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Teenager

Die hessische Polizei hat am Dienstag stundenlang nach einer imaginären Freundin gesucht

Um seinen Freund zu beeindrucken, dachte sich ein 18-Jähriger eine Freundin aus. Und dann ihre Vergewaltigung.
So ein Hubschrauber war aber wahrscheinlich nicht im Einsatz | Foto: imago | Rüdiger Wölk

Teenager zu sein, das ist die Hölle. Der Druck ist enorm: Man ist noch nicht richtig erwachsen, muss aber trotzdem ständig beweisen, dass man reif und cool ist. Vor allem, wenn es um Sex geht. Obwohl die meisten keine Ahnung davon haben, sind Teenager besessen von Sex. Und vor allem beurteilen sie einander gnadenlos danach, ob und wie viel Sex der andere schon hatte. Wer da nicht mitziehen kann, hat es alles andere als leicht.

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Aber Teenager sind ja auch nicht völlig bescheuert: Wenn sie keinen echten Sex haben, dann denken sie sich einfach welchen aus. Dass das aber auch ordentlich in die Hose gehen kann, wenn man es zu weit treibt, zeigt die Geschichte, die am Dienstagabend im hessischen Rotenburg passiert ist.

Zwei 18-jährige Freunde aus dem Landkreis Bad Hersfeld-Rotenburg hatten dort nämlich anscheinend schon eine ganze Weile ein ausgeklügeltes Spiel am Laufen: Jeder hat dem jeweils anderen vorgegaukelt, eine Freundin zu haben. Und beide haben sich unabhängig voneinander Zweithandys besorgt, um sich selbst inbrünstige WhatsApp-Nachrichten mit ihren jeweiligen (nicht realen) Freundinnen zu schreiben und dann voreinander damit anzugeben. Und beide dachten sie, dass die Freundin des jeweils anderen echt sei. Wie gesagt, das Teenager-Alter ist eine komische Zeit.


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Aufgeflogen ist das ganze am Dienstag, als der eine (nennen wir ihn A) dem anderen (nennen wir ihn Django) kurz vor sechs Uhr morgens eine Nachricht bei WhatsApp schrieb, in der er behauptete, seine (wie gesagt: frei erfundene) Freundin sei gerade in einer Gaststätte in Rotenburg vergewaltigt worden. Was er sich dabei gedacht hat, wissen wir nicht. "Das war so 'ne Geschichte, wo er den anderen mal erschrecken wollte", sagt Manfred Knoch von der Bad Hersfelder Polizei gegenüber VICE.

Das hat auf jeden Fall funktioniert. Django war äußerst erschrocken und rief sofort die Polizei. Die rückte dann auch gleich aus und begann eine groß angelegte Suchaktion in der ganzen Innenstadt, um das angebliche Vergewaltigungsopfer zu retten. "Das war schon recht aufwändig, was da gestern getrieben wurde", sagt ein hörbar genervter Knoch.

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Und jetzt wird es erst richtig bizarr: Die Polizei rief dann auch A an, um mehr über die mutmaßliche Vergewaltigung zu erfahren. Anstatt die ganze Sache aufzuklären, hielt A einfach an seiner Fiktion fest und meinte, er sei mittlerweile schon nach Hause gefahren. Kurz darauf schrieb er Django, seine Freundin sei jetzt wieder frei. Ganz so einfach sollte er aber nicht aus der Sache herauskommen.

Erst als die Polizei nach knapp vier Stunden immer noch keinen Erfolg bei der Suche nach der nicht realen Vergewaltigung hatte und schließlich vor seiner Haustür auftauchte, gab A auf. "Da hat er dann gemerkt, dass er in die Enge getrieben ist", erklärt Manfred Knoch. "Er gab auch gleich zu, großen Mist gebaut zu haben."

Besonders lustig fand die Polizei die ganze Aktion nicht. "Natürlich sind wir erleichtert gewesen, dass es keine Vergewaltigung gegeben hat", sagt Knoch. "Aber die ganze Geschichte war schon sehr unangenehm. Sie müssen sich vorstellen, wir gehen da von einer schweren Straftat aus, und dann müssen wir solche Sachen hören. Das findet keiner wirklich lustig."

Der 18-Jährige hat sich bei den Beamten entschuldigt und angeboten, die Kosten für den Polizeieinsatz zu übernehmen, immerhin circa 2.000 Euro.

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