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rechte Gewalt

Rechte sollen am Wochenende mindestens zwei Messerattacken verübt haben

In Köln sticht ein Mann einem anderen ins Gesicht. In Sachsen-Anhalt greifen zwei Jugendliche einen Journalisten an. Ist das die "arabische Messerkultur"?
Foto: Messer: imago | emil umdorf || Polizeiauto: imago | Deutzmann || Montage: VICE

Ein sächsischer AfD-Politiker beschwört Mitte September das Horrorszenario einer "importierten arabischen Messerkultur". Am vergangenen Donnerstag twittert die NPD über "Messerangriffe von Merkel-Asylanten", die "kein Ende nehmen" –– und dann kommt es am Wochenende tatsächlich wieder zu zwei Messerattacken. Wer nicht genau hinsieht, könnte also auf den Gedanken kommen: Die Warnungen von NPD und AfD sind berechtigt.

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Tatsächlich häufen sich gerade Meldungen von Messerattacken. Doch was nicht zur Version vom bösen Flüchtling passt, sind dummerweise: die Fakten. Hinter den Angriffen vom Wochenende stecken nicht "Araber" oder "Merkel-Asylanten", sondern die vermeintlichen Opfer.

Am frühen Sonntagmorgen verletzte in Köln ein 24-Jähriger einen Gleichaltrigen mit einem Messer im Gesicht. Laut der Mitteilung der Polizei Köln wartete das Opfer, ein türkischstämmiger 24-Jähriger, mit seinen Freunden an einer Haltestelle auf die Straßenbahn, als der Täter die Gruppe ausländerfeindlich beschimpft haben soll. Dann ging er mit einem Messer auf die Gruppe los. Er verletzte das Opfer im Gesicht, das daraufhin stürzte. Der Täter flüchtete. Doch weil Augenzeugen sofort die Polizei alarmierten, konnte sie ihn noch festnehmen. Das Opfer kam ins Krankenhaus, wie die Polizei gegenüber VICE bestätigte. Nun ermittelt die Polizei wegen eines fremdenfeindlichen Hintergrunds der Tat.


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Einen Tag später die nächste Meldung, diesmal aus Sachsen-Anhalt: Wieder greifen Rechte ihr Opfer mit einem Messer an. Der Vorfall zeigt, dass längst nicht nur Migranten Zielscheibe von rechter Gewalt sind. Wie das Naumburger Tageblatt berichtete, attackierten zwei Jugendliche am Freitagabend einen freien Journalisten, der für die Zeitung arbeitet. Einer der Jugendlichen stach ihm ein Messer in den Bauch – sechs Zentimeter tief. Der andere zeigte den Hitlergruß.

Nach dem Angriff flüchteten die beiden. Das Opfer rief erst die Polizei und kam dann ins Krankenhaus. Nach Angaben der Zeitung ermittelt die Polizei nun. Sie geht davon aus, dass es sich bei den Tätern um Deutsche handelt.

Es ist nicht das erste Mal, dass rechte Politiker eine "Messerepidemie" durch Geflüchtete inszenieren, obwohl gleichzeitig mehr rechte Angriffe bekannt werden. Unter dem Titel "Messerepidemie grassiert" veröffentlichte die AfD eine Grafik mit vermeintlichen Fällen, in denen Geflüchtete andere mit einem Messer attackiert haben sollen. Doch über die Hälfte der Fälle ist nicht so abgelaufen, wie die AfD es suggeriert hat. Auch damals hatten die rechten Trolle eher Messer als Fakten auf ihrer Seite.

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