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Wenn der McMoment zum Propheten kommt

Die besten Fragen an McDonald's sind die, die noch nicht gestellt wurden.

Würde Karl Marx in unserer heutigen Zeit leben, hätte er Religion vielleicht nicht als das Opium, sondern als den McDonald's des Volkes bezeichnet. Vielleicht würde er dasselbe auch umgekehrt behaupten—also, dass McDonald's längst die Religion des Volkes geworden ist—und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob Marx dann auch noch dieselben Bücher geschrieben hätte (ich bin zumindest froh, dass Das Kapital nicht Der Ronald heißt).

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So oder so wäre er bei seiner Kapitalismuskritik jedenfalls nicht um die Billigburgerbude unserer blutalkoholisch angereicherten Fresskoma-Nächte herumgekommen: Immerhin verwenden wir den Big Mac-Index als Wirtschafts-Orakel und sehen es fast schon als Sakrileg an, wenn ein Land wie Bolivien McDonald's derart ablehnt, dass der Konzern seine letzten Fleisch-Altar-Filialen 2012 endgültig schließen musste.

Auch auf einer persönlichen Ebene hat der erste Mäcki-Besuch bei uns wampenaffinen Westlern fast schon den Stellenwert eines Rite de passage oder Übergangsritus, der sich nach der Taufe und vor der Firmung in die großen Lebensereignisse auf dem Weg zum Teenagertum einreiht (Onanieren zählt nicht, weil man sich dafür weder festlich anziehen noch aus dem Haus gehen muss).

Ich kann mich noch erinnern, als ich das erste Mal eine JUNIORTÜTE (jawoll, prä-Happy Meal!) bestellen durfte: Das Spielzeug war scheiße und stürzte mich in meine erste ernsthafte Sinnkrise (ich hatte den alten Hund aus Oliver & Co., der das Kinderlied "Guten Abend, gute Nacht" abspielte und mich rockzipfelzupfend zu der Frage brachte: "Mama, was heißt Morgen früh, WENN GOTT WILL, wirst du wieder geweckt???"); die Pommes waren labbriger als mein kleiner Bubenpenis; und die McDonald's-"Restaurants" hatten das Flair von unterfrequentierten Sexshops, in die sich schlechte Menschen gesenkten Hauptes hineinschlichen, um mit gefüllten Tüten und geleerten Säcken wieder herauszukommen.

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Angus, Anus, Hauptsache es gibt Fleisch. Foto: Flickr

Alles in allem war mein erster McMoment also wie ein kurzer Besuch in der Vorhölle—und trotzdem umgab die Fast-Food-Welt für mich von Anfang an eine Aura von Magie. Vielleicht gerade weil das Fast Food so viele Fragen aufwarf und keine einzige davon beantwortete. Seither haben mich die kleinen Köstlichkeiten, deren Konsistenz sich besonders gut für Suizidgefährte und Senioren eignet, durch alle Lebenslagen und Katerstadien begleitet.

Jetzt tun sie das immer noch, nur das mit den magisch unbeantworteten Fragen ist gerade im Begriff, sich zu verändern. Seit kurzem läuft nämlich die große "Frag McDonald's"-Kampagne in Österreich und wie das bei interaktiven Kampagnen immer der Fall ist, versammelt auch diese wieder eine ausgewogene Mischung aus menschlichem Bodensatz und Trollen auf der eigens eingerichteten Website (die übrigens eine ziemlich gute Adresse ist, wenn ihr euch mal eingeraucht durch etwas anderes als Tumblr scrollen wollt).

Das Beeindruckende daran ist aber, dass anders als das sonst bei ähnlichen Publikumsaktionen üblich ist, eben auch die besonders dummen Fragen einfach stehenbleiben und auf eine nachsichtige Antwort hoffen dürfen. Wenn ihr mich fragt, ist der Religionsvergleich damit passender als je zuvor. Die Geduld und Gelassenheit, die aus jeder Antwort strömt, haben fast schon etwas Buddhistisches; so als wäre McDonald's ein Prophet, der Crocs trägt und Sachen sagt wie "Seit ich meine Aufsichtsrattätigkeit zurückgelegt und mir diese kleine, bescheidene Karibikinsel mit den vielen kleinen, bescheidenen Nuttenhäuschen zugelegt habe, ruhe ich einfach viel mehr in mir selbst".

