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Rechtsextremismus

Demonstrierende der #baselnazifrei-Demo erzählen, wie sie den Tag erlebt haben

Die rechtsextreme PNOS wollte Stärke zeigen – doch die Gegenseite war stärker.
Gegendemo der PNOS in Basel

Nahe dem Zentrum, auf dem Messeplatz in Basel demonstrierten am Samstag Anhänger der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (PNOS). Als bekannt wurde, dass Rechtsextreme eine Demo gegen den Uno-Migrationspakt planen, befürchteten nicht nur Medien Ausschreitungen. Die Rechtsextremen hatten Grosses vor: "Zahlreich" wollten sie "gegen überbordende Migration", demonstrieren. Schon Wochen vor der geplanten Demo bewarb die PNOS den Anlass auf den sozialen Medien. Knapp 60 PNOS-Anhänger standen schliesslich auf dem Platz – gegenüber hunderten von Gegendemonstrierenden. Die Gegendemo #baselnazifrei war unbewilligt und nahm, genau wie die PNOS-Demo, den Messeplatz für sich in Anspruch.

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Die Polizei entschied schliesslich, die Kundgebung der Rechtsextremen auf einen weniger prominenten Platz – hinter das Messegelände zu verschieben. Unter lauten Pfiffen der Gegenseite begrüsste der Holocaust-Leugner Karl Richter die Menschen der PNOS "im deutschen Basel", wie der Blick schreibt. Bis dahin verlief das Ganze weitgehend friedlich.


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Gegen Nachmittag formierte sich am Badischen Bahnhof laut nau ein schwarzer Block, worauf die Polizei Gummischrot einsetzte. Auch als sich die Personen zurückzogen, sei weiterhin geschossen worden. "Laut mehreren Teilnehmenden waren keine Provokationen vorangegangen, auch wurde keine (hörbare) Warnung gesprochen", schreibt nau. Zu einem anderen Zwischenfall schreibt der Blick "Aktivisten bauten Strassenbarrikaden, warfen Steine und Bierflaschen auf Beamte und versuchten von verschiedenen Seiten die Demonstration der Rechtsextremen anzugreifen." Mehrere Rechtsextreme seien verletzt worden.

Die Polizei eskortierte die PNOS-Anhänger gegen den späteren Abend zu ihren Autos. Auf Seiten der Antifaschisten kam es zu drei Verletzten, einer davon schwer. Es ist noch unklar, wie schwer seine Verletzung ist. Zwei Menschen seien nach Polizeiangaben vorübergehend verhaftet worden, schreibt der Blick. Wir wollten von den Gegendemonstrierenden wissen, wie sie den Tag erlebt haben.

Marc*, 27

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Gegendemonstrant PNOS Demo mit Kaputze

Foto: Brendan Bühler

VICE: Was ist dein Eindruck der Demo?
Marc: Es hat mich überrascht, wie viele Personen gekommen sind und wie friedlich es war. Wir haben unser Bestes gegeben, die PNOS-Kundgebung zu verhindern. Wir standen etwa 20 Minuten friedlich beim Messeplatz, aber plötzlich hat die Polizei massiv auf uns geschossen.

Würdest du sagen, dass die Aggressionen von der Polizei ausgingen?
Definitiv. Es war aber nicht das erste Mal. Polizeigewalt erlebt man immer wieder. Ich finde, die Gegenreaktionen der PNOS-Gegner sind sehr bescheiden ausgefallen. Es hätte auch viel stärkere Reaktionen geben können.

Warum bist du der Meinung, dass man die PNOS-Kundgebung verhindern muss? Es war ein bewilligter Anlass…
Ich möchte nicht zu weit ausholen, aber es geht darum, dass wir in einer freien Gesellschaft leben. Wenn also eine Partei wie die PNOS kommt und die Meinungsfreiheit nutzt, dann tue ich es ihnen gleich. Es war mir umso wichtiger, bei diesem Anlass da zu sein.

Hans*, 22

Gegendemonstrant in Basel mit Landjäger

Foto: Brendan Bühler

VICE: Du hast soeben einem Autofahrer, der wegen des Umzugs aufgehalten wurde, einen Landjäger gegeben. Warum?
Hans: Diese Menschen müssen wegen unserer Demo warten. Es ist mehr als fair, sie über unsere Anliegen zu informieren. Es ist ein Zeichen für mehr Solidarität. Solche kleinen Aktionen heitern ausserdem einfach auf.

Warum bist du gerade an die unbewilligte Demo gekommen? Es gab ja noch eine bewilligte.
Die bewilligte Kundgebung finde ich gut, vor allem mit dem links-bürgerlichen Bündnis (die SVP fehlte als einzige Partei). Ich will aber den Rechtsextremen direkt gegenüberstehen und zeigen, dass es in Basel kein Platz für rechtes Gedankengut hat.

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Salome, 21

Gegendemonstrantin PNOS Demo in Basel

Foto: Brendan Bühler

VICE: Warum bist du hier?
Salome: Die rechtsextreme PNOS hat das Gefühl, dass sie gegen Migration und Menschenrechte demonstrieren muss, um ihre rechtsextremen Ideen kundzutun. Ich finde es einfach wichtig, dass man als Gegnerinnen und Gegner dieser Ideen sichtbar ist.

Bist du oft an Demos?
Es kommt darauf an, um was es geht, ob ich es mitbekomme und welche Personen unter dem Demonstrierenden sind.

*Name von der Redaktion geändert

Mehr Eindrücke der Gegendemo in Basel von Dominik Asche:

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