Die Tatorte von Baltimore

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Die Tatorte von Baltimore

Im Mai stellte Baltimore mit 43 in der Stadt geschehenen Morden einen traurigen neuen Rekord auf. Der Journalist Trent Reinsmith hat sich einige der Tatorte angesehen.

Eine Gedenkstätte in der West Fayette Street von Baltimore (Alle Fotos vom Autor)

Mit 43 Morden war der Mai 2015 Baltimores tödlichster Monat seit August 1972—damals wohnten allerdings noch über eine Viertelmillion mehr Leute in „Charm City".

Ich habe mich aufgemacht und die vielen Tatorte der Stadt abgefahren.

An einigen Orten war es aufgrund der improvisierten Gedenkstätten sofort offensichtlich, dass dort ein Mord (oder auch gleiche mehrere) stattgefunden hat. Allerdings waren sie dadurch trotzdem nicht leichter verdaulich als die Tatorte, wo niemand irgendwelche Erinnerungsstücke niedergelegt hatte. Ballons, Schnapsflaschen und Stofftiere waren dabei am häufigsten zu sehen, aber manche Orte waren auch übersät mit an die Verstorbenen gerichteten Briefen oder Fotos.

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Fans der HBO-Serie The Wire finden die extreme Verbrechensrate in Baltimore vielleicht aufregend, aber nach dem Tod von Freddie Gray ist der Anblick von Stofftieren vor einem Haus, in dem eine Mutter und ihr siebenjähriges Kind ermordet wurden, doch eher ernüchternd.

Es folgen nun einige Eindrücke meiner Tour.

  1. Mai, 300 South Highland Avenue: Der in der Gegend als „Mr. Joe“ bekannte Mini-Supermarkt-Manager Yogesh S. wurde während eines Überfalls erschossen. Die drei maskierten Täter verließen das Geschäft mit leeren Händen, nachdem sie S. dreimal in den Kopf und einmal die Brust geschossen hatten.
  1. Mai, 400 Fallsway: Jorvon B. wurde vor diesem Gebäude der Hilfsorganisation Healthcare for the Homeless erstochen.
  1. Mai, 1000 North Mount Street: Freddie G. stirbt am 19. April, eine Woche nachdem er von der Polizei in der Nähe der Sozialwohnungsanlage Gilmor Homes festgenommen wurde. Die verantwortlichen Beamten wurden schließlich angeklagt.
  1. Mai, 1126 Montpelier Street: Melody J. war erst 30 Tage alt, als ihr hier tödliche Verletzungen zugefügt wurden. Im Polizeiverhör gab die Mutter Damira L. schließlich zu, ihr Kind so grob auf ihre Beine gesetzt zu haben, dass der Kopf des Babys nach hinten geschleudert wurde und gegen einen Fernsehschrank knallte.
  1. Mai, 2400 East Hoffmann Street: Hier wurde dem 29-jährigen Wade P. Jr. in den Kopf geschossen und der junge Mann wurde noch am Tatort für tot erklärt.
  1. Mai, 800 North Kenwood Avenue: Darrell A. stirbt während einer Schießerei durch einen Kopfschuss.
  1. Mai, 1900 Wilhelm Street: Als die Polizei in dieser kleinen Seitenstraße eintraf, war James M. bereits durch einen Kopfschuss getötet worden. In die Schießerei waren auch noch zwei andere Männer involviert, die aber beide überlebten.
  1. Mai, 2000 Hollins Street: An dieser Straßenecke wurde Umika S. in die Hüfte geschossen und sie erlag im Krankenhaus schließlich ihren Verletzungen. In der Straße ließen sich keine direkten Hinweise zu S. Tod finden, aber dieses alte Erinnerungsfoto hing immer noch an einer Straßenlaterne.
  1. Mai, 800 West Fayette Street: Shaquil H. wurde hier mit Schusswunden übersät in einem Auto gefunden. Er wurde zwar sofort ins Krankenhaus gebracht, aber die Ärzte konnten sein Leben nicht mehr retten. Ein zweites Opfer der Schießerei überlebte.
  1. Mai, 500 E. 21st Street: Zwar ist der Name des Opfers unbekannt, aber die Ballons und die Kerzenüberreste weisen darauf hin, dass er trotzdem für einige Menschen wichtig war.
  1. Mai, 100 Upmanor Road: Jennifer J. und ihr siebenjähriger Sohn wurden von ihrem Bruder tot aufgefunden—ihnen wurde in den Kopf geschossen und dann hat man sie einfach sterbend zurückgelassen.
  1. Mai, 1100 Washington Boulevard: Hier wurde dem 23-jährigen Justin M. in den Unterarm geschossen.
  1. Mai, 2000 Belair Road: Sowohl der 31-jährige Kevin H. Jr. als auch der 22 Jahre alte Thomas I. starben, als ihnen hier in den Kopf geschossen wurde.
  1. Mai, 1900 Collington Avenue: Terrell P. war einer der beiden Männer, denen hier in den Rücken geschossen wurde. P. erlag seinen Verletzungen, was ihn zu Mordopfer Nummer 43 machte.