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Sex

Wir haben uns Weihnachtspornos angeguckt, damit ihr es nicht müsst

Ein guter Weihnachtsporno ist wie eine Festtags-Gans: maßlos übertrieben, aber irgendwie doch ganz geil.
Eine Weihnachtsfrau schaut in einen Tablet-PC
Symbolbild || Collage bestehend aus: Frau: imago | Panthermedia || Hintergrund: Pixabay

Geht es nach den Statistiken von Pornhub, herrscht an Weihnachten tote Hose. Jedenfalls was den Konsum von Pornografie angeht. In Ländern wie Großbritannien geht der Pornhub-Traffic über die Festtage schon mal um ein Drittel zurück, in Deutschland immerhin um zehn Prozent. Das ist nachvollziehbar. Ihr habt an Weihnachten vermutlich auch Besseres zu tun, als in eurem alten Jugendzimmer vor dem Laptop zu masturbieren, während im Wohnzimmer nebenan eure Eltern mit Oma und Opa Makronen knabbern und das Weihnachtsoratorium im MDR hören.

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Das heißt aber nicht, dass es keinen Bedarf an festlichen Motto-Pornos gibt. Im Gegenteil, der Weihnachtsporno ist ein ebenso beliebtes wie anspruchsvolles Genre, das sowohl im Repertoire des edlen Softcore-Studios als auch dem des Amateur-Pornostars nicht fehlen darf. Dabei ist es nicht damit getan, den Darstellern und Darstellerinnen eine rote Mütze aufzusetzen und einmal "ho ho ho" zu rufen. Ein guter Weihnachtsporno ist wie eine Festtags-Gans: maßlos übertrieben, aber irgendwie doch ganz geil. Wir haben uns auf die Suche nach dem perfekten XXXmas-Streifen gemacht.


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Der fängt schon beim Titel an. In der Zeit von Streamingplattformen, auf denen heute vor allem Clips zwischen 5 und 15 Minuten Länge feilgeboten werden, gerät die Kunst des Titelns häufig in Vergessenheit. Deskriptive Namen wie Weihnachtsmann fickt böses Mädchen, Dralle Hausfrau vor dem Weihnachtsbaum geprellt und Blowjob-Engel kommt zu Weihnachten sind vielleicht gut für die Performance in der Suchmaschine, aber zeigen einen gewissen Mangel an Kreativität, der sich häufig in der Handlung fortsetzt.

Besser sind Wortspiele und Referenzen, die Pop- und Poppkultur verbinden. So war es auch in früheren Zeiten vermehrt der Fall, als sich Menschen noch in die Erwachsenenabteilung der Videothek geschlichen haben, um die neusten DVD-Titel auszuchecken. Klassiker wie Frohe Eiertage, Kevin allein im Puff, Merry Fistmas und Stoß Langsam I-III bestechen bis heute durch ihre betont plumpe Anziehungskraft, während Nudeolf the Well-Hung Reindeer, How the Grinch Gaped Christmas und Miracle on 69th Street auf nahezu literarische Art und Weise Pornografie zum Kulturgut erheben.

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Die Titel sind insofern wichtig, als dass sie häufig die Handlung und Story vorwegnehmen. Zwar ist prinzipiell nichts an einem Gonzo-Streifen auszusetzen, der in medias res beginnt. Doch gerade in einem weihnachtlichen Porno sind Ruhe und eine gewisse Exposition gefragt, schließlich soll er die besinnliche Stimmung der Festtage aufgreifen.

Wenn der Nachbar nur noch an Spritzgebäck denkt

Der kleinste gemeinsame Nenner der Weihnachtspornos ist der Weihnachtsmann. Er tritt in irgendeiner Form in den meisten Filmen auf, ist also das bekannteste Stilmittel neben der Bescherung: In den meisten Fällen züchtigt oder beschenkt Santa nämlich die Menschen, die er besucht. Dabei ist es egal, ob die Frau oder der Mann das Jahr über brav oder böse waren, sein Geschenk ist fast immer die erregte Rute. Begleitet wird er von anderen beliebten Figuren der Weihnachtskultur: Bei Gangbangs kommen häufig Elfen oder der Grinch zum Zuge, die sich an einem Weihnachtsengel vergehen; manchmal reitet Santa auf Rentieren und "Schlittenfahren" wird natürlich ebenfalls anders definiert.

Eine weitere beliebte Storyline ergibt sich weniger aus der Fiktion, sondern aus dem weihnachtlichen Alltag. So gibt es Filme, in denen der Nachbar zum Plätzchenbacken vorbeikommt und nach einem Glühwein nur noch an Spritzgebäck denkt. Das familiäre Zusammensein am Heiligabend führt, je nach Ausprägung des Fetischs, zu Sex zwischen Sohn und Schwiegermutter, Vater und Tochter, Opa und Paketlieferant. Auch der XXXmas-Film spielt mit der Idee des Verrucht-Verbotenen.

