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Popkultur

„Ich kack mich voll. Ohne Scheiß.“

Es ist gemein, wie die Medien über Larissa herziehen. Denn wir brauchen Larissa, wenn wir das Dschungelcamp geistig überleben wollen. Hier sind 20 gute Gründe, warum das so ist.

Larissa Marolts Auftritt im RTL-Dschungelcamp sorgt gerade für viel Aufregung, vor allem in Kärnten, wo die Behauptung, das Model aus St. Kanzian stamme aus Klagenfurt, nicht nur die Bevölkerung, sondern auch Ex-BZÖ-Politiker Stefan Petzner erbost. Der Klagenfurter befürchtet vor allem, dass diese Behauptung gravierende Auswirkungen auf die Tourismus-Branche haben könnte. „Klagenfurt ist eine Tourismusregion und das Dschungelcamp schauen jeden Tag acht Millionen Menschen, also das hat schon seine Auswirkungen," beklagt sich Petzner. „Ärgerlich, wenn dann behauptet wird, sie kommt aus Klagenfurt, wenn sie dann so eine Performance hinlegt."

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Larissas Vater meldete sich daraufhin zu Wort und bezog Stellung zu der Aufregung um Larissas Herkunft. Er verteidigte seine Tochter und attackierte „Fremdschämer" Petzner in einem offenen Brief. Jemand, der sich in die Arena der Öffentlichkeit begebe, müsse mit Kritik leben und umgehen lernen, reagierte Petzner auf Twitter.

Ganz abgesehen von dem Drama in Österreich sagt Schauspieler Winfried Glatzeder, er würde niederknien, wenn Larissa ihre Anfälle, Tiraden und Ekstasen auf der Bühne spielen könnte. Das Dschungelcamp, das RTL mit dem Slogan „Deutschland – Land der Dichter und Camper“ bewirbt, hat ein neues Großphänomen hervorgebracht. Um es zu erforschen, brauchen wir eine neue Disziplin, eine Larissologie. Hier kommen 20 Zitate, die sie schon jetzt auf den Olymp der Dichter-Camper heben.

1. „Ich merke, ich spüre und ich sehe.“

Larissa ist ein Medium. Sie saugt die Wirklichkeit in sich auf und transformiert sie in Sprüche von seltsamer Schönheit.

2. „Can you make radio music, because it really relaxes me?“

Larissa sitzt im Bus zum Camp und sagt zum Fahrer diesen unglaublich angespannten Satz. Sie klammert sich an den letzten Strohhalm der Zivilisation und will Radio hören. Im Dschungel wird sie nur noch Insektenmusik bekommen, deren Zauber sie bald kennenlernen wird.

3. „Selbst die Ureinwanderer haben mehr, als wir haben.“

Larissa hat in ihrem Gehirn ein sprachliches Methlabor, das aus den billigsten Zutaten den reinsten Stoff produziert. „Ureinwanderer“ ist schon jetzt ein Klassiker der Camp-Sprachschöpfung. Denn viele Zugezogene in Berlin-Mitte werden sich genau mit diesem Begriff identifizieren.

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4. „Ich hab halt meine Augen überall. Weil es kann ja überall eine Gefahr lauern.“

Larissa empfindet das Camp nicht als Spiel, sondern als bitteren Ernst. Das erfordert eine Strategie der Hyperaufmerksamkeit.

5. „Der Körper haltet das ja aus, wenn man zwei Wochen nicht schlaft. Ich bin ja jung. Jung und fit.“

Larissa, obwohl sie in New York Schauspiel studiert hat, fällt manchmal zurück in ihre Kärntner Mundart. Besonders toll ist das, wenn sie ankündigt, zum niemals schlafenden Terminator zu werden. Und zwar besser, als es ein Hollywoodstar aus der Steiermark jemals hätte sagen können.

