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Ein Republikaner stimmte gegen ein Anti-Diskrimierungsgesetz – und flirtete nebenbei auf Grindr

Randy Boehnings sexuelle Orientierung wurde von einem 21-Jährigen öffentlich gemacht, nachdem sich der Politiker gegen ein Anti-Diskriminierungs-Gesetz ausgesprochen hatte.

Foto: Amanda Hinault | Flickr | CC BY-SA 2.0

Randy Boehning ist ein 52-jähriger Amerikaner, Mitglied der Republikaner und seit 2003 Abgeordneter im US-Bundesstaat North Dakota. Sein Verwaltungsbezirk ist genau wie der ganze Staat sehr von der republikanischen Politik geprägt und es war auch nicht überraschend, dass Boehning Anfang des Monats zu den vielen Abgeordneten gehörte, die gegen ein Gesetz gestimmt haben, das die Diskriminierung einer Person aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verboten hätte.

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Aber was genau macht Boehnings Einstellung gegenüber dem Gesetz so besonders? Anscheinend schaut sich der Politiker gerne mal auf Grindr um.

Diese Tatsache kam ans Licht, als der 21-jährige Dustin Smith einem Journalisten der Zeitung The Forum davon berichtete, dass er den unverheirateten Konservativen auf der Dating-App für Schwule erkannt hat. Smith meinte, dass er Boehnings Neigungen nur wegen dessen Ablehnung des oben genannten Gesetzes öffentlich machen würde.

Boehning bestritt anfangs noch, „Top Man!" zu sein—also der User, der Smith am 12. April mehrere Nachrichten und ein Bild seines Penis zukommen ließ. Schließlich outete er sich jedoch im Grand Folks Herald. Laut Boehning hätten bisher nur wenige Leute von seiner sexuellen Orientierung gewusst. „Ich bin froh, dass die Katze endlich aus dem Sack ist."

Boehning stellte aber gleichzeitig auch klar, dass er ebenfalls auf Frauen stehen würde und nur gegen das Gesetz gestimmt hätte, weil das seine Wählerschaft so wollte. „Man erzählt nicht, dass man so und so abstimmen wird, und macht dann das genaue Gegenteil—so verliert man seine Glaubwürdigkeit", sagte Boehning.

Dieser Vorfall lässt alte Fragen bezüglich der Moral des Outings von heimlich schwulen Politikern, die als Heuchler im Bezug auf Homosexuellen-Rechte gelten, wieder aufkommen. Der wohl berühmteste „Outer" ist dabei der Journalist Michael Rogers, der 2004 die Website BlogActive ins Leben rief. Auf dieser Website ist unter anderem auch „The List" zu finden, die Rogers als „Aufzählung von heimlich schwulen Politikern und hochrangigen Regierungsmitarbeitern, die gegen Homosexuelle sind", bezeichnet. Damals hat Rogers auch eine Aufnahme veröffentlicht, auf der zu hören ist, wie der streng konservativ eingestellte Politiker Ed Schrock einen Escort-Service anrief und sich nach Schwulensex erkundigte. Ein Jahrzehnt später schrieb der Blogger im Politico Magazine, dass „Schrock wohl immer noch als republikanischer Abgeordneter fungieren würde, wenn man diese Geschichte nicht ans Licht gebracht hätte."

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So versucht man in Kalifornien, homosexuellen Menschen ihre „Krankheit" auszutreiben:

Im Jahr 2006 verteidigte Rogers sein kontroverses Vorgehen in einer Diskussion mit dem Fox-News-Moderator Bill O'Reilly, der der Meinung war, dass Verfechter der Homosexuellenrechte die Ansichten ihrer Gegner auf politischer und nicht auf persönlicher Ebene anfechten sollten. Zusätzlich drohte O'Reilly noch damit, alle Namen zu zensieren, die Rogers während der Sendung aussprechen würde.

„Von welcher Gemeinschaft kann man denn erwarten, die Feinde in die eigenen Reihen zu lassen?", erwiderte Rogers. „Hier geht es nicht um das Privatleben. Während des Wahlkampfs wird sexuelle Orientierung ja schließlich auch als Waffe eingesetzt."

Aber nicht nur rechtsgerichtete Koryphäen wie O'Reilly sind der Meinung, dass ein solches Outing falsch ist. Auch viele Mitglieder der Gay-Community argumentieren damit, dass es nur Schaden anrichtet, „sexuelle Orientierung als Waffe zu gebrauchen"—so hat es ein Mitglied der Organisation Human Rights Campaign einst formuliert.

Laut Randy Cohen, dem ehemaligen Ethik-Kolumnisten des New York Times Magazines, sehen manche Menschen Politiker als ein Sprachrohr der Wählerschaft an, während andere sie eher für ethische Führungspersönlichkeiten halten, die ihr Umfeld von ihren Ansichten überzeugen wollen.

Die meisten Leute, die für Boehning gestimmt haben, waren wahrscheinlich auch mit seiner Stimme gegen das Gesetz zufrieden, aber Cohen drückt es so aus: „1850 wollten die Bewohner des US-Bundestaates Georgia bestimmt auch, dass ihre Abgeordneten für das ‚Fugitive Slave'-Gesetz abstimmen. Politiker sollten jedoch immer mit gutem Beispiel vorangehen."

Er ist ebenfalls der Meinung, dass es ethisch gesehen in Ordnung ist, einen heuchlerischen Anti-Homo-Politiker zu outen, denn die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren.

„Wenn ein Abgeordneter schwul ist und gleichzeitig gegen Dinge stimmt, die die Homosexuellen-Gemeinschaft weiterbringen würden, dann ist das meiner Ansicht nach so merkwürdig, dass es eine gewisse Relevanz bekommt", sagt Cohen. „Und über so etwas wüsste ich dann doch gerne Bescheid."