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Hangover-News, 26. September 2016

Nazi-Jargon bei der CDU auf Twitter, Gedärme in Tupperdosen, Neonazis auf einer Studentenparty, ein toter U-Bahn-Surfer in Berlin und 10 Kilo Marihuana in einer WG. Willkommen bei den Hangover-News.

Die Berliner Polizei findet 10 Kilo Gras und 20.000 Euro in Bar, eine Frau fliegt mit den in Tupperdosen verpackten Gedärmen ihres Mannes nach Österreich, Rechtsextreme stürmen eine Studentenparty und Teile der Union nähern sich im Eiltempo dem populistischen Wortlaut der Alternative für Deutschland an. Willkommen bei den Hangover-News.

Strache und Hofer zieren das Cover des Time-Magazins

Na bravo. Time-Cover. Wir brauchen nicht jeden Applaus. :-( — RogerHackstock (@RogerHackstock)24. September 2016

Eine besondere Ehre wurde FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer zuteil: Sie sind die aktuellen Covergirls des renommierten TIME-Magazins. Titel: "The New Faces Of The Right". In der dazugehörigen Story widmet sich das Magazin rechtspopulistischen Bewegungen in Europa, Österreich wird dafür als Mittelpunkt derer exemplarisch herangezogen. Die österreichischen TIME-Coverstars seit Adolf Hitler waren Jörg Haider, Arnold Schwarzenegger, Kurt Waldheim und Maria Schell.

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Die Schweizer stimmen dafür, die Überwachung auszubauen

Foto von Diana Pfammatter

Am Sonntag haben die Schweizer mit 65.5 Prozent für ein neues Nachrichtendienstgesetzgestimmt. Somit darf der Schweizer Geheimdienst auf verschiedene private Instrumente zurückgreifen, um verdächtige Personen zu überwachen. Bis anhin durfte der Geheimdienst gemäss Tages-Anzeiger nur im öffentlichen Raum persönliche Daten zu einer Person einfordern. Das Eindringen in private Räume mittels Zimmerwanzen, die Überwachung von Telefon und Mailverkehr und das Hacken fremder Computer waren ihm untersagt.

Der Politologe Claude Longchamp führt die Befürwortung des neuen Gesetzes auf die Terrordiskussion in Europa zurück, wie er gegenüber SRF sagt. Patrick Walder von Amnesty International äussert sich gegenüber dem Tages-Anzeiger kritisch: "Die Befürworter können bis heute nicht nachweisen, dass mehr Überwachung auch zu mehr Sicherheit führt."

Das Nachrichtendienstgesetz wurde als einzige von drei Gesetzesvorlagen am Abstimmungssonntag angenommen. Eine Erhöhung des AHV-Beitrages sowie Regelungen für eine nachhaltigere Wirtschaft lehnte das Stimmvolk klar ab.

Junger Berliner U-Bahn-Surfer knallt gegen Stahlträger

Das Instagram-Foto zeigt (wahrscheinlich) nicht den verstorbenen U-Bahn-Surfer vom Wochenende, sondern einen anderen fahrlässigen Idioten | Screenshot: Instagram

In der Nacht zum Samstag entdeckte ein Fahrgast der BVG beim Aussteigen einen Schwerverletzten auf dem Dach einer U-Bahn und alarmierte die Polizei. Zwischen Halleschem Tor und Möckernbrücke knallte offenbar ein 22-jähriger U-Bahn-Surfer gegen einen Stahlträger, der 30 Zentimeter oberhalb der Züge verläuft und die Großbeerenbrücke hält. Für kurze Zeit lag er noch atmend und stark blutend auf dem U-Bahn-Dach, bis er kurz vor Eintreffen der Rettungskräfte seinen schweren Verletzungen erlag.

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Immer wieder kommt es zu Unfällen von Bahn-Surfern in Berlin. Erst vor einer Woche stoppte eine Streife der Bundespolizei zwei 16-jährige S-Bahn-Surfer und kürzlich veröffentlichten einige junge Männer ein Video, das sie beim gemeinsamen Dinner auf einem S-Bahn-Waggon zeigt. Der letzte Todesfall liegt sechs Jahre zurück—2010 wurde ein 19-Jähriger beim Surfen von einem Stahlträger ins Gleisbett geworfen und von dem nachfolgenden Zug überrollt.

Marokkanerin fliegt mit den Gedärmen ihres Mannes nach Graz

Foto: Wikipedia | Dirk Vorderstraße | CC BY 2.0

Die österreichische Kleine Zeitung sprach von dem "kurioseste[n] Fund der letzten Jahre am Flughafen Graz"—bei einer Zollkontrolle entdeckten die Beamten die sterblichen Überreste des Ehemannes einer Reisenden. Die Frau hatte die Gedärme des Leichnams in Plastikboxen unter ihrer Kleidung versteckt eingeflogen. Zur Begründung gab die Marokkanerin an, dass sie beweisen wolle, dass ihr Mann nach einer Operation vergiftet worden sei. Die Gedärme wollte sie in Graz von Fachpersonal untersuchen lassen, um den Mord nachweisen zu können.

