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Diese Bündnerin skatet und arbeitet auf der ganzen Welt

Annina Brühwiler fährt mit ihrem Longboard Rennen in Europa und Indonesien – und arbeitet nebenbei für ihre vier Jobs.
Foto von Ozzie Anwar

Diese Geschichte wird dir präsentiert von UBS

"Ich kann nicht mehr als 200 Meter zu Fuss gehen, das ist gegen die Natur einer Skaterin", sagt Annina Brühwiler und lacht. Eines ihrer sieben Skateboards hat sie immer dabei. Heute ist es ein Longboard. Zudem schleppt sie einen riesigen Rucksack mit, in dem sie Handschuhe mit Bremspads, Hosen mit lederverstärkter Sitzfläche, Ellenbogenschoner, einen Rückenpanzer und einen Helm verstaut hat. An ihren Turnschuhen kleben Bremssohlen. Am Montag fuhr die 26-Jährige mit dieser Ausrüstung den Oberalppass zwischen Disentis und Andermatt hinunter, am Dienstag sass sie wieder im Büro in Zürich. Die Bündnerin arbeitet zu 60 Prozent in der Beratungsagentur doDifferent. Die Arbeitszeit kann sie sich frei einteilen und muss dazu nicht immer vor Ort sein. Sie arbeitet ausserdem als Freelancerin fürs Schweizer Radio und Fernsehen, als Promoterin für verschiedene Marken an Festivals und Events und als Marketingberaterin. Manchmal sieben Tage die Woche, manchmal nur drei. Es ist ihr sehr wichtig, dass Zeit für ihre Passion, das Skaten, bleibt: "Ein 100-Prozent-Job an einem Ort wäre nichts für mich". Die Möglichkeit des Remote Workings gibt Annina die nötige Flexibilität und Freiheit, sich in der Skateszene weiter zu etablieren.

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Foto von David Zehnder

Arbeiten und Skaten auf Bali

Nach dem Bachelor in Organisationskommunikation reiste Annina Ende 2016 für fünf Monate durch Indonesien, Fidschi, Neuseeland und Australien. Vor der Abreise zögerte sie, ein Brett mitzunehmen, entschied sich dann aber für ein kleines Streetskateboard. Kaum auf Bali angekommen, lernte sie über lokale Skate-Facebookgruppen einen Skatepark in Canggu kennen und auch die einheimischen Longboard-Crews von Bali und der Nachbarinsel Lombok. "Die Leute dort fahren Tricks, die wir uns nicht trauen würden und mit einer Ausrüstung, die fast auseinander fällt", erzählt sie. Dass sie bald wieder zu dieser Skateszene zurückkehren wollte, war für sie damals schon klar.

Foto zur Verfügung gestellt

Zurück in der Schweiz absolvierte sie ein Praktikum bei der Beratungsagentur, bei der sie auch heute noch arbeitet. Als der Vertrag auslief, eröffnete sich für sie eine Möglichkeit, die ihr sehr willkommen war: Von September bis Dezember 2017 konnte Annina auf Bali wohnen und von dort aus 20 Prozent für die Agentur in Zürich arbeiten und jeden Tag skaten.

Sie arbeitete an verschiedenen Tagen stundenweise für die Agentur. Die Zeitverschiebung auf Bali hilft vielen digitalen Nomaden, sich dem europäischen Arbeitsrhythmus anzugleichen: "Mein Chef konnte mir abends zu Schweizer Zeit etwas geben und am nächsten Morgen hatte er mein Feedback." Bali ist ausgerüstet für Digitale Nomaden: Es gibt zahlreiche Coworking-Spaces mit funktionierendem Internet. Aber Annina stellte fest: "Du musst der Typ fürs Remote-Arbeiten sein". Nicht alle könnten mit der Freiheit umgehen, und dort arbeiten, wo andere am Strand liegen. Auch musste sie lernen, strikter mit sich selbst zu sein: "An einem Tag in der Woche verzichte ich auf den Laptop und beantworte keine Geschäftsmails". Es bestehe sonst die Gefahr, dass man sich so selbst ausbeutet. Nach den drei Monaten auf Bali hat sie jetzt die Gewissheit, dass dieses Arbeitssystem für sie überall auf der Welt funktionieren würde. Es war nur das direkte Feedback, das ihr beim Arbeiten auf Bali am meisten fehlte: Im Büro in Zürich schaut sie kurz über den Bildschirm und kann ihre Arbeitskollegen jederzeit um Rat fragen.