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Je mehr ich darüber nachdenke, umso froher bin ich, dass Karl Marx das alles nicht mehr mitbekommen muss. Vor allem, weil sich mir langsam das Gefühl aufdrängt, er hätte vielleicht gar kein Buch geschrieben, sondern seine Fragen einfach direkt an McDonald's geschickt. Wir haben uns natürlich auch noch ein paar überlegt, zu denen wir auf der Website bisher keine Antwort finden:

Warum sehen eure Burger im Restaurant nicht so aus wie in der Werbung, sondern so wie die Gesichter der Typen, die sich um 4 Uhr früh in euren Nacht-Filialen prügeln?

Warum piepst es bei euren Pommes immer so lange, bevor sie endlich jemand aus dem Fettbad befreit?

Wer sind die Menschen, die für die Temperatureinstellungen auf euren Klos zuständig sind und wieso wollen sie, dass ich beim Scheißen schwitze wie ein wahrgewordener Witz über deine Mutter?

Weil ich für diese drei aber bereits alle meine geistigen Ressourcen für heute verbraucht habe, kommen hier noch die schönsten Fragen unserer Heisl- und Hofpoetin Stefanie Sargnagel. Sorry, dass euch Davids Gesicht am Ende jedes einzelnen Screenshots so debil entgegen lächelt, aber da wir uns sowohl beim Verzehr von McDonald's-Produkten als auch angesichts der Sargnagel-Postings eigentlich immer genauso fühlen, wie er dreinschaut, fand ich es ziemlich passend, die Thumbnails einfach drin zu lassen (Bussi).

Die Rechtfertigung und die Blutalkoholbasis für euer nächstes Mäcki-Koma holt ihr euch dieses Wochenende am besten bei folgenden Veranstaltungen:

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DONNERSTAG

Heute ist Geburtstag. Also, eh wie immer für irgendwen, aber diesmal mit Party im Roxy (also auch wie immer für manche, aber wurscht). PARTY IM ROXY ist, was wir eigentlich sagen wollen.

FREITAG

Zuerst sind wir am Nachmittag bei End of State of Sabotage traurig und andächtig. Am frühen Abend gibt es dann wieder mal Sprachkunstspaß von TBA21 beim inzwischen neunten Ephemeropteræ. Danach könnt ihr zu Bebop Rodeo X das Werk, wofür wir 2 mal 2 Tickets verlosen, wenn ihr uns einen elektronischen Brief mit Betreff "Cowboy-Koks" an win@vice.at schreibt. Außerdem gibt's BEAT SCIENCE #7 im Leopold, wenn ihr von Party genauso wenig genug bekommt wie von Big Macs.

SAMSTAG

Habern besucht heute den Prater und setzt damit einen Kontrapunkt zur Billigburgerbude deines Vertrauens. Wenn es nur einmal im Jahr mehr kosten darf als ein Cheeseburger, dann bitte HIER und HEUTE. Und weil ihr euch danach sowieso nicht mehr viel bewegen werdet, könnt ihr einfach zu E-nix Sophie in der Pratersauna umfallen.

SONNTAG

Während ihr heute drüber nachdenkt, wie euer Leben bloß so schief laufen konnte, dass ihr an nur einem Wochenende gleich drei Mal Burger gegessen habt, könnt ihr euch zum Beispiel trösten, indem ihr nachlest, wie viel schlimmer es im Gefängnis zugeht, wie kaputt Corey Feldman eigentlich ist oder warum manche ein Problem mit ganz normal hässlichen Muschis auf Magazin-Covern haben.