Tech

Pornofilter sind Unsinn – das hat jetzt auch die britische Regierung verstanden

Wer Identitätsnachweise von Porno-Usern fordert, hat das Internet nicht verstanden.
Eine Warnmeldung über einer Frau, die auf dem Bett liegt
Foto: imago images | Panthermedia

Als die britische Regierung im April ein neues Gesetz vorstellte, war das eine schlechte Nachricht für alle Pornogucker. Im Namen des Jugendschutzes sollten im Vereinigten Königreich alle Pornoseiten einen Alterscheck einfügen. Und zwar nicht das "Bitte benutze diese Seite nur, wenn du über 18 bist", das man hierzulande manchmal wegklicken muss. Stattdessen sollten Pornoseiten ihre Kundinnen und Kunden nach offiziellen Dokumenten wie Ausweisen, Kreditkarten oder Führerscheinen fragen. Oder die User sollten in einen Laden gehen und für umgerechnet knapp sechs Euro einen "Porn Pass" kaufen.

Anzeige

Jetzt musste das Vorhaben aber erstmal zurückgestellt werden. Man wolle mehr auf Einheitlichkeit achten und die Altersbestätigung erst später einfügen, schrieb das Ministerium für Digitales in einem Statement. Trotzdem habe man den Schutz der Kinder im Blick und wolle an einer Altersbestätigung als festen Teil des Planes festhalten.


Auch bei VICE: Chinas Webcam-Industrie – Der moderne Goldrausch


Schon im Juni war klar, dass die EU der Cock-Blocker der Porno-Blocker werden würde. Weil das Gesetz zu spät nach Brüssel geschickt worden war, durfte es auch nicht in nationale Gesetze eingebunden werden.

Das Vereinigte Königreich, der sicherste Ort des Internets

Eigentlich wollte UK mit einem großen Gesetzespaket die Probleme im Internet angehen und Kinder vor Onlineübergriffen schützen. Ähnlich wie das Netzwerkdurchsetzungsgesetz in Deutschland sollten die Plattformen "ihrer Verantwortung gerecht werden", wie Theresa May in einem Tweet erklärte. Dafür sollten beispielsweise auch Altersüberprüfungen auf Social-Media-Seiten möglich sein.

"Wir wollen, dass das Vereinigte Königreich der sicherste Ort der Welt ist, um online zu gehen", sagte die für Digitales zuständige Ministerin. Für den Pornofilter sollte ausgerechnet die Firma MindGeek verantwortlich sein. Immerhin der weltweit größte Anbieter von Pornoseiten, zu dem auch die Marken YouPorn, Pornhub oder Brazzers gehören.

Dass die Briten jetzt weiter zu Onlinepornos masturbieren können, ohne ihre Ausweise einzuscannen, liegt nicht an der technischen Umsetzbarkeit. Eine schlechte Idee wäre es trotzdem. Die Datenbank, die dabei entstehen würde, wäre riesig. Fast die Hälfte der Männer schaut einmal die Woche Pornos. Mit dem Filter wüsste Mindgeek sehr genau, wer welche Filme schaut. Auch von dir, deinem Vater und deiner Bürgermeisterin.

Die Altersüberprüfung hätte vermutlich nur die getroffen, die keine Ahnung vom Internet haben. Mit einem VPN könnten Nutzerinnen und Nutzer der Pornoseite einfach vorgaukeln, sie säßen in Deutschland. Dann wäre man sicher vor jeder Altersüberprüfung.

Auch wenn die britische Regierung erstmal mit dem Altersfilter gescheitert ist. Britische Pornoliebhaber sind nicht sicher. Das Ministerium schreibt nämlich, dass es an der Idee festhalten will und weiter versuchen wird, Pornokonsum schwieriger zu machen. Für den Jugendschutz hätten Altersüberprüfungen eine zentrale Rolle. Vielleicht gehen dann demnächst ja wieder CDs mit Pornos rum, wie vor 15 Jahren.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat und Tarek auf Twitter.