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Wochenende ist vorbei

Hangover-News, 13. Februar 2017

Unser neuer Präsident startet mit einer Liebeserklärung ins Amt, beim Tennis singt ein US-Amerikaner den Nazi-Teil der deutschen Hymne, Pfefferspray legt den Hamburger Flughafen lahm und in einer Todesanzeige heißt es: "Er lebte länger als verdient".
Foto: imago | ZUMA Press

Montagmorgen, das schreit nach einer Extrarunde im Bett. Wir hätten da eine Lösung: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sucht Menschen, die einfach mal 30 Tage im Bett liegen bleiben. Ziel: die Effekte der Schwerelosigkeit zu erforschen. Lohn: 10.000 Euro.
Die einzigen Bedingungen des Instituts: Du musst über 24 sein und Nichtraucher.

Starten kannst du mit dem lukrativen Experiment im September. Damit du bis dahin weißt, was du verpasst hast, während du dieses Wochenende im Halbschlaf oder im Delirium warst: Frank-Walter Steinmeier ist neuer Bundespräsident, rechte Gewalttäter schlugen 2016 unverändert heftig zu, ein amerikanischer Sänger singt beim Tennis-Turnier den Nazi-Teil der deutschen Nationalhymne und eine Amerikanerin schaltet eine fiese Todesanzeige für ihren Vater. Hier sind die Hangover-News.

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Eine Drag Queen und ein Fußballtrainer wählen den Bundespräsidenten

Eine Überraschung war es nicht, also helfen wir uns mit einem Witz: Kommen eine Drag Queen, ein Bundestrainer und die Kanzlerin in einen Raum …

Noch dabei? OK: Auch Hape Kerkeling, Veronica Ferres und Carolin Kebekus waren auf der Party.

Ehrlich gesagt: Das war's auch schon, denn alles andere lief in der Bundesversammlung wie erwartet. Frank-Walter Steinmeier ist zum zwölften Bundespräsidenten Deutschlands gewählt worden.

Und er weiß, was sich gehört:

In seiner ersten Rede nach der Wahl rief Steinmeier zu mehr Zusammenhalt auf. Eine Andeutung in Richtung Donald Trump konnte er sich nicht verkneifen: Wenn anderswo das Fundament der Werte des Westens wackle, "müssen wir umso fester zu diesem Fundament stehen". Sein Fazit: "Lasst uns mutig sein."

Für die SPD kommt die Wahl Steinmeiers zur rechten Zeit, denn seitdem Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten ausgerufen wurde, ist die Partei im Dauerhoch. Wer achtet da schon darauf, dass sich 103 Delegierte der Bundesversammlung bei der Wahl enthielten, oder dass der AfD-Kandidat Albrecht Glaser auf 42 Stimmen kam – sieben mehr als die Partei Stimmberechtigte in der Bundesversammlung hatte? Vielleicht hätte man da besser mal Höhle der Löwen-Investor Frank Thelen gefragt, der saß ganz nah dran.

Rechte sind unverändert gewalttätig – kommen aber nicht ins Gefängnis

Rechte Täter schlagen in Deutschland zu: 2016 hat die Polizei 914 Gewaltdelikte registriert, 692 Menschen wurden dabei verletzt. Die Zahlen können noch weiter steigen, denn oft werden solche Taten noch Monate später gemeldet. Bisher bewegen sie sich auf dem Niveau vom Jahr zuvor.

Zusammengetragen wurden die Zahlen von der Bundesregierung auf Anfrage der Linken-Fraktion. Kleine Anfrage heißt das im Bundestagsdeutsch.

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Im Jahr 2016, berichtet der Tagesspiegel, zählte die Polizei bislang sogar 12.503 rechte Delikte. Neben den Gewalttaten gehören auch Volksverhetzung, Sachbeschädigung, Bedrohung und Beleidigung dazu. Gegen über 6.000 Tatverdächtige wurde ermittelt. Festgenommen wurden allerdings nur 149. Und nur 15 Rechtsextreme landeten in Untersuchungshaft.

