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Drogen

Ich habe die seltsamsten Speisen, die man high gegessen hat, nüchtern getestet

"Es schmeckt nach etwas, das nicht passieren sollte—wie ein Hund, der mit einer Katze Sex hat."

Drogen sind kein Spaß, Kinder. Wer glaubt, dass Cannabis eine leichte Droge ist, die ohne wirkliche Nebenwirkungen eingenommen werden kann, der irrt. Denn eine gepflegte Waachheit geht nicht selten mit Fressanfällen Hand in Hand. Der geübte Kiffer wappnet sich mit diversen Junk-Food, bevor er sich in die Welt der motivationslosen Langsamkeit und der Hausfrauen-Philosophie beamt.

Der nicht vorbereitete Kiffer kotzt sich an, weil er gerade gefrorene Cordon Bleus zu sich genommen hat, bekommt Verdauungsschwierigkeiten, weil er Energy-Drinks mit chinesischen Nudeln mischt oder lebt für immer mit der Gewissheit, dass er eines Tages Bongwasser gesoffen hat.

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Aber was, wenn die Ideen die man high hatte—abgesehen davon, Bongwasser zu trinken—, tatsächlich gar nicht so schlecht sind? Immerhin schwören manche darauf, dass Kiffen irgendwie genial macht und viele Kunstwerke, die heute als Weltkultur angesehen werden, sind ebenfalls berauscht entstanden. Ich meine: Können wir mit Gewissheit davon ausgehen, dass der Mensch, der herausgefunden hat, dass Kuhmilch trinkbar ist, nüchtern war? Ich denke nicht. Trinken wir trotzdem gerne Kuhmilch? Ich denke schon.

Vielleicht kitzelt THC also den Jamie Oliver in uns heraus. Vielleicht hat das alles einen Sinn, den wir nüchtern nicht nachempfinden können, weil unser drittes Auge geschlossen ist und unser Hirn nur auf die nüchternen Denkstrukturen zurückgreift. Vielleicht sind waache Ideen gar nicht so waach. Ich habe sechs seltsamste Speisen, die nach der Einnahme von THC zubereitet worden sind, nüchtern probiert, um es rauszufinden. Gern geschehen.

GEFRORENES CORDON BLEU (MARKUS, 33)

"Tiefgefrorene Cordon Bleus sind eigentlich das perfekte Partyessen. Was man dabei oft vergisst: Bei Partys bekommt man meistens erst Hunger, wenn man schon drei, vier Joints geraucht und ein, zwei Deziliter Whisky getrunken hat.

Wir hatten also nicht mehr das beste Zeitgefühl und haben die Cordon Bleus noch halb gefroren aus dem Rohr geholt. Sie waren unser Proviant für einen Ausflug in die Au, wo ich mit einem Freund dann noch zwei Joints mit Salvia Divinorum rauchten. Als wir die kalten, halbrohen Stücke dann endlich runtergewürgt hatten,kamen sie uns sofort wieder hoch. Wir mussten sehr viel lachen, während wir uns ans Donauufer übergeben haben."

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Hier erklärt Chakuza, wie man ein ordentliches Cordon Bleu zubereitet.

Nüchterne Verkostung: Was man auch oft vergisst: Gott schuf Zeitangaben auf Tiefkühlkost, um uns zu schützen. Es ist wider die Natur des Menschen, sich gewaltvoll gegen diese Zeitangaben aufzulehnen, auch wenn es oft vorkommt. Der Unschuldige, der seine Pizza tatsächlich ganze 20 Minuten im Rohr lässt, werfe den ersten Stein. Wie schmeckt also ein gefrorenes Cordon Bleu? Es schmeckt nach Panier, es schmeckt nach etwas, was man definitiv nicht essen sollte und der Käse ist nicht geschmolzen—was irgendwie das Highlight an der speziellen und viel teuereren Art von Schnitzel ist.

INSTANT-NUDELN MIT ENERGY-DRINK (FREDI, 24)

"Vor zwei Jahren wollte ich mit Freunden fortgehen—ein besonderer Act war in der Stadt und es war eigentlich fix geplant, dass wir da hingehen. Ich glaube, wir hatten sogar Tickets. Ich habe den Fehler gemacht zu meinen Kiffer-Freunden vorglühen zu gehen. Das hat leider das Kiffen miteingeschlossen.

Während sie ganz gemütlich in der Couch versanken, war mein Geist zwischen der mentalen Motivation und der körperlichen Trägheit hin- und hergerissen. Also öffnete ich einen Energy-Drink—ich wollte die Vorstellung von der Party noch nicht aufgeben—um mich wieder ein bisschen zu pushen.