6. „Ist das extra so gmacht worden, dass i das ned aufkrieg?“

Larissa kämpft unentwegt mit einer höheren Macht. Wie eine Figur der antiken Mythologie spricht sie mit Göttern, die ihr ständig an den Kragen wollen. Übrigens hatte es ihre antike Vorgängerin auch nicht so mit Prüfungen: Vor die Wahl gestellt, sich von Zeus besteigen zu lassen oder sich umzubringen, sprang die Nymphe Larissa einfach ins Meer.

7. „Es versteht mi ka Mensch.“

Larissa ist ein Wesen an den Rändern des Menschlichen. Sie braucht keinen Schlaf. Sie lebt als Parasit von den Zigarettenbeständen der anderen.

8. „Ich würd mich nie selber wählen! Bist irre?“

Larissa spricht mit der Kamera wie mit einem Rachegott. Sie ist das basisdemokratisch gewählte Opfer, das stellvertretend für alle den Schleim und das Ungeziefer unserer diesseitigen Existenz auf sich nimmt.

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9. „Das sind nur Schlangen, die haben keine Zähne mehr drin, oder?“

Larissa denkt und fühlt in großen evolutionären Zusammenhängen. Schlangen sind für sie nur degenerierte Urmonster. Vor ihnen hat sie keine Angst. Nur vor Spinnen. Wenn sie Spinnen sieht, wird sie zur Furie, die das Gestrüpp zerhackt.

10. „Michi, spürst du die Zungen? Fuck! Fuck! Fuck!“

Larissa nennt den Wendler liebevoll „Michi“. Sie will die Liebe aller Campteilnehmer, aller Zuschauer. Als sie Winfried Glatzeder umarmen will, wird sie schroff abgewiesen. Erst nachdem sie gemeinsam eine Dschungelprüfung überstehen, nimmt er ihre Liebe an.

11. „Oida!“

Larissa macht unser geliebtes Oida" in Deutschland bekannt. Also wenn ihr das nächste Mal in Berlin oder Hamburg unterwegs seid und ihr plötzlich Oida" hört, wisst ihr, wem ihr es zu verdanken habt.

12. „Ich bin kein normales Model.“

Larissa ist in keiner Weise normal. Dafür sollten wir ihr danken.

13. „Ich kack mich voll. Ohne Scheiß.“

Larissa überwindet den jahrtausendealten Kampf zwischen Materialismus und Idealismus in zwei Sätzen. Wir sollten ihr Credo annehmen. Und uns wie gute Buddhisten jeden Tag vornehmen, uns „ohne Scheiß vollzukacken“.

14. „Ich kann nicht kacken ohne Kaffee! Deutschland soll’s ruhig hören.“

Larissa weiß, dass sie vor unzähligen Kameras spricht. Sie ist schließlich Politikertochter. Ja, richtig gelesen: Ihr Vater Heinz Anton Marolt besitzt ein Hotel am Klopeiner See und saß Ende der 1990er für die rechtspopulistische FPÖ im Nationalrat. In seiner Bar „Blaue Lagune“ tranken sich damals Jörg Haider & Co. in einen nationalen Rausch. Mit seinen Geschäften war er in das eine oder andere Affärchen verwickelt, kam aber unbescholten davon. Eine Matratze seines Hotels sieht übrigens aus, als hätte Haider seine braunen Spiele nicht nur im Nationalrat getrieben.

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15. „Mein Herz ist tot.“

Larissa legt nicht nur über ihren Darm Rechenschaft ab, sondern über alle Organe. Das kann nach Emo klingen. Ist aber einfach nur Ausdruck eines dramatischen Konflikts zwischen ihr und dem Kosmos.

16. „Ich bin der einzige Mensch, dem du vertrauen kannst auf der Welt.“

Larissa führt einen Dialog mit der Kamera, einen Dialog ins Leere. Denn der Kameragott ist grausam und gibt ihr nicht die Süßigkeiten, um die sie ihn bittet.

17. „Den Dschungel hab ich mir überhaupt nicht so vorgestellt. Das ist alles so echt, so widerlich. In Zukunft lese ich mir den Vertrag durch und schaue mir Sendungen an, bevor ich mitmache.“

Larissa erkennt wie Ödipus ihre Fehler zu spät. Das endet tragisch.

