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Die Schweizer „Männer raus!“-Initiative

Eine neue Volksinitiative will straffällige Männer—unabhängig von ihrem Pass—ausschaffen.
Zur Verfügung gestellt von Christian Mueller

Es war an der Zeit für eine Initiative, die der allgegenwärtigen Symptombekämpfung entgegentritt. Die Initiative „zur Ausschaffung krimineller Männer" nimmt die Kriminalitätsstatistiken ernst und überträgt die Tatsache, dass 2013 82% aller Gewaltdelikte von Männern begangen wurden, in ein politisches Anliegen:

Alle kriminellen Männer müssen ausgeschafft werden. Unabhängig von ihrer Nationalität und ihrer Herkunft werden sie des Landes verwiesen.

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Das finde ich recht sympathisch, denn ein Matriarchat muss recht gemütlich sein. Sowas wie „Geschlechtersolidarität" kenne ich eigentlich nicht, also würde ich mich gerne in so einer Schweiz einkuscheln. Zumal mein Strafregisterauszug relativ leer ist und mich Gewalt nur im einvernehmlichen Rahmen fasziniert. (Im Pogo-Klüngel, im Bett und in Fight Club. Fight Club!)

Foto zur Verfügung gestellt von Basel Kulturkick

Aber die „Männer raus!"-Idee stammt nicht von einer Radikalfeministin und darum strebt sie auch keine Schweiz der Männerdiskriminierung an. Der Verdacht eines matriarchischen Umsturzes wird von der Tatsache ausgehöhlt, dass im Initiativkomitee nur 30% Frauen sitzen. (Zumindest ihrem biologischen Geschlecht bzw. ihrem Namen nach.) Und die 70% Männer sind (meines Wissens) auch nicht von Selbsthass getrieben.

Nein, die „Männer raus!"-Initiative ist ein weiteres Projekt des Theaterpädagogen, Künstlers und ex-Sexkino-Mitarbeiters Christian Mueller. Sein „Freistaat Unteres Kleinbasel" wartet zwar noch auf den ersten Grossrat, die Initiative für die Wasserrutschbahn von der Johanniterbrücke in den Rhein—nur 100 Meter von Christian Muellers WG entfernt; also ein Anliegen aus Eigeninteresse—scheiterte in der Sammelphase. Trotzdem wagt sich Mueller jetzt mit seiner ersten schweizweiten Initiative an die Öffentlichkeit.

Foto von Isengardt; Flickr; CC BY 2.0

Eigentlich ist „Männer raus!" vor allem eine Hommage an eine andere Initiative: Die Durchsetzungsinitiative zur Ausschaffungsinitiative. Christian Mueller hat kurzum „Ausländer" durch Männer ersetzt und seine eigene Initiative eingereicht. (Okay, er hat noch alle Betäubungsmitteldelikte aus dem Ausschaffungsgrund-Katalog genommen, da er die Freigabe sämtlicher Drogen fordert.)

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Ursprünglich sollte die „Männer raus!"-Initiative den Abstimmungskampf vor der Masseneinwanderungs-Initiative aufmischen, aber die „Hommage" stellte die Bundeskanzlei vor Probleme. Bisher gab es noch keine Initiative, die so eng an eine andere angelehnt war. Die Bundeskanzlei hatte Angst vor Verwechslungen; das Anliegen verzögerte sich.

Foto von Isengardt; Flickr; CC BY 2.0

Endlich beginnt die Unterschriftensammelphase: Heute erscheint das schräge Anliegen im Bundesblatt. Und soll—so der Wunsch ihres Initianten—eine Debatte über Volksrechte, Demokratie und ein mögliches Verfassungsgericht lostreten. (Natürlich soll sie der SVP auch angenehm ans Bein pissen, aber das scheint zweitrangig.)

Angst vor der eigenen Ausschaffung hat Christian Mueller keine und zwar doppelt begründet: Die Vereinigte Bundesversammlung würde die Initiative wahrscheinlich für ungültig erklären. Und er wurde bisher bloss einmal wegen betrunkenem Fahrradfahren verzeigt.

Foto von G5B7; Pixabay; Public Domain

So bleibt die „Männer raus"-Initiative ein ungewöhnliches Anliegen, dem es um die Debatte und kaum um den eigentlichen Inhalt geht. Christian Mueller ist jedenfalls bereit, Schäfchen-T-Shirts zu verkaufen, Unterschriften zu sammeln und Anfragen von Journalisten im Wasserfall-Stakkato zu beantworten.

Die anderen Medien wurden für heute um 11 zur Pressekonferenz in Basel eingeladen: „Ich habe geschrieben, dass etwas Grosses passiert. Die NZZ hat schon angerufen." Ob sie auch kommt, bleibt ebenso wie die Frage, ob der „Freistaat Unteres Kleinbasel" 100 000 Unterschriften zusammenbekommt, offen. Mein einziger Strafregistereintrag (wegen Hausfriedensbruch) ist mittlerweile gelöscht; meine Unterschrift hat Christian Mueller also auf sicher.

Update: Christian Mueller hat uns darauf hingewiesen, dass die Mitglieder mit Frauennamen (u.a. Carol) im Initiativkomitee auch Männer sind. Bei den 30% irrtümlich als Frauen Identifizierten handelt es sich also lediglich um Männer mit Frauennamen.

Infos über echte Fight Clubs schickt ihr Benj auf Twitter: @biofrontsau