Seid froh, dass ihr nur mit dem Anblick aber nicht mit dem Geruch konfrontiert werdet! Foto: Von der Autorin

Als ich Munchies bekam, hatte ich die glorreiche Idee, meine Instant-Nudeln mit dem Energy-Drink aufzuweichen und so zu essen. Wir haben uns totgelacht und es haben alle probiert—fertiggegessen hat niemand. Fort waren wir auch nicht—wir sind bei South Park eingeschlafen und um acht Uhr morgens aufgewacht."

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Nüchterne Verkostung: Unfassbar, wie widerlich eine Speise riechen kann. Es hat wie Erbrochenes gerochen. Wirklich—Energy-Drink und Nudeln riecht sehr nach der Nussdorfer Straße Samstagnacht. Und es schmeckt auch so. Die harten Nudeln geben dem Ganzen einen Nagel-Flair. Es ist die widerlichste Speise, die ich in meinem Leben bisher gekostet habe. Kein Witz. Sie riecht widerlich, sie schmeckt ekelhaft, die Konsistenz ist scheiße. Ich verstehe überhaupt nicht, wie ich das damals nicht riechen konnte. Ich zweifle an meiner eigenen Geschichte und/oder psychischen Gesundheit. So etwas Enttäuschendes habe ich mir selbst noch nie angetan.

Spätzle mit Zitronensaft (Sam, 29)

"Bevor mich die sogenannte Afterhour in ihren Bann gezogen hat—das ist schon ein paar Jahre her—, war ich nach dem Fortgehen meistens noch so vernünftig und bin einfach Essen gegangen. Es gibt nämlich Lokale wie die Wolke, oder früher das Café Drechsler, da konnte man halbwegs gemütlich testen, wie lange man es noch packt.

Wenn man ein paar Stunden zu R'n'B—don't judge me—oder dem Guetta abgeht—OK , now you can judge me —, sind nachher echt ein paar arge Gelüste auf die Welt gekommen. Im Drechsler hab ich mir meistens eine Gulaschsuppe und Käsespätzle erlaubt."

Fredi wurde sogar dabei gefilmt, als sie die spätabendlichen bis frühmorgendlichen Kulinar-Einfälle verkostet hat:

Viel zu essen war schon immer eine Profi-Disziplin von mir. Irgendwann einmal, war ich mit einer Freundin unterwegs und sehr neidisch auf ihr Schnitzel. Zum Trost habe ich meine Spätzle ebenso in Zitronen-Saft ersoffen. Ich weiß nicht mehr, wie es geschmeckt hat, aber ich schätze, eh bestimmt geil."

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Nüchterne Verkostung: Ich glaube, mit Zitronensaft verhält es sich wie mit Ketchup. Man kann es schon überall dazutun und es wird Menschen geben, die eine Perversion entwickelt haben, aber es wertet nicht immer den Geschmack auf. Spätzle mit Zitronensaft sind essbar, aber nicht empfehlenswert.

MILKSHAKE MIT POMMES (JULIA*, 26)

"Ich habe meine ersten Gras-Erfahrungen mit 18 gesammelt. Da ich noch neu unter den Kiffern war und außerdem ständig kein Geld hatte, war ich immer bei Freunden kiffen. Ich wusste ja selbst nicht, wo ich mir Gras holen könnte und es fühlte sich damals noch sehr illegal an. Ich dachte man geht zu Mafia-Bossen, die Waffen Zuhause haben.

Das schloss leider mit ein, dass ich als unerfahrener Kiffer jedes Mal den öffentlichen Heimweg bestreiten musste. Außerdem konnte ich damals wegen meiner finanziellen Situation nicht einfach mehrere Speisen beim Lieferanten bestellen, so wie ich es jetzt tue. Also habe ich meine paar Euros zusammengekratzt, um mir bei einer Fast Food-Kette Essen zu holen.

Ich glaube, es schmeckt gar nicht so schlecht. Ich habe sogar Freunde, die essen das ganz normal so.

Einmal war es ein Erdbeershake und Pommes. Ich habe nicht nachgedacht und im Lokal dann angefangen, meine Pommes in den Shake zu tunken. Das habe ich ziemlich lange unbewusst gemacht, bis es mir auffiel. Seit dem habe ich es noch ein paar Mal high gemacht, ich glaube es schmeckt gar nicht so schlecht. Ich habe sogar Freunde, die essen das ganz normal so."

