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Kunst

Ein Künstler verkauft in Braunschweig Seife aus menschlichem Fett

Und beschäftigt sich mit der Frage, ob es möglich ist, sich von der eigenen Schuld reinzuwaschen.

Es gibt Menschen, die vor Freude sabbern, wenn ihnen der Geruch von gebratenem Schweinespeck in die Nase weht. Das würde sich recht schnell ändern, wenn es sich um Menschenspeck handeln würde. Es ist gesellschaftlich nicht sonderlich angesehen, Human-Resteverwertung zu betreiben. Das hat den Künstler Julian Hetzel jedoch nicht davon abgehalten, eben das zu tun. Der 37-jährige Hetzel hat sich menschliches Fett besorgt und daraus Seife gemacht.

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Von außen sieht der "Self"-Store in der Braunschweiger Burgpassage aus wie jeder andere Laden, in dem Spinat-Smoothie-Trinker überteuerte Seifen kaufen können. Er ist jedoch Teil von Julian Hetzels Kunstperformance "Schuldfabrik", die er im Rahmen des Festivals Theaterformen erstmalig in Deutschland zeigt. Darin setzt er sich mit dem Thema Schuld auseinander und bietet den Besuchern an, sich mit Seife von ihrer persönlichen Schuld reinzuwaschen. Die Seife allerdings ist aus Menschenfett, hergestellt aus dem, was von Fettabsaugungen übrig bleibt.

Hetzel ist weiß, männlich, deutsch und katholisch getauft. Er selbst sagt dazu auf der Seite des Theaterformen Festivals: "Ich habe sicher das maximale Schuldpaket abbekommen." Er will zeigen, wie Menschen versuchen, sich von dieser Schuld reinzuwaschen, durch Konzepte wie "ethischen Handel, soziale Verantwortung von Unternehmen und Ego-Shopping". "Das ist eine neue Form des Ablasshandels", sagt er.


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Seine Pop-up-Store-Performance befasst sich sowohl mit religiöser, als auch historischer und ökonomischer Schuld. Dass sich die Besucher wirklich von ihrer persönlichen Schuld reinwaschen, funktioniert allerdings nicht: Wer sich erst einmal als Teil der " Schuldfabrik" begreife, habe laut Hetzel keine Entschuldigungen mehr.

Wirklich neu ist die Idee, reichen Menschen das Fett aus ihren Schönheits-OPs zu klauen und es ihnen anschließend als Seife zurück zu verkaufen jedoch nicht – Tyler Durden in Fight Club hat das 1996 schon vorgemacht. Aber anders als in Fight Club fließt der Erlös hier an ein Brunnenprojekt im Kongo.

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