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Foto von Duck Vader

Bis zu 80 km/h auf dem Skateboard

Neben der Arbeit für die Agentur blieb ihr genügend Zeit, auf Bali ihrer Leidenschaft nachzugehen. Sie ging täglich skaten und half im Skatepark in Canggu, den sie bei ihrer vorherigen Reise kennengelernt hatte, mit. Sie bespielte für den Park die sozialen Medien, organisierte Events und wollte auch das Skaten unter Frauen mehr fördern, sodass womöglich die Frauenquote in der Szene Schritt um Schritt ansteigt. Annina führte ein, dass am Dienstagabend Mädchen und Frauen gratis skaten und vom Park die Ausrüstung ausleihen können. Sie stand ihnen mit Tipps und einer helfenden Hand zur Seite. Das Angebot kam super an und läuft heute noch, jedoch ohne Annina als Instruktorin.

Auch in der Schweiz besteht die Longboard-Community vor allem aus Männern, wenn sie heute Passstrassen mit bis zu 80 km/h hinunter fährt, muss sie sich nicht selten von Schaulustigen anhören: "Ah, das ist ja eine Frau!". Doch die Frauenquote unter den Longboardern steigt zu ihrer Freude kontinuierlich an.

Eine "Männersportart" als Hobby

Annina skatet erst seit zweieinhalb Jahren. Damit in Kontakt kam sie aber schon viel früher: Vor mehr als zehn Jahren war das Projekt "Gorilla"an Anninas Primarschule im bündnerischen Rhäzüns. "Gorilla" will den Kindern verschiedene Freestyle-Sportarten näher bringen und sie für gesunde Ernährung und Achtsamkeit sensibilisieren. Dort stand sie zum ersten Mal auf einem Longboard. Damals traute sie sich aber nicht, diese "Männersportart" zu ihrem Hobby zu machen. Erst mit 23 Jahren kaufte sie sich ein eigenes Brett, nachdem sie Downhill-Skate-Videos auf YouTube gesehen hatte. Inspiriert hat sie auch die Prättigauerin Tamara Prader, die erst mit 27 Jahren zu longboarden begann und trotzdem an die Weltspitze fuhr. 2016 meldete sich Annina für ein "Womens Longboard Camp" an, wo sie wider Erwarten nicht die Älteste, sondern die Jüngste war.

Früher reiste Annina im Sommer von Festival zu Festival und besuchte so schon mal sechs Openairs am Stück. Heute bleibt dafür nicht mehr viel Zeit, im Sommer steht sie jetzt, so oft es geht, auf dem Brett. Letzten Sommer fuhr sie in Tschechien ihr erstes Rennen. Technisch war sie noch nicht auf dem Niveau der Anderen, aber sie sah das Rennen als Herausforderung: "Ich fuhr einfach gegen mich selbst."

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Mit der Zürcher Longboard-Community verabredet sich Annina per Whatsapp für Fahrten. Die Zürcher Crew trifft sich jeweils am Mittwoch und kurvt vom Rigiblick, rund 200 Meter über dem Niveau des Zürichsees, hinunter. Für Slide-Sessions, also um das Bremsen mit rutschenden Rollen zu üben, treffen sie sich in 30er-Zonen. Ausser einem geprellten Knie hat sie sich während des Skatens noch nie ernsthaft verletzt.

Foto von Ismar Abdul Novan

Notfallköfferchen statt Krankenwagen

Am letzten Abend auf Bali schmiss sie eine Abschiedsparty. Sie gab dafür die Hälfte des Lohn aus, den sie im Skatepark verdiente – sieben Franken pro Tag. Der Abschied währte nicht für lange: Im Mai 2018 fliegt Annina nach Lombok, wo sie an einem Skate-Event alte Bekannte trifft: Während in Europa an solchen Events die Kurven mit Heuballen ausgepolstert sind, ein Krankenwagen bereit steht und die Fahrer und Fahrerinnen Aussicht auf teils verschneite Berge haben, wird in Lombok ein Notfallköfferchen mitgenommen und die Kulisse besteht aus Palmen und Meer.

Skaten zum Beruf zu machen, das stand für Annina nie zur Diskussion. "Wenn ich damit Geld verdienen sollte, machte es mir keinen Spass mehr", sagt sie. Davon leben können die wenigsten, wer Glück hat, findet Sponsoren, die Material zur Verfügung stellen und den Flug an die Events bezahlen. Eine Grundausrüstung kostet rund 1.200 Franken.

Foto von Ismar Abdul Novan

Annina kann sich hingegen gut vorstellen, irgendwann nur noch remote zu arbeiten, um so weltweit zu skaten. Doch jetzt zieht sie den Lebensstil als digitale Nomadin erst einmal in der Schweiz durch, arbeitet mal im Büro, mal unterwegs. Dank ihres flexiblen Arbeitgebers kann sie im Sommer an Rennen und Events in ganz Europa reisen. Besonders freut sie sich, dass sie dieses Jahr erstmals selbst Skate-Workshops von "Gorilla" für Kinder leiten kann – dort, wo für sie damals mit dem Skaten alles begann.