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Das heißt aber nicht, dass es nicht auch humorvoll zugehen darf. Ein echter Weihnachtsporno ist schließlich wie ein Weihnachtsfilm: ein Spaß für die ganze Familie, nur in dem Fall eben erst ab 18. Ein besonders gelungenes Beispiel, das wir aus Jugendschutzgründen natürlich nicht verlinken dürfen, beginnt in Santas Sexspielzeug-Fabrik am Nordpol, wo Buttplugs in Form von Christbaumkugeln und Menoras aus Dildos hergestellt werden. Die Protagonistin erhält von einem Elfen einen magischen Dildo, der unbelebte Objekte zum Leben erwecken kann – um mit ihnen Sex zu haben. Gesagt, getan: Dank des Dildos erwacht ein Schneemann zum Leben und die Szene endet in einem Dreier mit dem Weihnachtsmann. Herzerwärmend.

Mit einer Zipfelmütze ist es nicht getan

Dass dieses Beispiel so gut funktioniert, liegt auch an den Kostümen und Requisiten, vom detaillierten Schneemann mit Pfeife bis hin zur Buttplug-Kugel. Pornoproduzierende haben zu Recht den Ruf, bei der Auswahl ihrer Drehorte beschränkter zu sein als bei der Wahl ihrer Sexstellungen. Während es Amateure stets auf der gleichen grauen Wohnlandschaft treiben, filmen große Studios häufig in den gleichen karg eingerichteten Häusern im kalifornischen San Fernando Valley. Was Weihnachtspornos angeht, haben Amateurinnen immerhin den Vorteil, wenigstens den echten Weihnachtsbaum im Hintergrund zu haben, was schon sehr zur Stimmung beiträgt. Andere müssen kreativer werden.

Auffällig ist, wie viele ihren Weihnachtsclip bloß damit gestalten, indem sich die Darstellerinnen und Darsteller eine Zipfelmütze aufsetzen, die sie für zwei Euro bei TEDi gefunden haben. Oder zum Anlass die rote Strumpfhose oder einen roten Bademantel anziehen, und damit aussehen, als hätten sie gerade 18 Kölsch am Rosenmontag getrunken. Also leider nicht so geil.

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Dabei geht es besser als ein simples Weihnachtsmannkostüm und eine Orgie unter dem Tannenbaum. Zum Beispiel mit subversiven Weihnachtspullovern, auf denen "Merry F#$% Christmas" steht, was angesichts der Explizität des Materials ein kleines Augenzwinkern ist. Diesen Kuschelpullover könnte man problemlos auch ironisch zur WG-Party tragen. In anderen Produktionen kommen dagegen Pyjamas mit frechen Schneemann-Aufdrucken zum Einsatz, die so wiederum die Anal Xmas Scene modisch wie thematisch aufwerten.

Auch was die Kulissen angeht, legen sich ambitionierte Weihnachtspornoproduzenten ins Zeug. Rustikale, geschmückte Holzhütten versetzen in einem Film die Zuschauer und Zuschauerinnen in ein winterliches Wunderland. Tatsächliche Weihnachtsmärkte und Paraden werden in die Handlung eingewoben, die am öffentlichen Glühweinstand ("100% public") beginnt und natürlich in den privaten Gemächern endet. Ein weiterer Film dreht sich um eine Sexpuppe, die unter dem Baum liegt und der Darstellerin ähnelt, woraus sich eine Erzählung aus Wunsch und Fiktion entspinnt, die auch eine Parabel auf das Weihnachtsfest ist, wo Wünsche meistens, aber eben nicht immer erfüllt werden. Wie jeder gute Porno unterhält auch ein guter Weihnachtsporno auf der Meta-Ebene.

Am Dirty Talk sind schon manche Erektionen gescheitert

Unterhaltung ist dann auch das letzte Kriterium, genauer gesagt: der Dirty Talk. Er ist der Endboss des guten Geschmacks; an ihm sind schon so manche Erektionen gescheitert. Glücklicherweise bieten Weihnachtspornos in dieser Hinsicht mehr Optionen.

Die Kostüme, die Anspielungen, die Machtverhältnisse, die Requisiten – all das bietet reichlich Möglichkeiten, um verbal kreativ zu werden. Von Sprüchen wie "Die Rute fühlt sich aber gut an", "Ich knack deine Nüsse" und "Der Sack ist prall gefüllt" über Bezeichnungen wie "böses Mädchen", "versauter Elf" und "geiler Nussknacker" hin zu thematisch passenden Aufforderungen wie "öffne meinen Arsch wie ein Geschenk" und "nagel mich unter dem Mistelzweig" sind dem festlichen Dirty Talk der Darstellenden keine Grenzen gesetzt. In diesem Sinne: Schöne Feiertage und Glory Holelujah!

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