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Nüchterne Verkostung: Es war durchaus essbar. Dass die Kombination aus salzig und süß funktionieren kann, wissen auch die Belgier. So komisch es wirkt: Es ergänzt sich wirklich ziemlich gut—vor allem, wenn man bedenkt, dass in gewissen Fast-Food-Läden die Pommes eh nicht nach Kartoffel, sondern mehr nach Pappe schmecken.

Hier gibt's eine Liebeserklärung zu diesem gewissen Fast-Food-Laden

BONGWASSER (MARIO, 30)

"Als ich 14 war, bin ich waach mit Freunden zusammengesessen. Ich meinte dann, dass das Bongwasser eigentlich sehr schön ist. Also, ich habe die grünliche Farbe bewundert. Daraus entwickelte sich eine jugendliche Wette. Dazu sei gesagt, dass es frisches Bongwasser war. Geschmeckt hat es trotzdem nicht."

Nüchterne Verkostung: Wer schon mal Bongwasser auf seinem Boden hatte, kennt den bissigen und harzigen Geruch. Es riecht nach einer Mischung aus Aschenbecher und Verderben. Und genauso schmeckt es auch. Es schmeckt wirklich ganz genau so wie es riecht. Hier habe ich zwar nur einen Minischluck gemacht—trotzdem konnte sich das vollmundige, erdige Aroma in meinem Mund entfalten. Nicht mal bei der berühmten "Filzpappen" würde ich zu diesem Getränk raten. Bongwasser heißt Bongwasser, weil es in die Bong gehört.

FRITTATENSUPPE MIT WEISSWEIN (AUCH SAM, 29)

"Diese Idee stammt aus meiner Ära als Köchin, genauer gesagt sogar noch als Küchengehilfin. Damals wurde ich in das Geheimnis eingeweiht, was all die Speisen in halbwegs guten Lokalen immer so delikat macht: Wein.

Jeder angebratene Shit wurde mit Wein abgelöscht. War also kein Wunder, dass ich zu einer Speise-Alkoholikerin wurde. Vor allem, wenn ich da eh schon etwas eingeraucht war, wurde das Verlangen nach Rausch und Gourmet-Life noch stärker. Die anderen hauen sich Maggi aufs Futter, ich hau mir Maggi in den Wein. Zumindest damals, weil ich eine harte Braut war."

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Was all die Speisen in halbwegs guten Lokalen immer so delikat macht, ist Wein.

Nüchterne Verkostung: Ich habe sofort den Gedanken dahinter verstanden und ich bin mir sehr sicher, dass es ab 0.5 Promille wohlschmeckend ist. Der Haken daran: Der Wein, der bei Profiköchen delikate Speise verfeinert, kostet wahrscheinlich mehr als1.99 Euro und ist somit von Haus aus wohlschmeckend. Der von mir verwendete Wein kostete aber exakt 1.99 Euro und fällt unter die Rubrik "Schädl tut schon beim Saufen weh". Somit konnte mich die sauere Suppe nicht überzeugen—aber ich wäre bereit, das Ganze noch mal mit teuererem Wein und einem Rausch zu probieren.

Schinkenjoghurt ( Peter*, 23)

"Ich war mit einem Kumpel bis 06:30 Uhr fort. Beim Heimgehen haben wir dann zwei Putzfrauen gesehen, denen wir unsere ausgerissenen Straßenblumen schenkten. Wie sich herausstellte, arbeiteten die beiden in einem Hallenbad.

Wir schlichen uns hinter ihnen rein und versuchten, die Wasser-Übungen einer Senioren-Gruppe nachzumachen. Zu Hause waren wir davon dann sehr erschöpft und hatten großen Hunger. Im Kühlschrank war nur mehr ein Würstchen, Vanille-Joghurt und Schinken. Mein Kumpel hat sich einfach das Würstchen geschnappt und mir blieben nur noch Schinken und Joghurt. War auch gut."

Peters* Lieblingsspeise ist hier ähnlich professionell angerichtet wie er sie damals entdeckt hat. Foto: Von der Autorin

Nüchterne Verkostung: Fun Fact: Peter* (Name wurde von der Redaktion geändert) ist überzeugt davon, dass diese Speise gut schmeckt. Auch nüchtern. Mir hat es nicht geschmeckt. Es hat nach etwas geschmeckt, das nicht passieren sollte—wie zum Beispiel der Koitus eines Hundes mit einer Katze. Oder wie ein Digimon in einer Pokémon-Folge. Oder wie Kleinkind-Kandidatinnen bei Miss-Wahlen. Genauso schmeckt Schinkenjoghurt. Genau. So.