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Drogen

Hier entsteht die größte Bong der Welt

Das Monstrum soll am Ende mehr als sieben Meter hoch und 360 Kilo schwer sein. Wir haben den Glasbläsern beim Bau des Kiffertraums zugeschaut.
Alle Fotos von Lindsey Wasson

Kiffer sind dem Stereotyp nach nicht gerade ambitioniert, aber Jason Harris will hoch hinaus: Zusammen mit einem Team von anderen Glasbläsern baut er die größte Bong der Welt. Wenn sie fertig ist, soll sie 7,3 Meter hoch sein und 363 Kilogramm wiegen. Dann wird das Monstrum in Teilen von Seattle nach Las Vegas transportiert. Dort soll es im "immersiven Cannabis-Museum" Cannibition ausgestellt werden, das diesen Sommer eröffnet.

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Seit sechs Monaten gibt es in Las Vegas und dem Rest von Nevada legales Gras, aber die Bong-Bedingungen sind in Seattle einfach besser: Nicht nur gibt es dort bereits seit Jahrzehnten eine Cannabis-Kultur, die Hafenstadt im Staat Washington ist laut Harris auch die Wiege der amerikanischen Glasbläser-Bewegung.


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Dass künstlerisches Glasblasen in Seattle so groß geworden ist, verdankt die Szene zu einem entscheidenden Teil Dale Chihuly. Er besitzt ein Glas-Museum am Fuße der ikonischen Aussichtsplattform Space Needle und hat die Kollaboration zwischen den Glaskünstlern der Stadt vorangetrieben. Überall in der Region gibt es Schulen und Studios. Der Bong-Bauer Harris hat selbst jahrelang in der nördlichen Vorstadt Stanwood eine Glasbläserschule namens Pilchuck besucht.

"Das hier fing alles in Seattle an", sagt Harris. "Diese Stadt ist das Zentrum. Von einer Person, Chihuly, ging eine Welle aus, und jetzt sind es Tausende Menschen, die glasblasen." Die Subkultur habe sogar etwas "Kultisches", sagt Harris, der Seattle-Stil sei ein wenig rauer als anderswo.

Die Geburt einer Monster-Bong

Die Rekord-Bong ist ein riesiges Unterfangen, 15 erfahrene Künstler arbeiten gemeinsam daran. Das Ganze hat etwas von einem perfekt choreografierten Tanz. Sie arbeiten größtenteils schweigend, doch alle scheinen ihre Rollen genau zu kennen und bewegen sich exakt zur rechten Zeit an den rechten Fleck.

Glas ist ein Medium, das bei ausreichend Hitze formbar wird wie Ton. Das Bong-Team benutzt zwei Öfen, die jeweils bis zu 1.000 oder 1.260 Grad Celsius schaffen. Bei diesen Extremtemperaturen fühle es sich an wie "in Honig einzutauchen", wenn man einen Metallstab ins Glas halte, sagt Harris.

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Ein Künstler erhitzt die Form mit einer Lötlampe, damit die anderen die Bong in die Länge arbeiten können. Weitere Spezialisten blasen zusätzlich in die Form, um sie noch mehr auszudehnen. Fertige Abschnitte der Bong legt das Team vorsichtig auf nasse Zeitungen, wo sie abkühlen und aushärten.

Rote Flammen, tropfende Glasklumpen – der Vorgang hat etwas Hypnotisches. "Es ist so magisch, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie wir Dinge erschaffen", freut sich Harris. "Sie sind ganz fasziniert, die meisten haben das noch nie gesehen."

Keine rechtlichen Grauzonen mehr bei der Bong-Herstellung

So magisch war Harris' Leben nicht immer. In seinen 20ern verkaufte er eigenen Schätzungen nach jedes Jahr Glasbongs im Wert von etwa vier Millionen Dollar. Er hatte 70 Angestellte, drei Lagerhallen, "den BWM, das Haus auf dem Hügel und jede Menge Kohle".

Doch 2003 führten die Behörden eine Reihe von Razzien durch, unter anderem bei Harris. "Operation Pipe Dreams" wandte sich gezielt gegen Hersteller und Verkäufer von Drogenzubehör.

"Wir wussten die ganze Zeit über, dass es nicht legal war, Pfeifen für den Konsum von Marihuana herzustellen", gibt Harris zu. "Wir schrieben drauf, sie wären nur für Tabak gedacht – obwohl das ja einräumt, dass man sie auch für andere Dinge nehmen kann. Die Razzia war trotzdem ein Schock."

Harris bekam keine Haftstrafe, aber sein Vermögen wurde beschlagnahmt. Er zog nach Maui in Hawaii und etablierte dort eine Glasbläserei mit Kunstwerken für Touristen. Davon konnte er gut (und völlig legal) leben. Doch etwas fehlte ihm, es juckte ihn in den Fingern. Als Anfang der 2010er-Jahre die öffentliche Meinung zum Thema Cannabis kippte, fing Harris wieder an, Bongs herzustellen.

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Ein Glasbläser arbeitet an der größten Bong der Welt

"Ich finde die Form einer Bong einfach schön", sagt er. "Ich finde es auch toll, was dieser Gegenstand Menschen bedeutet, wie er Gedanken ändert und anregt, wie er entspannt. Ich sehe die Bong als ein Werkzeug, um diese Dinge zu erreichen." Legale Grauzonen werde er in Zukunft allerdings meiden. "Ich versuche, mich genau an die Gesetze des jeweiligen Bundesstaats zu halten."

Das aktuelle Patchwork der Cannabis-Gesetze ist ein weiterer Grund, warum die Riesenbong in Washington und Nevada gebaut wird, in beiden Staaten hat Harris Studios, die durchgehend an Glasware arbeiten.

"Ich finde, die Gesetze müssen deutlicher gemacht werden", sagt Harris. "Es gibt so viele Grauzonen aufgrund der unterschiedlichen Gesetze in den Bundesstaaten – wie sich das zum Beispiel auf Flugreisen auswirkt." Er möchte nicht, dass Glasbläser verhaftet werden, nur weil sie Pfeifen herstellen. "So geht es schon mein Leben lang. Jeden Tag gibt es eine neue Herausforderung, nur weil ich eine Bong gemacht habe und kein Weinglas."

Die Riesenbong soll ein Kunstwerk sein, eine Metapher für den Siegeszug des legalen Cannabis. Aber kann man mit dem Kunstwerk auch rauchen? Harris grinst. Noch sei die Bong ja nicht fertig, aber das sei durchaus der Plan. Die Teile in Seattle fertigstellen, alles schneiden und polieren. Dann mit dem Truck nach Las Vegas bringen, wo die Bong hoffentlich bis 1. Juli zusammengebaut stehen wird, mit einer Treppe, die zum Mundstück führt. "Und dann werden wir ein paar Partys feiern und sehen, ob wir aus dem Teil was rauskriegen."

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