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#artikel13

5 Tricks, um auch ohne Wikipedia Dinge herauszufinden

Du willst auch heute deinen Wissensdurst stillen oder einfach nur Recht haben? So geht's.
Was tun wenn Wikipedia down
Wikipedia: imago | mis || Junge: imago | Photocase

Es ist der absolute Albtraum für alle Studierenden, Besserwisser und all jene, die ihre Freizeit gerne damit verbringen, nach der Landeshauptstadt von Togo zu suchen, sich komplett im Linklabyrinth zu verlieren und sich nach drei Stunden auf einem Artikel über das Mariko-Aoki-Phänomen (den Drang, beim Eintreten in eine Buchhandlung sofort kacken zu müssen) wiederzufinden. Jaja, Du würdest jetzt gerne googlen, ob das stimmt, aber das geht nicht: Wikipedia ist down.

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Die deutschsprachige Seite der Online-Enzyklopädie ist am heutigen Donnerstag für 24 Stunden offline, um gegen die geplante EU-Urheberrechtsreform zu protestieren. (Warum der Protest nötig ist, werdet ihr verstehen, wenn ihr dieses Interview mit dem Typen lest, der die Reform angestoßen hat, obwohl er offenbar noch nie im Internet war.)

Eine wichtige Geste also, dieser Protest. Sehr löblich. Nur: Wo sollen wir jetzt unser Wissen herbekommen? Wie soll man denn jetzt die durchschnittliche Penislänge eines Westeuropäers ermitteln oder herausfinden, wer Adenauer war?

Nun, keine Sorge! VICE, auch bekannt als die alexandrinische Bibliothek unter den Online-Content-Schleudern, hat ein paar Tipps für euch zusammengetragen.

1. Einen anderen Menschen fragen

Ja, wir wissen, dass das verrückt klingt, aber: Probiert es doch einfach mal aus! Dreht euch doch einfach mal zu der netten Dame hinter euch in der Schlange bei der Post um und fragt sie:

"Hey, können Sie mir vielleicht die Hauptstadt von Togo nennen? Oder eben schnell verraten, ob man statt 'Bibliothek von Alexandria' auch 'alexandrinische Bibliothek' sagen kann? Ich muss das für einen Artikel wissen!"

Ihr werdet sehen, das führt zu ganz neuen Verbindungen und Erkenntnissen, und den Alltag peppt es sowieso auf. Klar, die meisten Menschen wissen so gut wie nichts richtig und werden euch ausschließlich halberinnerten Unsinn erzählen, aber das ist ja jetzt egal – weil es sowieso niemand nachprüfen kann, denn Wikipedia ist down!

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2. Ein Buch lesen

Nicht super originell, der Ratschlag, aber: Es funktioniert wirklich! Beispiel: Du musst für dein Geschichts-Studium dringend eine Hausarbeit über den Prager Fenstersturz schreiben, hast aber natürlich keine Ahnung, was damals passiert ist und bist dir eigentlich auch nicht hundert Prozent sicher, ob Prag in Tschechien oder Ungarn liegt – kein Stress! Du bist Student, du musst noch nicht alles wissen!


Auch auf VICE: Wie man sich aus einer Sekte befreit


Normalerweise würdest du dir das jetzt in 10 Minuten auf Wikipedia zusammenlesen und dann zwei Stunden mit deinem Fortnite oder Jojo spielen – was ihr Studenten halt so macht. Aber heute läuft das anders:

Heute gehst du nämlich schnurstracks in die Bibliothek und suchst dir zwanzig Bücher über den Dreißigjährigen Krieg (und eine Europakarte) heraus. Auf dem Weg durch die Gänge siehst du einen wunderschönen jungen Typen, der verträumt den Rücken einer Kritischen Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft streichelt. Schüchtern fragst du ihn, ob er weiß, was der Prager Fenstersturz ist, aber irgendwie kommt das so komisch und doppeldeutig raus, dass ihr euch beide zu lange anschaut, und plötzlich küsst ihr euch, und du siehst blitzartig ein, dass dir der Prager Fenstersturz, der Dreißigjährige Krieg und die ganze Geschichte scheißegal sind, du willst einfach nur leben, und dann rennt ihr zusammen aus der Bibliothek und springt in einen Zug nach Italien.