Der Frau sollte geholfen werden, jedoch gestaltete sich die Suche nach einem passenden Institut besonders schwierig—denn wer ist für so einen Fall von Organen ohne restlichem Körper zuständig? Allein ein Darm reicht nicht, um eine aussagekräftige toxikologische Untersuchung durchführen zu können. Die Gerichtsmedizin war hier also falsch, genauso wie das Bestattungsunternehmen, bei dem die Gedärme anschließend zwischenzeitlich gelagert wurden. Momentan befindet sich der Darm des verstorbenen Marokkaners bei einer "pathologischen Untersuchung".

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10 Kilo Marihuana, 20.000 Euro und "Waffen" zufällig bei Ruhestörung in Berlin-Wedding gefunden

Foto: Pixabay | CC0 Public Domain

Am frühen Samstagmorgen ging bei der Berliner Polizei ein Anruf wegen Ruhestörung ein, der zu einem größeren Drogenfund führte. Als die Beamten an der Wohnungstür des Lärmenden klingelten, öffnete ihnen der 22-jährige Hauptmieter die Tür und erklärte, er hätte sich mit seiner Freundin gestritten. Zur Sicherheit wollten die Polizisten die Freundin kurz sprechen, bemerkten deutliche Cannabis-Wolken in der Luft und fanden dabei mehrere in der Wohnung verteilte, gefüllte Baggys. Bei einer anschließenden Durchsuchung fanden die Polizisten insgesamt 10 Kilogramm Marihuana, 20.000 Euro in Bar und "Waffen"—gegen den 22-Jährigen und seinen 26-Jährigen Untermieter wird nun wegen unerlaubten Handelns mit Betäubungsmitteln ermittelt.

Nazi-Jargon bei der CDU – Abgeordnete vertwittert sich gegen Merkel

Screenshot: Twitter

Dass vor allem die CSU mit ihren populistischen Äußerungen der AfD nacheifert, ist bekannt. An diesem Wochenende vergriff sich jedoch auch eine Abgeordnete der Schwesterpartei CDU im Ton. Genauer gesagt Bettina Kudla, die für den Wahlkreis Leipzig I im Bundestag sitzt. Zu stiller Bekanntheit gelangte sie, als sie im Juni als Einzige im gesamten Bundestag mit einem Nein gegen die Armenien-Resolution gestimmt hatte. Aber auch in der digitalen Welt pöbelt die 54-jährige gebürtige Münchnerin ordentlich. Erst vor zwei Wochen bezeichnete Kudla den türkischen Journalisten und verurteilten Regierungskritiker Can Dündar als "Casel Dünnschiss"—einen weiteren Vogel schoss sie dann an diesem Wochenende ab, als sie mit einem kritischen Tweet gegen Merkel in braune Gefilde schlitterte:

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BK #Merkel streitet es ab, #Tauber träumt. Die #Umvolkung #Deutschlands hat längst begonnen. Handlungsbedarf besteht!
— Bettina Kudla (@KudlaLeipzig) 24. September 2016

Das Wort "Umvolkung" wurde während der NS-Zeit für die Germanisierung deutschfreundlicher Bevölkerungsgruppen in eroberten Gebieten Osteuropas benutzt. Rechtsextreme und rechtspopulistische Gruppen verwenden den Begriff noch heute, um rechte Propaganda zu verbreiten. Die Parteiführung der CDU distanzierte sich umgehend von dem Tweet Kudlas—bislang steht aber noch nicht fest, ob ihre öffentlichen Kommentare auch weitere Konsequenzen haben werden.

Die Einlassungen von @kudlaleipzig sind in Inhalt und Ton völlig inakzeptabel. Das steht nicht für die @CDU.
— Peter Tauber (@petertauber) 24. September 2016

Maskierte Rechtsextreme stürmen Studentenparty in Cottbus

Ein Foto einer Studentenparty, die nicht in Cottbus stattgefunden hat | Foto: Jamie Taete

Man rechnet bei der Abschlussfeier seines Bachelors oder Masters mit eventuellem Sex, zu viel Alkohol und wirren Gesprächen—aber nicht mit maskierten, zum Teil rechtsextremen Schlägern, die die eigene Party stürmen, dort rumpöbeln, zwei Frauen mit der Faust ins Gesicht schlagen und anschließend vor der Polizei flüchten. Doch genau diese Szene ereignete sich am Wochenende auf einer Studentenparty in Cottbus.

Bei der Festnahme der mutmaßlichen Täter, die zwischen 17 und 24 Jahre alt sind, stellten die Beamten ein Springmesser, einen Axtstiel sowie eine Skimaske und eine Sturmhaube sicher. Der Staatsschutz ermittelt nun gegen insgesamt zwölf Personen, die zum Teil aus dem rechtsextremen Milieu zu kommen scheinen. Der Hintergrund der Störaktion ist bislang unklar, einen Streit gab es laut Polizei im Voraus nicht. Geprüft werden muss jetzt, ob die Tat rechtsmotiviert sein könnte.