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Terrorismusverdacht

Bayerische Polizei denkt, Syrer habe Sprengstoffgürtel – dabei wollte er womöglich nur bei einer Prüfung schummeln

Trotzdem wird jetzt gegen den 22-Jährigen ermittelt.
Foto: Polizeipräsidium Oberbayern Süd

Bayern hat Anfang dieses Monats seine Grenzpolizei reaktiviert, dabei ist sie für viele Menschen so notwendig wie ein Bibelkurs an einer Schule voller Teenies, die Kay-One-Songs nachsingen. Die Asylanträge in Deutschland nehmen kontinuierlich ab, laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) haben im Juni etwas mehr als 11.000 Geflüchtete einen Erstantrag gestellt. Dennoch sah es für die Schleierfahnder der Kreuther Grenzpolizei am Wochenende erst so aus, als hätten sie mit ihrer Arbeit zumindest ein schweres Verbrechen verhindert: Im Wagen eines Syrers fanden die Beamten ein Objekt, das wie ein Sprengstoffgürtel aussah. Dabei hatte der vermeintliche Terrorist etwas absolut Harmloses im Sinne.

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Wie das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in einer Pressemitteilung schreibt, habe sich der Mann bei einer verdachtsunabhängigen Personenkontrolle am Wochenende ordnungsgemäß ausweisen können. Der 22-Jährige lebe in Deutschland, auch sein Wagen habe ein deutsches Kennzeichen gehabt, so die Polizei. Trotzdem habe das Fahndungsteam im Anschluss den Rucksack des Mannes kontrolliert – und dabei einen Fund gemacht, der den Polizisten laut eigenen Angaben "das Blut in den Adern gefrieren" ließ.


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Dem ersten Anschein nach habe im Rucksack ein Sprengstoffgürtel gelegen, schreibt das Polizeipräsidium. Ein Irrtum, wie sich später herausstellte: "Tatsächlich handelte es sich aber um eine harmlose Konstruktion von elektronischen Komponenten", schreibt das Präsidium, der vermeintliche Sprengstoffgürtel sei in Wahrheit "ein Traum prüfungsgestresster Schüler".

Der 22-Jährige wollte also nichts in die Luft sprengen, sondern womöglich allerhöchstens bei einer Prüfung schummeln. Wie der Mann erklärte, sei seine Bauchbinde eine Unterstützung für die theoretische Führerscheinprüfung gewesen: Der oder die Geprüfte lege den Gürtel unter der Kleidung an und befestige die angekabelte Knopfloch-Kamera an der Jacke. Damit könne eine zweite Person die Prüfungsfragen mitverfolgen, die richtigen Antworten recherchieren und über einen In-Ear-Kopfhörer durchgeben.

Ob der Mann oder andere Menschen den womöglich kreativsten Spicker des Jahres bereits eingesetzt hat, wollte er der Polizei nicht sagen. Das wird der 22-Jährige vorerst allerdings auch in Zukunft nicht können: Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Betrugs – den Gürtel hat sie "zur Auswertung" eingezogen.

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