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Der verzweifelte Versuch der FPÖ, ihren Asylprotest zu legitimieren

Wir erklären euch, weshalb der Kurier Heinz-Christian Strache verklagt.
Foto von der Autorin

Update: Der Kurier klagt nun Heinz-Christian Strache, nachdem der in der ZIB 2 am Mittwoch zum wiederholten Male von einer Inszenierung des Fotos sprach.

Vergangenen Mittwoch versammelten sich Funktionäre der FPÖ Landstraße vor dem Asylquartier Erdberg, um gegen dessen Existenz und die Anwesenheit der Bewohner zu demonstrieren. Der FPÖ standen einige mehr Gegendemonstranten gegenüber, die die Flüchtlinge willkommen hießen.

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Der Kurier-Fotograf Jürg Christandl schoss in der halben Stunde, in der die FPÖ mit ihren Schildern vor dem Eingang der Unterkunft stand, unter anderem ein Foto, auf dem drei Menschen zu sehen sind. Einer von ihnen ist ein Kind.

FPÖ begrüßt geflüchtete Kinder in Erdberg. pic.twitter.com/lmceQwMbYP
— jürg christandl (@JChristandl) 3. Juni 2015

Das Foto verbreitete sich schnell auf Facebook und Twitter, doch richtig bekannt wurde die Geschichte erst, als sich die FPÖ einschaltete. Erst nahm die FPÖ Landstraße Stellung, aber dazu gleich. Am Sonntag meldete sich dann Heinz-Christian Strache zu dem Vorfall zu Wort. Bei der ORF-Diskussionssendung Im Zentrum sprach er davon, dass das Foto inszeniert worden wäre. Die FPÖ-Mitglieder seien an einem Standpunkt gestanden, an dem sonst nie jemand vorbeikäme (vor dem Eingang!) und es wäre offensichtlich von den Gegendemonstranten organisiert worden, dass das Kind mit einem Fotografen dort vorbeigeführt würde.

Helmut Brandstätter, Chefredakteur und Herausgeber des Kurier, dessen Fotograf das Foto geschossen hat, bestreitet diese Vorwürfe vehement. Die Falter-Redakteurin Nina Horaczek hat den Jungen auf dem Foto in Traiskirchen getroffen. Die Geschichte wird morgen im neuen Falter erscheinen.

Die Aussage von Heinz-Christian Strache schien widerlegt. Strache stand als Lügner da. Doch was wäre die FPÖ ohne Mastermind Herbert Kickl. Der schreibt in einer Presseaussendung nun, der Verdacht, dass das Foto gestellt worden sei, habe sich erhärtet. Auf Anfrage von Unzensuriert.at habe das Innenministerium bestätigt, dass an diesem Tag keine neuen Bewohner aufgenommen wurden. Außerdem schreibt er: „Uns haben auch Augenzeugen bestätigt, dass die Asylwerber direkt aus der Gruppe der Gegendemonstranten auf das Gebäude zugegangen sind".

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Die FPÖ Landstraße hat vergangenen Donnerstag bereits auf den Vorfall reagiert, schreibt hier nichts davon, dass das Bild gestellt gewesen sei, sondern, dass die Familie lieber an ihnen, als an den Gegendemonstranten vorbei gegangen sei. Diese beiden Erklärungen decken sich also in einem einzigen Punkt: Die FPÖ versucht, ihren Arsch zu retten.

Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, bestätigt, dass zu dem Zeitpunkt, zu dem die FPÖ vor der Unterkunft in Erdberg demonstrierte, keine neuen Leute aufgenommen wurden. „Die genaue Frage des Unzensuriert-Redakteurs war, ob das Innenministerium zu diesem Zeitpunkt jemanden hingebracht hat. Das hat es nicht. Das stimmt."

Doch die darauffolgende Schlussfolgerung, dass das Foto deswegen inszeniert sein müsse, ist völlig an den Haaren herbeigezogen und widerspricht noch dazu der Klarstellung der FPÖ Landstraße.

Am Telefon erzählt die Falter-Redakteurin Nina Horaczek von der Familie. Sie sei an dem Tag, an dem die FPÖ vor der Unterkunft demonstrierte, in Österreich angekommen. Am Bahnhof hätten sie sich umgefragt, wohin sie müssten, wenn sie Asyl beantragen wollten. Sie wurden von jemandem nach Erdberg geschickt. In Erdberg ist es aber nicht möglich, Asyl zu beantragen. Daher wurde die Familie dort nicht registriert und direkt weiter nach Traiskirchen geschickt, wo sie jetzt ist. Karl-Heinz Grundböck bestätigt, dass es öfter vorkommt, dass Menschen zu Unterkünften dieser Art in der irrtümlichen Annahme gehen, sie könnten dort einen Antrag stellen.

Strache nennt das Kind bei Im Zentrum von den Gegendemonstranten missbraucht—und schon geht es nicht mehr um das, worum es tatsächlich geht. Nämlich darum, dass die FPÖ vor einer Asylunterkunft steht, gegen diese demonstriert und den Bewohnern zeigt, dass sie hier nicht willkommen sind. Selbst, wenn die Flüchtlinge absichtlich an der FPÖ vorbeimarschiert wären, würde das an ihrer Botschaft und ihrer Kernaussage nichts ändern. Die FPÖ versucht sich gerade aus etwas rauszureden, für das sie eigentlich steht. Die FPÖ will diese Menschen nicht in Österreich haben, sie will sie nicht unterstützen. Und was hier derzeit versucht wird, ist eine Farce.

Hanna auf Twitter: @HHumorlos.