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Der einzige Exorzist Dänemarks ist ein vielbeschäftigter Mann

Ihr solltet euch vor Sex, Hasch und Orangensaft hüten. Ein Interview mit Pfarrer Lars Messerschmidt über dämonische Besessenheit.

Lars Messerschmidt ist  ​der einzige Exorzist Dänemarks. Obwohl Dänemark ​offiziell ein christliches Land ist, gibt es ​immer weniger gläubige Christen. Messerschmidt zufolge ist das einer der Gründe, warum Dänemark auf Satans Liste ganz weit oben steht.

Neugierig, wie wir nun mal sind, haben wir ihn kontaktiert und um ein Gespräch gebeten. Er hat uns in seine Wohnung in Bredgade, einem der älteren Stadtteile Kopenhagens, eingeladen. Die gotische Architektur des Gebäudes passte anlässlich unseres Gesprächsthemas sehr gut. Nachdem wir die Wendeltreppe hochgestiegen waren, nahmen wir in seinem Wohnzimmer auf einer niedrigen Ledercouch, die von religiösen Gegenständen umgeben war, Platz. Lars goss uns eine Tasse Kaffee ein und wir sprachen über seinen Beruf und wie er Menschen mit einem Kruzifix davor bewahrt, sich selbst zu schaden.

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VICE: Exorzismus. Wo fängt man da am besten an?
Lars Messerschmidt: Ich habe in den 70ern angefangen. Damals bemerkte ich immer häufiger, wie sich Dämonen körperlich manifestierten. Ich kann mich noch an dieses Treffen zum Gebet erinnern, während dessen eine besessene Frau von etwas zurückgeworfen wurde. Eine Person schrie: „Verschwinde, Satan!" Es funktionierte. Ich sah plötzlich viele verschiedene Dinge, so wurde mein Interesse geweckt.

Wie viele Exorzismen hast du durchgeführt?
Ich weiß es nicht genau, aber es werden Hunderte sein. Es kann Jahre dauern, eine echte dämonische Besessenheit auszutreiben. Im Augenblick bin ich völlig ausgebucht, weil es zur Zeit mehr Besessenheit als je zuvor zu geben scheint. Meine spanischen Kollegen haben mir berichtet, dass es in Lateinamerika sehr viele Menschen gibt, die einen Exorzismus brauchen. Das liegt daran, dass sie die christliche Religion mit ihrem alten, ursprünglichen Glauben mischen. Dieser spezielle religiöse Cocktail ist besonders gefährlich.

Wie genau läuft ein Exorzismus ab?
Die Menschen kommen zu mir, weil sie von Dämonen gepeinigt werden. Ich bitte meine Patienten normalerweise darum, mir ihre Symptome zu beschreiben. Anhand ihrer Antworten versuche ich, eine Diagnose zu erstellen, so ähnlich wie ein Arzt. Es ist wichtig, eine psychische Erkrankung von dämonischer Besessenheit zu unterscheiden.

Wie unterscheidest du das eine vom anderen?
Wir haben Mittel und Wege. Wir können das zum Beispiel mithilfe von Kruzifixen oder Weihwasser feststellen. Dämonen mögen beides nicht. Ich bitte meine Patienten z.B. darum, ein Kruzifix zu halten. Wenn sie besessen sind, können sie das nicht. Wir bespritzen sie auch mit Weihwasser.

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Gestern hatte ich eine Patientin, die das Kruzifix noch nicht einmal ansehen konnte. Ich habe sie mit Weihwasser bespritzt und sie sagte, es brannte auf ihrer Haut.

Sie war also besessen?
Ja, ich glaube, dass sie besessen war. Wir haben es gestern nicht abgeschlossen, aber wir werden uns wieder treffen, wenn sie das möchte. Wir werden unser Gespräch fortführen und irgendwann werde ich einen Exorzismus durchführen müssen.

Was genau meinst du mit Exorzismus?
Ein Exorzismus ist eine besondere Form des Gebets, wobei der Exorzist dem bösen Geist im Namen Gottes befiehlt zu verschwinden. Normalerweise will der Geist natürlich nicht verschwinden. Es entwickelt sich ein Kampf, manchmal ein körperlicher. Ein Mensch kann während dieses Kampfes buchstäblich zu Boden geworfen werden. In solchen Fällen werden ein paar starke Männer gebraucht, die sie festhalten können.

Glücklicherweise ist es meistens weniger dramatisch. Dämonen können Ohnmacht verursachen, je nachdem wie stark sie sind. Ab und zu kann der Dämon auch die Kontrolle übernehmen und sich selbst mitten im Satz zu erkennen geben. Nach ein paar Minuten verlässt der Dämon dann die Person und sie wird wieder genau dort ansetzen, wo sie aufgehört hat, und nicht wissen, was geschehen ist.

