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Brasiliens Regenwald brennt – die Rauchwolke sieht man sogar vom Weltall aus

Seit Wochen wüten mehrere große Waldbrände. Selbst das Tausende Kilometer entfernte São Paulo versinkt im Qualm. Auch weil im Amazonasbecken massiv abgeholzt wird.
Ein Satellitenfoto vom Rauch der Waldbrände neben einem Foto der Rauchschwaden über São Paulo
Links: Ein Satellitenfoto vom Rauch der Waldbrände | Foto: National Oceanic and Atmospheric Administration; rechts: Rauchschwaden über São Paulo | Foto: Alberto Shiguematsu

Am Montag verdunkelte sich der Himmel über São Paulo. Dicke Rauchschwaden zogen durch die Straßen. Der Grund: die großen Waldbrände im Tausende Kilometer entfernten Amazonasbecken. Neben der brasilianischen Metropole sind auch Teile der Bundesstaaten Mato Grosso und Paraná betroffen. Das berichten lokale Nachrichtensender. In deutschen Medien wird erst seit wenigen Tagen darüber geredet.

Schon Anfang August rief Amazonas, der größte Bundesstaat Brasiliens, wegen der steigenden Zahl der Waldbrände den Ausnahmezustand aus, so der Fernsehsender Euronews. Dabei steht die Waldbrandsaison im Amazonasbecken gerade erst am Anfang: Normalerweise dauert sie von August bis Oktober – ihren Höhepunkt erreicht sie dabei Mitte September. Aber schon jetzt ist der entstandene Rauch so schlimm, dass man ihn sogar vom Weltall aus sehen kann.

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Vergangene Woche hat die NASA Satellitenbilder veröffentlicht, auf denen einzelne Brände und der Rauch zu sehen sind. Auf Grundlage der Global Fire Emissions Database gab die Raumfahrtbehörde an, dass das derzeitige Ausmaß der Brände in ganz Brasilien im Vergleich zu den letzten 15 Jahren knapp unter dem Durchschnitt liege. In einigen Bundesstaaten wie Amazonas oder Rondônia sei jedoch das genaue Gegenteil der Fall.

"Vor allem im Bundesstaat Amazonas liegt die Feueraktivität im August weit über dem Durchschnitt", sagt Mark Parrington, ein leitender Wissenschaftler, der sich am Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage mit den Emissionen von Flächenbränden beschäftigt.


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Laut Parrington verursachen die Brände im Amazonasbecken in einer typischen Saison um die 500 bis 600 Tonnen CO2. 2019 sind dort allerdings bereits 200 Tonnen des Treibhausgases entstanden – und die Saison hat ja gerade erst begonnen. Der Global Fire Emissions Database zufolge wurden in Amazonas bis jetzt 8.668 Brände entdeckt – mehr als in den letzten Jahren und nur knapp weniger als der Höchststand im Jahr 2016 (8.836).

Mithilfe der Satellitenbilder hat man den Verlauf des Rauchs nachverfolgt, der sich in São Paulo breitmachte. Gustavo Faleiros von der Umweltorganisation InfoAmazonia schrieb in einer E-Mail, dass die Luftqualität auf dem Land sogar noch schlimmer sei als in der Stadt.

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"Die Menschen auf dem Land beschweren sich, weil sie eigentlich saubere Luft gewohnt sind. Jetzt fühlt es sich wegen der Asche und der Rauchschwaden der Waldbrände für sie aber so an wie in der Stadt", sagt Alberto Shiguematsu, der in São Paulo lebt und über den Rauch twitterte.

Laut Shiguematsu wurde der Himmel über der Metropole gegen 15:15 Uhr fast komplett dunkel. Obwohl er schon zehn Jahre in São Paulo lebt, habe er den Rauch der Waldbrände noch nie in einem solchen Ausmaß erlebt. Er hatte von den Feuern im Amazonasbecken gelesen, konnte sich aber nicht vorstellen, dass ihn das betreffen würde.

"Dass der Rauch über Tausende Kilometer hinweg bis nach São Paulo zieht? Das hat mich komplett überrascht", sagt Shiguematsu.

Die vielen Waldbrände belasten die brasilianische Natur, die es unter dem neu gewählten, rechtspopulistischen Präsident Jair Bolsonaro sowieso nicht leicht hat. Bolsonaro hat als Freund der Landwirtschaft nämlich kein Problem mit der Abholzung des Regenwalds, er begrüßt sie sogar. Diese Einstellung sorgt sowohl landesweit als auch international für Proteste und Kritik. Auch Deutschland hat schon 35 Millionen Euro an Fördergeldern für den Schutz des Regenwalds eingefroren.

Eigentlich sorgt die hohe Luftfeuchtigkeit dafür, dass im Amazonasbecken keine allzu großen Waldbrände ausbrechen. Wegen Dürreperioden, Abholzung und der Landwirtschaft könnten die Feuer allerdings so geläufig werden, dass sie die Landschaft und ihre Eigenschaften komplett verändern. Davor warnte eine Studie schon 2014. Und laut einem Blogeintrag von InfoAmazonia geht das brasilianischen Institut für Weltraumforschung davon aus, dass die Regenfälle im zentralen und nördlichen Amazonasbecken in dem kommenden drei Monaten zwischen 40 und 50 Prozent unter dem Normal-Level liegen werden.

"Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen den vermehrt auftretenden Bränden und der vorangetriebenen Abholzung", schreibt Faleiros in dem Post. "Von den zehn Bezirken, in denen man dieses Jahr die größten Brände registriert hat, stehen sieben auch auf der Liste der Bezirke, in denen am meisten Regenwald abgeholzt wird."

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