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νεοναζί

Sachse verurteilt, weil er Auschwitz als "Räucherhäuschen" nachbauen ließ

Er hätte es vielleicht nicht auf Facebook posten sollen.

Das sächsische Erzgebirge ist bekannt für seine putzige Weihnachtsdeko: liebevolle Schnitzereien, Weihnachtspyramiden und "Räucherhäuser" – kleine Modellhäuser aus Blech, in denen man Räucherkerzen verbrennen kann.

Seine ganz eigene Version dieser Tradition lud ein Mann aus Glauchau in Sachsen kurz vor Heiligabend 2016 auf Facebook hoch: ein Räucherhaus-Modell des Konzentrationslagers Auschwitz mit "Arbeit macht frei" als LED-Schriftzug über dem Eingangstor. Den Post beschriftete der 32-Jährige mit: "So, da werden wir mal das Räucherhaus anfeuern."

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Ein anderer Facebook-Nutzer zeigte ihn daraufhin an, am Mittwoch nun musste der Mann wegen Volksverhetzung vor dem Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal erscheinen. Bei einer Hausdurchsuchung hatte die Polizei noch zwei weitere Exemplare des KZ-Räucherhauses gefunden. Vor Gericht gab der 32-Jährige zu, das Foto auf Facebook gepostet zu haben, um es mit seinen Freunden zu teilen. Die Modelle habe er aber nicht selbst gebaut, sondern bei jemandem in Auftrag gegeben – bei wem, wollte er aber nicht verraten. Warum er überhaupt ein KZ-Modell haben wollte, erklärte er auch nicht genauer. "Meine Einstellung ist meine Einstellung. Die spielt aber hier keine Rolle", zitiert ihn die Freie Presse.


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Die "Einstellung" des Mannes ist sowieso ziemlich eindeutig: Auf seinem Facebook-Profil hatte er auch ein Bild von "Adolf Hitler mit einer Silvesterrakete samt Hakenkreuz" gepostet, wie die Freie Presse berichtet. "Sonst achte ich immer darauf, dass keine Hakenkreuze irgendwo zu sehen sind. Das habe ich kurz nach Mitternacht übersehen", erklärte der Beschuldigte den kleinen Faux-Pas.

Der Mann ist den Behörden schon lange bekannt. "Straftaten wie Sachbeschädigungen, Beleidigungen und Körperverletzungen hat er in den vergangenen 17 Jahren immer wieder begangen", schreibt die Freie Presse. 2015 soll er an Krawallen gegen ankommende Flüchtlingsbusse im sächsischen Meerane beteiligt gewesen und wegen Widerstands gegen Beamte zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden sein.

Aber auch danach hat der sächsische Charme-Bolzen nicht nachgelassen: Im März letzten Jahres war er "bei einem nächtlichen Spaziergang mit seinem Rottweiler" in einen Streit mit drei Studenten der Glauchauer Berufsakademie geraten und brach einem von ihnen mit einem Schlag den Kiefer. Der Zweite erlitt eine Platzwunde, als er auf den Boden stürzte, und den Dritten biss sein Hund. Auch das gestand der Angeklagte. Am Ende verurteilte der Richter den Mann zu einem Jahr und sechs Monaten. Mit auf den Weg gab er ihm eine strenge Ermahnung: "Sie haben sich über die Auschwitz-Überlebenden lustig gemacht und die erzgebirgische Volkskunst missbraucht. Das ist sehr übel."

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