Gibt es verschiedene Gebete, die funktionieren, oder nur dieses eine?
Es gibt verschiedene. Ich habe eines auf Latein, eines auf Deutsch und eines auf Dänisch. Welche Sprache ich verwende, hängt von der Situation ab. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Dämonen alle Sprachen verstehen.

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Das ist bekannt, ja. Wie hält es der Vatikan mit den Exorzisten?
Diesen Sommer ​hat der Vatikan unsere Organisation anerkannt. Es war nicht der eigentliche Beruf, den er anerkannt hat. Exorzisten gibt es schon genauso lang, wie es die Kirche gibt. Exorzist war früher ein sehr einsamer Beruf. Deshalb wurde unsere Organisation gegründet: Um Exorzisten die Möglichkeit zu geben, sich einmal im Jahr bei einer Konferenz zu treffen. Unsere Organisation unterbreitet auch das Angebot, sich selbst als Exorzist ausbilden zu lassen, entweder an einer Universität im Vatikan oder in den Vereinigten Staaten. Man muss dafür allerdings schon Priester sein.

Wie viele Mitglieder hat eure Organisation?
Die letzte Konferenz hatte 250 bis 300 Teilnehmer. Jeder durfte einen Assistenten mitbringen, die haben also einen Teil der Gäste gestellt. Es waren einige Ärzte, Psychiater und Psychologen anwesend.

Wirklich? Teilen sie euren Glauben an Dämonen?
Ich kenne einen amerikanischen Psychiater. Bei unserer ersten Begegnung fragte ich ihn: „Glauben Sie daran, dass es Menschen gibt, die von Dämonen besessen sind?" Er bejahte. Er berät eine Kirche in New York, die Exorzismen durchführt. Sie bitten ihn immer um seine Meinung. So sollte das auch ablaufen. Ich erfrage die Krankengeschichte der Menschen immer.

Stellst du manchmal fest, dass es sich um ein medizinisches Problem handelt?
Du kannst dir auch die Frage stellen, ob nicht viele der Menschen, die wegen Geisteskrankheit in Kliniken behandelt werden, in Wirklichkeit besessen sind. Man kann eine besessene Person nicht mit Medikamenten behandeln. Vielleicht wird die Person dadurch gefügig, doch es wird trotzdem noch dämonische Aktivität geben.

Welche Gründe für Besessenheit gibt es?
Es gibt zwei Gründe. Man kann etwas Dummes getan und so das Tor zu dämonischer Aktivität geöffnet haben. Alternative Heilmethoden, New Age, Hellsehen, Tarotkarten. Das alles öffnet das Tor zur Welt des Okkulten, zur Welt der Dämonen. Manche Hellseher wollen den Menschen wirklich helfen, aber sie sind naiv. Andere sind bloß Werkzeuge des Teufels. Missbrauch, so wie Hasch oder Sex, öffnet dem Teufel ebenfalls die Tür.

Sex und Hasch, so, so. Welche Übeltäter gibt es sonst noch?
Flüche. Anfangs habe ich nicht daran glauben wollen, aber es gibt sie wirklich. Viele Afrikaner werden von Dämonen heimgesucht. Ich frage immer, ob es jemanden gibt, der sie hasst. Wenn du Feinde hast, werden diese Feinde häufig zu einem Medizinmann gehen und ihn bitten, dich zu verfluchen. Der Teufel wird dieser Bitte gern nachkommen.

Wenn man jemanden verflucht, öffnet man mit Sicherheit das Tor zur Hölle.
Diese Menschen haben eine Absprache mit dem Teufel getroffen; sie sind Werkzeuge des Teufels. Es ist beängstigend. Ich habe einer Frau geholfen, die verflucht worden war. Kein Arzt war in der Lage, ihr zu helfen. Wir fragten Gott, ob jemand sie verflucht hatte. Sie erinnerte sich daran, dass ihr Onkel ihr ein Glas Saft gegeben hatte, als sie 15 war. Es stellte sich heraus, dass der Saft verflucht war. Wir beteten und baten Gott, ihr zu helfen. Plötzlich lief sie ins Badezimmer und übergab sich heftig. Zehn Minuten später erzählte sie mir, dass sie Gegenstände erbrochen hatte, Nägel zum Beispiel. Das passiert bei Flüchen sehr häufig. Sie erbrach sich die ganze Nacht, doch am nächsten Tag war sie vom Fluch befreit.

Ein Großteil unserer Leser sind junge Leute. Kannst du ihnen einen Ratschlag erteilen, wie sie sich vor Besessenheit schützen können? Außer natürlich, sich vor Orangensaft zu hüten.Sie sollten vorsichtig sein. Wenn sie versehentlich Teil eines satanischen Umfelds werden, sind sie vielleicht für immer verloren. Junge Leute wollen nicht hören. Sie glauben, sie wüssten alles. Das ist wirklich gefährlich. Das ist Stolz, darauf springt der Teufel an.