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Popkultur

Alles, was du über Popel wissen solltest (Nom nom)

Zum Beispiel warum Popelessen gesund sein kann.

Foto: unripe content |  vimeo | CC BY 3.0

Na, hast du  Rhinotillexomanie oder vielleicht sogar Mukophagie? Hä? WIE bitte, WAS bitte? Auf Deutsch: Popelst du zwanghaft in der Nase (Rhino = Nase, Tillexis = Gewohnheit des Bohrens, Manie = der Zwang, etwas zu tun) oder isst du vielleicht sogar deine Popel (Mukophagie)?

Gib es einfach zu. Denn DASS du popelst, steht außer Frage. Der Beweis: Indische Wissenschaftler haben in einer Studie Schüler beobachtet und befragt. Das Ergebnis: Fast jeder popelt – und das rund viermal am Tag. Zudem fanden sie heraus, dass Popeln oft mit anderen Gewohnheitshandlungen, etwa Nägelkauen oder Kopfhautkratzen, zusammenhängt. Ganze 17 Prozent glaubten, ein ernsthaftes Popelproblem (also Rhino-Irgendwas) zu haben. Was sich zwar nach Nashorn anhört, aber weder putzig noch witzig ist. Zwanghaftes Nasenbohren kann zu Blutungen, Verletzungen und Austrocknung der Nasenschleimhaut führen. Betroffene werden mit bösen Blicken und Schamgefühlen gestraft: "Es fing damals während meiner Abiturvorbereitung an und lässt mich seitdem nicht mehr los. Ich mache dies natürlich nicht in der Öffentlichkeit, aber zu Hause meist ununterbrochen", beginnt ein Eintrag in einem Forum für Betroffene. Und weiter: "Ich weiß, es hört sich sehr lächerlich an und ich schäme mich auch dafür." Keine Frage: Wer öffentlich popelt, hat es schwer.

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Wer's zu Hause schön heimlich macht, fährt besser damit. Aber wie oft ist zu oft? Auf der Seite web4health.info kursiert der Rat, man solle medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, wenn man täglich über eine Stunde (addiert, nicht am Stück) in der Nase bohrt. Gründe für diese Krankheit seien Zwangsstörungen, motorische Ticks oder Aufmerksamkeitsmangel.

Aber nun mal zum Power-Potenzial von Popeln: Das Gegenteil von krank ist, wer seine Popel isst. Kein Scherz. Das behauptet jedenfalls der Professor Scott Napper von der kanadischen Universität Saskatchwan. Der Biochemiker sagt, dass Popelessen die körperlichen Abwehrkräfte stärke, der Popel-Snack sei so etwas wie eine natürliche Impfung: Dreck fressen, um Dreck fernzuhalten. Ein Popel ist nämlich genau das: Dreck. Eine Mischung aus getrockneter Rotze, kleinen Härchen und Staubpartikeln. Und wenn der Finger in der Nase steckt, kommen noch ein paar Keime dazu. Ein bisschen ist Popeln auch ein niemals endender Kreislauf, ein körperliches Perpetuum mobile: Wenn man rumpopelt, kommt es in der Nase schon mal zu Hautabschürfungen. Die wiederum können bluten und auf das Blut wiederum stehen die Keime, die du mit deinem Finger in die Nase beförderst. Das alles zusammen verkrustet und  – yay!  – du kannst wieder loslegen. Aber, Obacht beim Rumstochern: Im schlimmsten Fall lösen die Keime Entzündungen aus, was Übelkeit, Kotzerei und Durchfall bedeuten kann.

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Harte beziehungsweise klebrige Facts über deine mal grünlich-weich und cremigen, mal bräunlich-hart und krustigen Nasenbewohner gibt's auf www.popel.info. Neben dem vielversprechenden Claim – "Alles über Popel" – gibt's noch viel vielversprechendere Topics: "Popel essen?", "Blutige Popel" oder "Geschmack von einem Popel". Yummie. Erstmal wird erklärt, WAS ein Popel überhaupt ist: "Rein wissenschaftlich betrachtet handelt es sich bei Popel um Nasensekret, das sich verdickt hat und aus diesem Grund nicht mehr aus eigener Kraft in den Rachenraum abfließen kann. Die Folge ist logisch: Das Sekret bleibt in der Nase, wird dicker und verklumpt schließlich." Aha. Und wozu das Ganze? "Es ist erwiesen, dass Popel zum einen die Atemluft befeuchten und diese zum anderen von Staub reinigen." Soweit, so unspektakulär. Interessanter: Der Popel, Bullemann (Ruhrgebiet) oder Nasenmann (Süddeutschland) kommt in vielen verschiedenen Looks und Größen daher. Grünliche Verfärbungen weisen auf bakterielle Entzündungen hin, gelbe Schleimbrocken sind Indizien für Eiter und möglicherweise eine Nasennebenhöhlenentzündung.

Und, zum Schluss, DIE Fragen aller Fragen: Wie schmeckt das gute Zeug? Salzig, wird in der Redaktion spekuliert. Wissen tut es (einschließlich der Autorin) NATÜRLICH niemand.

Bei popel.info weiß man allerdings Bescheid: In sieben Punkten wird erklärt, worauf es beim Popelessen ankomme, verdichten lässt sich das Ganze in den drei goldenen Regeln des Popelns: nicht öffentlich, schön deskret und nicht teilen. Auf popel.info heißt es weiter, der Popel schmecke gemeinhin salzig und schleimig. Allerdings: "Die Qualität der Popel unterscheidet sich je nach Lebensraum, Klima und Jahreszeit. Untersuche dein Nasenbrot auf Farbe, Größe, Geruch, Konsistenz, Form und – natürlich – Geschmack. Zu empfehlen ist die gelbgrüne und schleimige Variante, geschmacklich beliebter sind im Allgemeinen jedoch die rostbraunen Popel von krossiger Konsistenz und Bissfestigkeit."

Die WIRKLICHE Fragen aller Fragen muss lauten: Wohin mit dem Zeug, wenn es mal draußen ist? Kügelchen und schnips … weg damit? Oder doch lieber unter den Tisch oder an die Klotür damit? Eine Recherche zu möglichen Studien ergab unglücklicherweise, dass es keinerlei Untersuchungen darüber gibt, wo die Popel am Ende landen. Also, liebe Wissenschaft: Finger raus aus der Nase und ran an die Forschung. Wir warten auf popelige Erkenntnisse (Sorry, einmal mussten wir diesen Wortwitz noch unterbringen.)

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