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Openair Frauenfeld

Frauenfeld-Moderatorin Helen Fares rechnet mit dem Sexismus in der HipHop-Szene ab

Sexismus gehört zum HipHop dazu? Bullshit!
Foto: Facebook

Wer denkt, dass Sexismus ein Problem der Generation unserer Eltern wäre und die heutigen jungen Frauen nicht mehr betreffe, sollte hier und jetzt weiterlesen. Die traurige Wahrheit ist, dass Frauen tagtäglich im Privaten sowie im Geschäftsleben Sexismus widerfährt und das schliesst auch die HipHop-Maschinerie nicht aus. Dies musste Helen Fares, die das Openair Frauenfeld moderierte, vergangenes Wochenende auch wieder erleben. Wenigstens sind wir in der Zeit angekommen, in welcher Frauen aufstehen, sich gegen solches Verhalten wehren und ihre Meinung öffentlich äussern. Dies setzte Helen ebenfalls in die Wirklichkeit um und äusserte sich auf Facebook in einem aussagekräftigen Post.

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"Bei aller Freude, die ich empfinden durfte, darf ich jedoch eine Sache nicht unausgesprochen lassen: In den letzten drei Tagen bin ich über zehn Männern begegnet, die mich auf sexistische Art und Weise degradiert haben. Darunter Rapper, Promoter, Tourmanager, Artist-Entourage, Sicherheitsleute.

Es ging von 'Wenn dir zu warm ist, zieh dich doch einfach aus, ich freu mich dann endlich mal', über ekelhafte Blicke und 'Hey Süsse' sagen beim Händeschütteln, bis hin zu einem 'Du bist NOCH glücklich mit deinem Freund, ich besorg' mir deine Nummer, ich meld' mich dann mal und dann gucken wir doch, ob du noch so glücklich bist. 'Das Mieseste jedoch war, dass irgendein Idiot zu mir kam und mit mir und Kolleginnen scherzte, bevor er meinen Kehlkopf anfasste. Dann sagte er, dass dieser ganz schön tief sässe, und fragte: 'Du hast keinen Würgereflex, oder?'

Ganz ehrlich: Wie ehrlos muss man sein, um solche Dinge zu sagen?

Ich will solche Menschen schütteln und fragen, ob sie wollten, dass jemand so mit ihrer Schwester umgeht. Aber die Antwort darauf wäre sicher 'Nee, aber meine Schwester zieht sich auch nicht so freizügig an wie du.'

Ist ja auch alles nur Spass, Klar. Dann mach deinen Spass in deinem kleinen Gehirn, lach darüber und halt den Mund.

Respekt. Liebe. Sich selbst und Anderen gegenüber.

Ich kenne keine Lösung für dieses beschissene Sexismusproblem und das kotzt mich an.

Ich versuche mich mit aller Macht solchen Kommentaren zu widersetzen, darf dann aber sogar aus den eigenen Reihen hören, dass das eben allen Frauen so geht und man damit leben muss. 'Das ist nun mal Hiphop.' Nein. Das ist Bullshit und Müll in den Köpfen.

Ich liebe Hiphop. Aber diese beschissenen sexistischen, opportunistischen und respektlosen Subgesellschaften, die sich im HipHop gebildet haben, sind für mich nur Armutszeugnisse, und damit will ich nichts zu tun haben.

Schreitet ein, wenn ihr sexistisches oder generell degradierendes Verhalten mitbekommt, egal ob es Euch oder jemand Fremdes betrifft - und das gilt für Männer wie Frauen.

Denn ein gemeinsames Bewusstsein mag der einzige Weg sein, diesem Problem entgegenzuwirken.

Eine Liebe: Hiphop."

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Zum Schluss, liebes Openair Frauenfeld, wie wäre es nächstes Jahr mit einer Frau auf der Mainstage? Dies wäre von der Organisation schon mal ein Zeichen, dass wir das Mittelalter verlassen haben und der heutigen Zeit angepasst agieren. Logischerweise existieren weniger gute HipHop-Platten von Frauen als von Männer, da sich Männer in der Rapszene auch in der Überzahl befinden. Doch wie man stets sagt, lieber Qualität statt Quantität. Denn unter den weiblichen HipHop-Künstlern befinden sich einige Damen, die hörenswerter wären, als manche Acts, die auf der Mainstage aufgetreten sind.

Kurzes Update: Helen hat gerade in einem Video bekannt gegeben, dass sie sich von HipHop.de getrennt hat und sich auch aus dem HipHop-Journalismus verabschiedet – Mitgrund sei der Sexismus in der Szene.



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