18. „Wo sind die Freunde?“

Larissa zitiert hier frei nach der vierten Strophe von Hölderlins Gedicht „Andenken“. Sie empfindet einen unüberbrückbaren Abgrund zwischen sich selbst und den anderen Bewohnern. Zwischen sich selbst und uns vor dem Fernseher.

19. „Mein Herz! Ich bin ein schwacher Mensch. Ich hab kein Fleisch gegessen die letzte Zeit.“

Larissa hat Kafkas Erzählung Ein Hungerkünstler vermutlich nicht gelesen. Doch tief treffen Kafkas Worte Larissas Zustand: „So lebte er mit regelmäßigen kleinen Ruhepausen viele Jahre, in scheinbarem Glanz, von der Welt geehrt, bei alledem aber meist in trüber Laune, die immer noch trüber wurde dadurch, dass niemand sie ernst zu nehmen verstand. Womit sollte man ihn auch trösten?“

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20. „Warum tut ihr mir das an? Ich bin so ein netter Mensch. Die anderen, lasst die doch mal in die Scheiße fallen.“

Larissa weiß, dass sie bei jeder Dschungelprüfung aufs Neue zum Opferaltar geführt wird. Und bittet beim Zuschauervolk um Gnade. Aber in ihrem Tonfall hört man genau: Sie weiß, dass dieses Flehen nur ein Teil eines großen Rituals ist, bei dem sie am Ende immer selbst in die Scheiße fallen wird.

Wie ihr seht, ist Larissa ein unverzichtbarer Bestandteil, ja die einzige relevante Person des diesjährigen Dschungelcamps. Gegen diesen Wahnsinn kann Bachelor-Maus Melanie Müller mit ihrer sächsischen Stimme der Vernunft nur verlieren. Der Wendler ist zu kontrolliert (und außerdem schon raus), Winfried Glatzeder zu ironisch (selbst wenn er sein Gemächt in die Kamera hält) oder aggressiv. Wir brauchen Larissa, wenn wir das Dschungelcamp geistig überleben wollen. Sie muss bis zum Ende durchhalten. Um es mit einem von ihr gerne gebrauchten Wort zu bekräftigen: „Bit-te!“

Für diejenigen unter euch, die sich dieses Wochenende vom Fernseher losreißen können, haben wir hier ein paar Tipps, wie ihr eure Zeit zwar Larissa-frei aber dennoch höchst unterhaltsam verbringen könnt.

DONNERSTAG

Heute gibt es beim Salon Klimbim in der Secession Wien einen geschätzten Kunstabend zu vegetarischen Tigern und utopischen Unterhandlungen. Danach könnt ihr euch im Semperdepot bei der Richter Klasse Party von eurer Sehnsucht nach Larissa ablenken.

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FREITAG

Am diesem Tag sollte jeder, der schon einmal seinen Fuß auf ein Skateboard gesetzt hat, ins Top Kino gehen, wo nämlich „Ganz Wien“ gezeigt wird. Diese Doku gibt einen Abriss über die Wiener Skateboard-Szene in den vergangenen dreißig Jahren. Damit ihr danach nicht in Versuchung kommt, nach Hause zu gehen und den Fernseher einzuschalten, verlosen wir 2x2 Tickets für das Season Opening im Klub Ost mit Brenk Sinatra & HAM, unter der Vorraussetzung, dass ihr uns eine Email mit Betreff HAM an win@vice.at schickt.

SAMSTAG

Am Samstag solltet ihr auf keine Fall Vihannas 1-jährigen Geburtstag in der Forelle verpassen. Weil ihr dringend eine Dschungelcamp-Pause braucht, verlosen wir auch dafür 2x2 Tickets. Vergesst nur nicht uns eine Email mit Betreff VIhanna an win@vice.at zu schicken.

So funktioniert auch ein Wochenende ohne Dschungelcamp.