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Seht ihr: Bücher funktionieren wirklich.

3. Sich selber einen Teilchenbeschleuniger bauen

Franz Josef Wagner, der große Bild-Kolumnist, hat in seinem wie immer sehr lesenswerten Brief an Wikipedia heute nicht nur geschrieben, dass er gerne an Handwerkern riecht und den Wiki-Streik "beschissen" findet. Sondern auch, dass Wikipedia "die Autoren, die Regisseure, die Journalisten, die Forscher, die Dichter und Denker" für ihr Wissen bezahlen sollte.

Was auf der einen Seite vollkommen bescheuert ist. Aber auf der anderen Seite – machst du es dir nicht wirklich ein bisschen einfach, wenn du immer irgendwelche Fremden für dich das Wissen zusammentragen lässt? Warum versuchst du nicht mal selbst herauszufinden, was ein Photon wiegt? Nicht so faul, frisch ans Werk, so 'ne kilometerlange, millimetergenau geplante Röhre baut sich nicht von selbst! Und wo du grade dabei bist: Kannst du gleich auch noch rausfinden, wie man ein Tarnkappenflugzeug baut, um Franz-Josef Wagner unauffällig nach Togo zu bringen?

4. Denk dir doch einfach was aus

Setz dich doch einfach mal hin, schließ die Augen und denk einfach mal drüber nach: Was ist deiner Meinung nach die Einwohnerzahl von Bottrop? Was empfindest du als die richtige Antwort auf die Frage, was ein ICE wiegt? Und wie fühlst du, dass die Kriminalität in deutschen Großstädten sich entwickelt?

Ist ja gut möglich, dass es dir mit der richtigen Mischung aus mentaler Entspannung und messerscharfer Konzentration irgendwie gelingt, eine Verbindung zum Universalbewusstsein der Menschheit, dem gesammelten Wissen unzähliger Generationen herzustellen und die richtigen Antworten zu finden. Und wenn nicht: siehe bei Trick 1, niemand kann deinen Bullshit überprüfen, Wikipedia ist down!

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5. Geh in ein Altenheim und frag die Leute einfach wie es wirklich war

Alte Leute lieben es, wenn man sie besuchen kommt – sogar, wenn sie einen noch nie vorher gesehen haben. So einsam sind sie! Es ist schrecklich, wie wenig unsere Gesellschaft Alter und Weisheit wertschätzt. Aber du kannst dir das zunutze machen!

Wenn du das nächste Mal wissen willst, wie das damals eigentlich alles abgelaufen ist, und wer als erstes auf wen geschossen hat (Spoiler: Das waren WIR, dreimal hintereinander), dann geh doch einfach in das nächstes Altenheim, schnapp dir irgendeinen Rolli-Piloten, fahr mit dem kurz in den Park – und frag nach Herzenslust los!

- Was habt ihr damals eigentlich angestellt?
- Was ist der Unterschied zwischen Mata Hari und Hara Kiri?
- Warum habt ihr so oft sehr kurze Hosen mit sehr langen Socken getragen – warum nicht einfach lange Hosen???
- Und aus der Sicht von jemandem, der das alles damals miterlebt hat: Welcher Jan ist schlimmer für die Gesellschaft – Fleischhauer oder Böhmermann?

Schürf in dieser Goldgrube, bombardier den Oldtimer mit Fragen, bis die Pfleger euch endlich finden und ihn dir wieder entreißen! Denn auch hier gilt: Du wirst vielleicht nicht genau das erfahren, was du ursprünglich wissen wolltest. Aber dafür wirst du Dinge lernen, von denen du gar nicht wusstest, dass du sie nicht wissen wolltest!

In diesem Sinne: Geht raus da, nutz den Wikipedia-freien Tag und lerne! Lernt, lernt, lernt so viel ihr noch könnt, bevor eure Smartphones euch endgültig die letzten Synapsen weggespült haben. Scientia est potentia!

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