"Deutschland über alles!" – Falsche Hymne beim Tennis Fed Cup auf Hawaii

Mühe gibt er sich und auch sein Gesang ist passabel, trotzdem hat der gute Mann anscheinend nicht das Memo mit dem richtigen Text bekommen: Beim Tennis Fed Cup auf Hawaii sollte ein Solist auf dem Center Court zur Einstimmung die deutsche Hymne singen – entschied sich aber für die erste statt für die dritte Strophe.

"Deutschland, Deutschland über alles". Nach den ersten vier Worten schauten sich die deutschen Spielerinnen und Teambetreuer ungläubig an. Der Spielerin Julia Görges schossen die Tränen in die Augen, Co-Trainer Dirk Dier schlug die Hände vors Gesicht. Andrea Petkovic sagte danach: "Das war der Inbegriff der Ignoranz. Wenn wir irgendwo in Timbuktu spielen oder weiß der Geier wo, OK, aber in Amerika? Im 21. Jahrhundert?"

So macht man das hierzulande nicht mehr, dieser Teil der Hymne ist seit der Nazi-Zeit bei offiziellen Anlässen gestrichen. Damals hat man die erste Strophe gesungen und danach das Horst-Wessel-Lied.

Der amerikanische Tennis-Verband hat sich flugs entschuldigt, konnte aber zunächst nicht erklären, wie es zu der Panne kommen konnte:

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Genutzt hat den deutschen Spielerinnen diese musikalische Demonstration deutscher Überlegenheit nichts. Am Ende haben sie mit 0:4 verloren.

Pfefferspray legt Flughafen Hamburg lahm – fast 70 Verletzte

Pfefferspray hat in Hamburg den kompletten Flughafen lahmgelegt. Das Spray hat sich über die Klimaanlage des Airports verteilt. Noch ist völlig unklar, wie es dazu kommen konnte. 68 Menschen mussten anschließend notärztlich behandelt werden, mit über 100 Leuten ist die Feuerwehr ausgerückt.

Weil ohne Feuerwehr keine Flugzeuge starten und landen dürfen, saßen Tausende Reisende fest – prominentestes Opfer war der Präsident von Uruguay.

Jetzt untersuchen die Ermittler, ob jemand das Gas absichtlich versprüht haben könnte.

Todesanzeige: "Er lebte länger als verdient!"

Danke für nichts! Leslie Ray C. aus Galveston scheint nicht gerade der freundlichste Geselle unter der Sonne von Texas gewesen zu sein, zumindest wenn es nach seiner Tochter geht. Die schrieb in einem Nachruf auf der Webseite des Bestattungsinstituts über ihren Vater, der im Alter von 74 Jahren an Krebs starb: "Das waren 29 Jahre länger als erwartet und viel länger als verdient!" Der Mann sei psychisch und körperlich gewalttätig gewesen, so die Tochter. Er lasse "unzählige Opfer" zurück, seine Ex-Frau, Verwandte, Nachbarn, Ärzte und "zufällige Fremde". Er sei mental krank gewesen, habe Drogen genommen und viele Frauengeschichten gehabt, seine Familie gequält und dafür gesorgt, dass die geliebten Haustiere der Familie vorzeitig gestorben sind.

"There will be no prayers for eternal peace".

Inzwischen hat das Bestattungsinstitut die Anzeige von seiner Seite genommen, lokale US-Medien haben aber noch den ganzen Text.

Nicht viel besser erging es einem Arzt in Thüringen: Nach 17 Jahren ist der von Erfurt nach Berlin umgezogen und die Anzeige in der Thüringer Allgemeinen schaut mit ihren bunten Ballons auf den ersten Blick freundlich aus. Wer genauer liest, stellt schnell fest, dass der Mann wohl eher ein Kollege aus der Hölle war. "Wir sind dankbar miterleben zu dürfen, dass du nach 17 traurigen Jahren endlich den Weg aus Erfurt herausgefunden hast", heißt es über den Chefarzt. "Dank Dir sind Generationen von Anästhesisten verbogen worden und die sich nicht verbiegen ließen, gingen scharenweise in andere Kliniken".

Ihr Fazit: "Schade für Berlin, aber Erfurt kann endlich zu seinen Wurzeln zurückfinden."

Und mit diesen positiven Worten entlassen wir euch in die Woche.