, im Herzen der Stadt und erst noch mit einer Tafel, die mit der Aufschrift „Original Swiss Food" lockt: Das riecht schon mal stark nach Touristenfalle. Von aussen sieht's beim „alten Stöckli" noch urchig aus. Drinnen muss ich mich mit mehreren Anläufen erkennbar machen: Vier etwas missgelaunte Angestellte hinter dem grossen Jägermeister-Kübel auf der Theke weisen mich schliesslich etwas harsch an, mich gleich gegenüber von der Bar in eine Sitzbank zu quetschen.

Nach fünf Minuten kommt eine lieblos gefüllte Schale mit Grünzeug auf den Tisch: Teilweise welke Salatblätter mit einer französischen Sauce, die nach Plastikflasche schmeckt. Das Beste kommt aber noch: Für sage und schreibe 46.50 Franken wird mir ein Cordon bleu dermassen vor die Nase gedonnert, dass bei der „Landung" einige Pommes aus dem überfüllten Teller fallen.

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Was die Fleisch-Monstrosität auch immer war, als sie noch lebte: Ein Kalb war es wohl kaum, denn das Teil ist etwa so zäh wie eine angefahrene alte Milchkuh und gleicht einer jener mysteriösen Proteinmassen, die bisweilen angeschwemmt an Stränden gefunden werden. Ich säble mich durch einen beinahe rohen, knorpelig-fettigen Klumpen irgendwas.

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Pizza Quick

Wer die Bars an der Feldbergstrasse aufsucht, kommt daran wohl kaum vorbei: Pizza Quick ist eine der berüchtigtsten Dönerbuden Basels und schon manch einer ist nach einem Absturz schliesslich unverhofft dort gelandet. Freunde haben mir darüber schon schlimme Geschichten erzählt—also nichts wie rein!

Es sieht hier aus, als sei der Laden ständig im Umbau: Nebst einer Kletterpflanze in einer Glasflasche ist die Einrichtung spartanisch. Ein paar schmuddelige Tische und Theken mit Brotkrümeln sind zu sehen, auf der beleuchteten Menüanzeige in schalen Gelbtönen ist gefühlt die Hälfte der Gerichte mit einem abgefressenen Klebeband zugedeckt.

Nach den ersten paar Bissen stelle ich fest, dass der Döner gar nicht so schlimm ist wie vermutet (das Taschenbrot ist OK), wenn er nicht so kartonmässig fad wäre—obwohl ich meinen Döner mit „viel scharf" bestellt habe. So etwas wie Toiletten scheint es hier nicht zu geben: Das einzige Herren-WC ist buchstäblich verschissen und halb auseinander gefallen. Immerhin weist ein Fresszettel mit der Aufschrift „defekt" auf die Umstände hin.

Lällekönig

Eins muss man der Beiz an bester Lage gleich beim Rhein lassen: Sie hat eine breite Palette an lokalen Bieren vorzuweisen. Von daher beginnt der Besuch im Lällekönig noch ganz gut mit einem feinen Dinkelbier aus „Roscha's Hausbrauerei". Das Interieur wäre zwar mit den vielen Fasnachtsutensilien noch bunt und lustig, doch um die Mittagszeit wirkt der ganze Ramsch eher trist: Ein älterer Herr nippt vor einer düsteren Theke im Hintergrund an seinem Bier. Ebenfalls „finster" ist das WC, wo ich zuerst gleich mal auf den Schriftzug „Hogesa" (Hooligans gegen Salafisten) treffe.

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Was nachher kommt, der Salat für gesalzene 19.50 Franken, ist eher sonderbar: Eine spannende Kombination aus Eisberg, Trauben, Gurken, Tomaten, matschigen Croûtons und Champignons—und vor allem haufenweise warmem Bratspeck. Die fettige Angelegenheit schwimmt mit der Zeit immer mehr in der Sauce. Die Aufeinanderschichtung erinnert ein bisschen an den Futternapf für den Hund, der gleich bei der Küche zu sehen ist. Gefolgt von einem annehmbaren Raclette, ist mir ein ziemlich durstiger Nachmittag gewiss.

Stadthof

Einst war das Lokal stadtbekannt für seine Pizzen. Nun scheint es sich aber auf seinen Lorbeeren auszuruhen: Mehrere Gäste motzen in ihren Kommentaren über den allmählichen Sturzflug beim Essen und beim Service. Wir reden hier nicht von der beliebten Brötli-Bar im Parterre, sondern vom Speisesaal im ersten Stock des Stadthofs.

Der Besuch beginnt schon recht aufschlussreich: Eine ältere Dame verlässt wutentbrannt nach einem Streit mit dem Kellner das Lokal. Die Speisekarte in sieben Sprachen lässt schon wieder den Touristenfallen-Verdacht aufkommen. Eigentlich wäre die Lage des schönen Hauses am Barfüsserplatz hervorragend, doch das Ambiente ist eher deprimierend.

Es herrscht eine Stimmung wie in einer Spital-Cafeteria: Milchig weisse Vorhänge zieren den Raum, das Summen des Kühlschrank bildet die Klangkulisse. Relativ zügig bekomme ich meine Pizza und deren Konsistenz ist auch ganz in Ordnung. Knusprig ist sie, doch was wurde hier für satte 25 Franken draufgehauen? Spinat, der wie frisch aus dem Gefrierfach schmeckt und von einem halbrohen Ei überschwemmt wurde. Mit dem laschen weissen Pfeffer lässt sich das nicht mehr gross pimpen.

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Fazit

Die Entscheidung darüber, welches das absolut schrecklichste Restaurant Basels ist, sei dir selbst überlassen. Vor einigen der schlimmsten habe ich dich jetzt jedenfalls gewarnt.

Dabei ist zu bemerken, dass es in Basel gar nicht so einfach ist, schlecht zu essen. Die Innenstadt ist in der Hand von teuren Gastrounternehmen und dort wird oft weniger das Essen an sich, sondern viel mehr das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis kritisiert. Normalerweise wirst du in Basel also eher arm als vergiftet von deinem Dinner-Date nachhause kommen. Erwiesenermassen gibt es sie aber, die wirklich schlimmen Beizen, die dank ihrer oft formidablen Lage trotzdem noch genug Gäste anlocken, die sich das antun.

Michel aut Twitter: @SchuMichelada

Vice Schweiz auf Twitter: @ViceSwitzerland