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Draufspringen, bodyslammen, mit der Tanzpartnerin die Theke brechen

Ein "Tänzer" aus Jamaika ist wohl dann doch etwas über das Ziel hinausgeschossen. Frauenverachtung in einer neuen Dimension. Und 62.000 Shares und 7 Millionen Views.

Hier war noch fast alles in Ordnung. Screenshot: Facebook

"Andere Länder, andere Sitten", heißt es ja im Volksmund. Auch deshalb sollte man doppelt—nein, besser dreifach—überlegen, bevor man mit dem Finger auf fremde Kulturen zeigt und an ihren Sitten oder Bräuchen etwas zu bemängeln hat. Erst recht, wenn es deren musikalische Vorlieben oder ihre Art zu tanzen betrifft. Ich persönliche feiere ja die Kosaken und ihre Kunst durchzudrehen, auch wenn ich nicht sicher bin, ob das im braven Österreich durch den Tanz-TÜV gehen würde. Andererseits, was heißt schon "braves Österreich"? Vieles ist Klischee, nicht jedem Österreicher sind das Taktgefühl und die Passion der Wildecker Herzbuben eigen und nicht jeder Spanier oder Italiener ist der feurige Tänzer, wie er in Groschenroman dargestellt wird.

Wo Verallgemeinerungen vielleicht dann eher zutreffen, ist bei den Tanzstilen an sich. Die einen sind einfach exaltierter als andere, oder körperbetonter, oder sexuell aufgeladener. Foxtrott ist nun mal nicht Tango. Auch was bei Dancehall und ähnlichen Rhythmen teilweise auf dem Parkett abgeht, ist manchmal wie von einem anderen Stern … oder aus der Hölle, wie nun ein Video von einer "Tanzveranstaltung" auf Jamaika beweist. Der Tänzer nennt sich selbst "Marvin the Dancer", nur ist das weniger eine Tanzform als vorsätzliche Körperverletzung, was der Frauenfeind da abzieht.

Überhaupt stehen immer mal wieder Teile der jamaikanischen Musikszenen in der Kritik, besonders homophob und frauenverachtend zu sein—teilweise rufen in ihren Songs Dancehall-Reggae-Musiker wie Beenie Man, Buju Banton, T.O.K. offen zum Gaybashing und zur Tötung homosexueller Männer auf. Das folgende Video offenbart das zweitgenannte Problem: Den Umgang mit Frauen und ihrem teilweise schon internalisiertem Rollenbild. Denn spätestens bei der angeflogenen Trockenfick-Nummer hätten die meisten von uns an Stelle der Dame die Tanzeinlagen für beendet erklärt. Sie dagegen scheint unverwüstlich, bis "Marvin the Dancer" zu seinem Finishing Move ansetzt.

Großes Tennis ist auch die Reaktion des Publikums, nachdem Marvin auf der Tänzerin gelandet ist und zur Trockenvergewaltigung ansetzt: Erstmal Feuerzeug anmachen wie bei einem Marius-Müller-Westernhagen-Konzert. Für Romantik soll ja schließlich auch gesorgt sein. Doch genug der Worte. Hier die Bilder: