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Popkultur

Ich habe einen Monat lang versucht, meinen Arsch auf Instagram berühmt zu machen

Das Ganze ist gar nicht mal so einfach, wie man es sich vorstellt.
Bilder von Hintern

Fast jedes Mal, wenn ich ein Foto bei Instagram poste, bei dem mein Arsch im Fokus steht, bekomme ich dafür mehr Likes als für alle anderen Bilder meines Feeds. Wildfremde Menschen kommentieren dann mit dem Pfirsich-Emoji oder verlangen von mir, sie für Reposts oder Shoutouts zu erwähnen. Dieser Trend kommt an sich jetzt nicht wirklich überraschend, da es einem heutzutage wirklich einfach gemacht wird, sich auf eine gewisse Art und Weise im Internet zu präsentieren. Trotzdem bin ich immer wieder davon fasziniert, wie es so viele Leute schaffen, sich dem Ganzen so zu verschreiben, dass sie immer sofort Bescheid wissen, wenn eine Fremde ein schmeichelndes Foto ihres Pos hochlädt.

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Die Sache mit meinem Arsch ist jedoch die: Ich finde ihn ziemlich gut. Nachdem Hinterteile die Brüste als die weiblichen Körperteile abgelöst hatten, die man ohne Scham unermüdlich zur Schau stellen kann, war ich richtig froh. Endlich gab es einen Trend, bei dem ich wirklich mitmachen konnte. Im Gegensatz zu meinen Titten ist mein Hinterteil mehr als nur eine Handvoll und von der Beschaffenheit her vergleichbar mit diesen Luxusmatratzen, auf denen du einen Handabdruck hinterlassen kannst. Wenn es schon so einfach ist, ohne wirkliche Absicht auf Instagram für Aufmerksamkeit zu sorgen, dann sollte ich es doch eigentlich auch schaffen, meinen Arsch richtig berühmt zu machen, oder?

Der logische Schritt war dann natürlich das Erstellen eines Accounts, der exklusiv meinem Po gewidmet ist—dabei war mein alleiniges Ziel, so viele Follower wie möglich anzusammeln. Es gibt bereits unzählige Profile, die sich ausschließlich mit den Nahaufnahmen von nur knapp bekleideten Hinterteilen beschäftigen und manchmal mit bis zu einer Million Follower aufwarten können. Deshalb hätte ich auch niemals gedacht, dass sich mein Vorhaben als so schwierig herausstellen würde. Ich musste schon bald erfahren, dass ich über die Welt der Instagram-Ärsche im Bezug auf die Vorgehensweise, die Richtlinien und den Aufbau einer Anhängerschaft noch eine Menge zu lernen hatte.

ass existiert nicht

Als ich mir meinen Account einrichtete, wollte ich natürlich einen cleveren Namen dafür finden. @Ass_Worship, @My_Ass und @Worship_My_Ass waren alle schon weg. Ich entschied mich schließlich für @My_Ass_My_Ass, was an sich ziemlich komisch kommt, aber bei dem übersättigten Markt gab es eben nichts Besseres. Jeden Morgen machte ich dann beim Anziehen schnell ein Foto im Schlafzimmer oder im Bad und postete es direkt bei Instagram. Anschließend suchte ich immer eine Weile nach Profilen mit „Ass" oder „Booty" im Namen.

Als ich „#ass" in die Suchleiste eingab, konnten keine Ergebnisse gefunden werden. Das liegt daran, dass blockierte Hashtags laut Instagram vor allem Begriffe enthalten, die normalerweise dazu genutzt werden, um andere User auf herabwürdigende Art und Weise anzugreifen. In einem Statement eines Instagram-Pressevertreters, der nicht namentlich genannt werden will, heißt es: „Bei der Entscheidung, ob ein Hashtag in der Suche verwendet werden darf oder nicht, spielt es auch eine Rolle, ob besagter Hashtag mit Fotos oder Videos in Verbindung steht, die gegen unsere Richtlinien verstoßen." In anderen Worten: #ass kann zu unangenehmer und potenziell ungewollter Aufmerksamkeit führen.

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Am dritten Tag des Bestehens von @My_Ass_My_Ass wollte ich mich einloggen und bekam daraufhin gesagt, dass ich gegen die Richtlinien der Instagram-Community verstoßen hätte. Ich war verwirrt, denn ich hatte ja nur Fotos in Unterwäsche oder Leggings hochgeladen. Ich schickte eine Mail an die PR-Abteilung und bat um Aufklärung—und da ich keine Zeit verlieren wollte, erschuf ich direkt noch ein neues Profil namens @thisasshere.

Einen Tag nach dem Abschicken meiner Mail meldete sich ein Instagram-Mitarbeiter mit einer kurzen Entschuldigung und meinte, dass sie meinen Account fälschlicherweise gelöscht hätten. Als ich wissen wollte, warum, ging er nicht weiter darauf ein. Es war jedoch schon zu spät. Ich musste mich ranhalten. (Nachdem ich noch ein weiteres Mal um eine Erklärung bat, bekam ich irgendwann eine Antwort, in der stand, dass bei Instagram leider auch mal Fehler passieren würden, wenn die User jede Woche Hunderttausende Profile melden. Man gebe sich jedoch stets Mühe, sich zu verbessern.)

Abwechslung ist Trumpf

Meine tägliche Po-Routine bestand darin, ein Spiegelfoto meines Hinterteils zu posten und anschließend möglichst vielen Arsch-Accounts zu folgen. Darunter befanden sich zum Beispiel auch @Itsjustbooty und @ModelBooty, bei denen man für fünf Dollar einen Shoutout bekommt. Mir fiel dazu noch auf, dass bei vielen Accounts angegeben ist, ob sich ein Mann oder eine Frau darum kümmert. Des Weiteren werden ständig irgendwelche Kik- und Snapchat-Accounts beworben. Viele Profile bezeichnen sich selbst als Verkupplungsdienste oder als Fitness-Motivation. Die Mehrheit war jedoch einzig und allein dazu da, um das menschliche Hinterteil zur Schau zu stellen.

Ich fing damit an, so viele Fotos wie möglich zu liken und zu kommentieren. Um Zeit zu sparen, schrieb ich immer und immer wieder den gleichen Kommentar: das Wink-Emoji, mein favorisierter Gesprächsstart. Dann erhielt ich jedoch eine Nachricht mit dem Titel „Duplizierte Kommentare" und ich wurde dazu aufgefordert, es mit einer anderen Nachricht zu versuchen.

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i-D: Wie du mit deinem Tumblr berühmt wirst

In den Gemeinschaftsrichtlinien von Instagram heißt es, dass es vor allem darum geht, „ein authentischer und sicherer Ort der Inspiration und des Ausdrucks" zu bleiben. Hilf uns dabei, frei von Spam zu bleiben, indem du nicht versuchst, künstlich „Gefällt mir"-Angaben, Abonnenten oder geteilte Inhalte zu sammeln, nicht wiederholt dieselben Kommentare oder Inhalte postest und Menschen nicht wiederholt zu kommerziellen Zwecken ohne ihre Zustimmung kontaktierst.

Meine Herren, so langsam wurde das Ganze echt lästig. Meine Gier nach Aufmerksamkeit für meinen Arsch hatte keinen wirklich kommerziellen Hintergrund (obwohl ich schon immer mal einen Kalender machen wollte, bei dem mein Hintern im Vordergrund steht) und mir wurde klar, dass ich das Ganze auf natürliche Art und Weise angehen musste. Also habe ich mich mit Matt Werner, dem Administrator von The Butt Blog, in Verbindung gesetzt, um mir ein paar Tipps zu holen.

Spam kann auch hilfreich sein

The Butt Blog wurde vor über einem Jahr ins Leben gerufen und hat inzwischen schon mehr als 807.000 Follower. Am Anfang war das Ganze für Werner nur ein Nebenprojekt, aber jetzt programmiert er dafür extra eine Website und will den Account richtig vermarkten.

Seit dem Bestehen des Profils hat es Werner geschafft, sich ein Netzwerk aus Modeln und Fotografen aufzubauen, die selbst große Follower-Zahlen aufweisen können. Sie taggen sich dann gegenseitig und gehen nach dem „Share for Share"-Prinzip vor—ein wichtiges Werkzeug, um seinen Po bei Instagram berühmt zu machen. SFS (oder Spam for Spam) ist ebenfalls sehr beliebt: Dabei hinterlässt man bei mehreren Fotos eines Accounts ein „Gefällt mir", damit das Gleiche auch bei deinem Profil gemacht wird. So entwickelt sich anscheinend ein „authentischer und sicherer Ort der Inspiration und des Ausdrucks."

Als ich Werner darum bat, so nett zu sein und eines meiner Fotos zu posten, meinte er, dass er das auf jeden Fall machen würde—wenn ich ihn dafür bezahle. Mein bescheidener Account mit nur 20 Followern wird nämlich eigentlich als Gefahr für seine Marke angesehen.

„Wenn ich Werbung für einen Account mache, dem 100.000 Leute folgen, dann betrachten die User diesen Account als echt", sagte er.

Er riet mir dazu, meinen Arsch von jemand anderem—idealerweise von einem professionellen Fotografen—ablichten zu lassen. Wenn das nicht möglich ist, dann muss ich die optimalen Perspektiven finden. Ach ja, natürlich gilt auch hier das Motto „Je mehr Haut, desto besser".

Ich habe @thisasshere jetzt schon vor über einem Monat eingerichtet und inzwischen ist es mir ziemlich egal geworden, ob ich noch ein Asstagram-Star werde oder nicht. Ich befürchtete, dass die immer gleich aussehenden Fotos in der gleichen Unterwäsche irgendwann langweilig werden würden, und ging nachlässig vor—was sich dann auch in den uninspirierten Fotoperspektiven widerspiegelte. Dazu war es noch richtig anstrengend, sich täglich unzählige Bilder von plumpen Arschbacken anzuschauen. Und mal ehrlich: Ich kam mir dabei auch ziemlich schäbig vor. Der Konkurrenzdruck ist immens und es gibt einfach Hunderttausende Hinterteile, die noch viel mehr nach Aufmerksamkeit gieren als meins. Vielleicht wird mein Arsch irgendwann ja doch noch eine treue Anhängerschaft haben. Ich packe ihn jedoch erstmal wieder ein und und gönne meiner iPhone-Kamera eine Pause—zumindest so lange, bis es wieder an der Zeit ist, den Bikini auszupacken.